Große Ferien vor der Haustür - Die Reisetrends 2007
Berlin/dpa. - Es ist ein simples Wort, aber es weckt sofort Emotionen: «Ferien! Das klingt wie zwei Portionen gemischtes Eis mit Schlagsahne. Noch dazu Große Ferien!», so hat es Erich Kästner schon 1934 in seinem Kinderbuch «Emil und die drei Zwillinge» geschrieben.
Nicht nur Schulkinder zählen die Tage bis zu den Zeugnissen, auch viele Erwachsene freuen sich auf die Ferien. Als Destination ist 2007 neben vielen Sonnenzielen im Süden vor allem Deutschland gefragt.
Fragt man die Reiseveranstalter nach den Sommertrends, so sind vor allem zufriedene Töne zu hören. Die Deutschen seien wieder bereit, für Urlaub «mehr Geld auszugeben, wenn die Qualität stimmt. Das war vor zwei, drei Jahren noch anders», sagte Volker Böttcher, Chef der TUI Deutschland in Hannover, dem «Touristik Report». Eine Buchungszurückhaltung nach der Mehrwertsteuererhöhung im Januar habe es nicht gegeben, freut sich auch der Deutsche Reiseverband (DRV) in Berlin. «Ob Städtereisen, Kurzreisen oder Fernreisen - alles läuft bei uns prima», so Antje Günther von Dertour in Frankfurt/Main. Das habe natürlich auch mit der guten Konjunktur in Deutschland zu tun.
Stärker als früher gefragt sind Ziele innerhalb Deutschlands. Die Fußball-WM 2006 habe bei vielen Bundesbürgern die Einstellung zu Urlaub zwischen Alpen und Ostsee positiv verändert, sagt Günther. Doch auch im sonnigen Süden werden wieder viele Deutsche ihre Handtücher an den Stränden und Swimmingpools ausbreiten. Bei TUI gibt es viele Buchungen unter anderem für Griechenland, Spanien, Portugal und Nordafrika, sagt Firmensprecherin Anja Braun. Bei den Marken des Thomas-Cook-Konzerns sind ebenfalls Spanien, Tunesien und Ägypten stark gefragt, sagt Sprecherin Nina Dumbert in Oberursel (Hessen).
Besonders froh sind die Reiseveranstalter über das Comeback der Türkei: Nach Antalya, Istanbul und an den Ostrand der Ägäis zieht es wieder deutlich mehr Deutsche als 2006. Die Reisewelle, die in den vergangenen Jahren im Mittelmeer immer wieder mal nach Westen und mal nach Osten geschwappt war, ist derzeit also eher auf dem Weg Richtung Bosporus. Etwas mehr Platz in der Hochsaison bekommen damit Mallorca-Urlauber: Das Reiseziel Nummer eins am Mittelmeer, das 2006 besonders gefragt war, liegt etwa bei TUI und Thomas Cook leicht im Minus.
Auch wer sich kurzfristig für sein Sommerreiseziel entscheidet, wird nach Ansicht der Veranstalter noch genug Auswahl haben. Beim Last-Minute-Spezialisten L'tur in Baden-Baden zeichnet sich bereits ab, dass Ziele wie Mallorca, Griechenland, die Kanaren, die Türkei und die arabischen Emirate «stark nachgefragt und auch gut verfügbar sein werden», so Sprecherin Tanja Dauth. Jedoch gelte bei Buchungen in letzter Minute dass Urlauber unter Umständen sehr flexibel sein müssen. «Ausweichen auf andere Termine oder Flughäfen in benachbarten Bundesländern, in denen noch keine Ferien sind», empfiehlt Dauth.
Zunehmend mehr Deutsche allerdings meiden für Urlaubsreisen auch die Zeit der Sommerferien. Ägypten oder die Türkei bei 40 Grad zu erleben, macht nicht jedem Spaß, und von Kästners «zwei Portionen gemischtes Eis mit Schlagsahne» bliebe dann schnell nur eine sahnige Pfütze. Paare ohne Nachwuchs reisen oft im Mai/Juni oder September, Familien mit Schulkindern entscheiden sich inzwischen oft für den Oktober. «Den Sommer durch die Herbstferien zu verlängern, liegt im Trend», sagt DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch. Eine Abkehr von den Sommerferien als Hauptreisezeit bedeute das aber nicht. «Große Ferien» bleiben für viele also das, was sie schon für «Emil und die drei Zwillinge» waren: schöne und spannende Tage am Strand.