Gipfeltreffen der Moderne in Bonn
Bonn/dpa. - Schlag auf Schlag geht es zur Zeit bei der Bundeskunsthalle in Bonn: Nach der Eröffnung der großen Modigliani-Retrospektive, begann eine Woche später das «Gipfeltreffen der Moderne».
Das vom deutschen Maler Gerhard Richter zum Lieblingsmuseum erklärte Kunstmuseum Winterthur (Schweiz) ist vom 24. April bis zum 23. August mit rund 250 Bildern und Skulpturen zu Gast am Rhein. Dem Besucher werde eine Sammlung von allerhöchster Qualität präsentiert, sagte der Intendant der Bundeskunsthalle, Robert Fleck, am Mittwoch bei der Präsentation der Schau. Er stellt sie in eine Reihe mit den Erfolgsausstellungen des Museum of Modern Art (MoMA) und des Guggenheim Museums in seinem Haus.
Beim Gang durch die Ausstellung erlebt der Besucher eine Zeitreise durch die Kunst, beginnend bei den Impressionisten bis hin zur aktuellen Gegenwartskunst. 96 Künstler sind vertreten, deren Namen für sich sprechen. Eugén Boudin, Claude Monet und Alfred Sisley machen den Anfang. Es folgt Vincent van Gogh, dessen Porträt des Postmanns Joseph Roulin auch das Ausstellungsplakat ziert.
Auch namhafte Künstler aus der Schweiz sind vertreten wie etwa Ferdinand Hodler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem großen Landschaftsmaler Europas wurde, Giovanni Giacometti - Vater Alberto Giacomettis - und Félix Valloton. Weiter geht es mit Robert Delaunay, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso und Oskar Schlemmer und etwa Paul Klee.
Bei der Gegenwartskunst bleibt der Blick des Besuchers natürlich bei Werken von Richard Artschwager und Gerhard Richter hängen. Von ihm wird auch eine seiner seltenen plastischen Arbeiten gezeigt. Es ist ein Kreuz aus reinem Gold. Als Atheist habe er es machen wollen, weil es das wichtigste Zeichen für unsere Geschichte sei, gerade da man diese Zeichen heute ungern sehe, heißt es dazu im Wandtext.
Den Schlusspunkt der Ausstellung in der Abteilung «Fiktionen» setzt Thomas Schütte mit seiner Keramik «You Are My Stars». Dazu reproduzierte er schlichte Eiformen, deren Oberflächen er individuell bearbeitete und mit Glasuren bemalte. Durch das Brennen veränderten sich die Farben. Es entstanden schillernde, an geisterhafte Wesen gemahnende Figuren, passend zu dem der Werkgruppe zugrundeliegenden Kinderreim «Sonne, Mond und Sterne».
Die Sammlung des Kunstvereins Winterthur wird zum ersten Mal außerhalb des eigenen Hauses gezeigt, da das Museum renoviert wird. Aus der 1848 gegründeten Künstlergesellschaft ging wenig später der Kunstverein Winterthur hervor, der bis heute Träger des Kunstmuseums und Eigentümer der Sammlung ist. 1908 wurde der Bau des Museums initiiert, der 1915 abgeschlossen wurde.
Besuchern der Bundeskunsthalle sei neben dem «Gipfeltreffen der Moderne» und der Modigliani-Schau im 1. Stock des Hauses auch die Ausstellung «Tschechische Fotografie im 20. Jahrhundert» empfohlen. Wer dann nach einer Tasse Kaffee wieder zu Kräften gekommen ist, der sollte gegenüber im Bonner Kunstmuseum die Ausstellung der druckgrafischen Werke Wassily Kandinskys nicht verpassen.