Google steigert Gewinn trotz der Krise
Mountain View/dpa. - Der erfolgsverwöhnte Internet-Konzern Google hat der weltweiten Wirtschaftskrise im ersten Quartal mit einem Gewinnsprung getrotzt.
Viele Werbekunden kürzten ihre Budgets, doch das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View hat sich rechtzeitig auf das düstere wirtschaftliche Umfeld eingestellt und die Ausgaben zurückgefahren. «Wir bewegen uns weiterhin in unbekanntem Gelände», warnte Vorstandschef Eric Schmidt am Donnerstag (Ortszeit).
Zugleich machte er aber Hoffnung auf neue Umsatzquellen, etwa dank der Videoplattform YouTube und durch das mobile Internet.
Die Zahlen sind angesichts des schwierigen Umfelds beachtlich: Der Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar (1,1 Mrd Euro), der Umsatz wuchs auch dank des guten Deutschland-Geschäfts um sechs Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorquartal fiel der Erlös zwar erstmals seit dem Börsengang (minus drei Prozent), trotzdem übertraf der Suchmaschinen-Konzern die Erwartungen der Aktionäre. Die Google-Aktie legte an der Wall Street um mehr als neun Prozent zu.
Google ist allerdings im großen Internetzirkus ein Pony, das nur einen Trick beherrscht: 97 Prozent der Einnahmen stammen aus der Suchmaschinen-Werbung. Der Marktführer konnte seinen ohnehin großen Vorsprung bei der Suche im Netz weiter ausbauen. Im Gefolge stieg auch die Zahl der bezahlten Klicks auf Werbeanzeigen - 17 Prozent Plus im Vergleich zum Vorjahr.
Das Kerngeschäft ist also kerngesund. «Google ist noch profitabler, als die Zahlen vermuten lassen», meint der Accenture-Berater und Google-Experte Ralf Kaumanns. So sei das Cash-Polster von 8,6 auf 10,4 Milliarden Dollar angewachsen. «Google stapelt anscheinend in der Wirtschaftskrise tief.»
Trotzdem spart der Konzern - das können die Mitarbeiter jeden Freitag im Hauptquartier beobachten. Beim wöchentlichen Treffen, dem «Townhall Meeting», stellt das Unternehmen neue Googler vor. Die Zahl der Neueinstellungen ist aber mittlerweile überschaubar: «Früher waren es 50, 100 oder mehr - heute sind es nur noch ein oder zwei», sagt eine Programmiererin. Im März gab es beim einstigen Jobwunder sogar Entlassungen: In Verkauf und Marketing fielen 200 Jobs weg. So ist die Mitarbeiterzahl im abgelaufenen Quartal erstmals in der Unternehmensgeschichte leicht auf 20 164 Beschäftigte gesunken.
Auch bei den Projekten, die Google-Programmierer anstoßen, sitzt das Geld nicht mehr so locker. Das Unternehmen beendete diverse unprofitable Online-Dienste und stieg auch aus der Vermarktung von Zeitungsanzeigen und Radiowerbung aus.
Mit den Quartalszahlen gab Google bekannt, dass sein Videoportal YouTube mit mehreren Hollywood-Studios Verträge abgeschlossen hat und damit zumindest in den USA vornehmlich ältere TV-Serien und Filme zeigen darf. Dafür richtet YouTube extra eine Rubrik ein, um die professionell gemachten Inhalte von den Nutzer-Schnipseln zu trennen und so ein attraktives Werbeumfeld zu schaffen. Langfristig seien auch Bezahlmodelle denkbar, sagte Google-Chef Schmidt. Bislang verliert der Konzern mit seinem Videoportal Geld, vor allem wegen der hohen Serverkosten. Credit Suisse schätzt, dass 2008 ein Minus von 470 Millionen Dollar auflief.
Ein grüner Roboter verkörpert die Hoffnung auf eine weitere vielversprechende Umsatzquelle: das mobile Internet. Google führt eine Allianz an, die ein Betriebssystem für Handys namens Android entwickelt - der Maschinenmensch ist sein Symbol. Suchmaschine und Mailprogramm des Konzerns sind fest in der Software verankert. Nun kündigte Eric Schmidt an, dass bald mehrere «signifikante Geräte» auf den Markt kommen. Damit stehen die Chancen gut, dass immer mehr Verbraucher auch unterwegs das Internet nutzen und auf Google- Anzeigen klicken.