Gewichtheben Gewichtheben: Ronny Weller bricht Wettkampf verletzt ab
Athen/dpa. - Der Geist war willig, das Fleisch war schwach: Ronny Wellers Körper hat beim historischen Kraftakt versagt. Der 35 Jahre alte Gewichtheber aus dem pfälzischen Waldsee musste den Wettkampf im Superschwergewicht nach dem zweiten Versuch im Reißen wegen einer Schulterverletzung abbrechen.
Damit platzte sein Traum, als erster Gewichtheber der Welt fünf olympische Medaillen zu gewinnen. «Ich glaube, ich bin zu alt für den Scheiß», bekannte der Ausnahme-Athlet.
Olympiasieger wurde wie vor vier Jahren in Sydney der Iraner Hossein Rezazadeh, der mit einer Zweikampflast von 472,5 kg seinen Weltrekord einstellte. Nach 210,0 kg im Reißen verbesserte er zudem seine Weltbestmarke im Stoßen um 500 Gramm auf 263,5 kg. Silber ging an den Letten Viktors Scerbatihs (455,0) vor dem Bulgaren Welitschko Tscholakow (447,5).
Weller konnte im zweiten Versuch die 200 kg schwere Last nicht über dem Kopf fixieren und zog sich dabei eine schmerzhafte Verletzung in der rechten Schulter zu. Die erste Diagnose lautete Verdacht auf Sehnenabriss. Zum dritten Versuch bei 202,5 kg trat der Olympiasieger von 1992 erst gar nicht mehr an. «Es hat geknirscht in der Schulter. Dann ging nichts mehr», sagte der überraschend gefasst wirkende 152-Kilo-Koloss. Um das scheinbar Unmögliche noch möglich zu machen, wollte der Pechvogel nochmals auf die Bühne. «Ich hatte mich noch fürs Stoßen warm gemacht, doch bei 170 Kilo merkte ich, dass es keinen Zweck hat», sagte Weller. Ob er seine Karriere mit diesem Wettkampf beenden wird, wusste er noch nicht.
«Auf jeden Fall werden wir Ronny auf der olympischen Bühne nicht mehr sehen», sagte Cheftrainer Frank Mantek resigniert und fügte hinzu: «Wir wollten Geschichte schreiben. Da blutet einem das Herz. Wenn der Körper schreit, muss man halt Schluss machen. Ich habe mich persönlich bei ihm bedankt für die vielen wunderschönen Jahre mit ihm.» Sein Musterschüler hatte 1992 in Barcelona Gold, 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney Silber sowie 1988 in Seoul Bronze gewonnen.
Mit zunehmendem Alter ist Weller, der in seiner einzigartigen leistungssportlichen Karriere 49 Medaillen bei Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften gewonnen hat, auch immer verletzungsanfälliger geworden. Seinen letzten großen Wettkampf bestritt er bei den Europameisterschaften im April in Kiew, als er mit 437,5 kg Dritter wurde. Seinen letzten erfolgreichen WM-Auftritt hatte er 1997 als Zweitplatzierter mit 450,0 kg.
Durch Wellers Scheitern blieben die deutschen Gewichtheber erstmals seit 1968 ohne Olympia-Medaille. Mit den Plätzen 12 durch Andre Rohde (Frankfurt/Oder), 14 durch Ingo Steinhöfel (Chemnitz) und 20 durch Rene Hoch (Berlin) hat der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) zudem äußerst schlechte Karten, wenn es um die Vergabe von finanziellen Mitteln in der Sportförderung geht. «Das ist ein Desaster», resümierte Mantek die magere Bilanz, ohne nach Ausreden zu suchen.