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Gewichtheben Gewichtheben: Drama um Olympiasieger Weller

Von Gunnar Meinhardt 12.12.2001, 17:31
Strahlend präsentiert der deutsche Gewichtheber Ronny Weller am 26. September 2000 im Convention Centre in Sydney nach der Siegerehrung für das Gewichtheben im Superschwergewicht der Männer seine Silbermedaille. Der Superschwergewichtler wäre am Dienstag (11.12.2001) am Redondo Beach bei Los Angeles an der kalifornischen Pazifik-Küste in stürmischer Brandung fast ertrunken, wenn ihn sein Vater nicht gerettet hätte. dpa (Zu dpa 0175 vom 12.12.2001)
Strahlend präsentiert der deutsche Gewichtheber Ronny Weller am 26. September 2000 im Convention Centre in Sydney nach der Siegerehrung für das Gewichtheben im Superschwergewicht der Männer seine Silbermedaille. Der Superschwergewichtler wäre am Dienstag (11.12.2001) am Redondo Beach bei Los Angeles an der kalifornischen Pazifik-Küste in stürmischer Brandung fast ertrunken, wenn ihn sein Vater nicht gerettet hätte. dpa (Zu dpa 0175 vom 12.12.2001) dpa

Los Angeles/dpa. - Das Drama hatte sich am fast menschenleeren Redondo Beachereignet. Am letzten Tag seines einwöchigen Trainingsaufenthalts inLos Angeles wollte sich der Olympiasieger von 1992 noch einmal imOzean aalen. Die Sonne schien wie an schönsten Sommertagen, aberkräftiger Wind sorgte für mannshohe Wellen. Der gut 140 kg wiegendeHerkules ließ sich davon aber nicht abschrecken. Er stürzte sich indie Fluten, bis er keinen Boden mehr unter den Füßen hatte.

Urplötzlich jedoch verging dem viermaligen olympischenMedaillengewinner der Spaß - der Überlebenskampf begann. Ausgelöstwurde er durch einen «wahnsinnigen Krampf» im linken Oberschenkel.Die Schmerzen waren so gewaltig, dass Weller in Panik geriet und dieKontrolle über seinen Körper verlor. Mit hektischen Handbewegungenversuchte er seinen etwa 150 m entfernt am Strand liegenden Vater aufseine lebensbedrohliche Situation aufmerksam zu machen. Die Tragikwollte es, dass der 32 Jahre alte Sportsoldat auch noch Wasserschluckte. «Da wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte.Eigentlich hatte ich nicht mehr mit meinem Vater gerechnet»,schilderte Weller die dramatischen Minuten zwischen Leben und Tod.

«Als ich nach Ronnys Winken nur noch seinen Bauch sah, schoss esmir durch den Kopf: Da stimmt was nicht, du musst helfen. Dann binich losgerannt wie ein Irrer», erzählte Günther Weller, dessen Filiusbei den Eishockey-Profis der Los Angeles Kings trainierte. Das Glückwollte es, dass der 58-jährige Vater als Sportoffizier und Trainerjahrzehntelang als Rettungsschwimmer Erfahrungen gesammelt hatte.

Als Weller sen. seinen Sohn erreichte, drohte dieser zu ertrinken.Mit Routine griff er den Koloss und spürte sofort, dass der extremeAtemprobleme hatte. «Mir war klar, das ist ein Stimmritzenkrampf, derausgelöst wird, wenn Wasser in die Luftröhre gelangt. Also habe ichgleich nach seiner Kehle gegriffen, um den Kehlkopf zu massieren. Ichdachte, ich gehe mit ihm unter, denn gleichzeitig habe ich versucht,ihn an Land zu ziehen. Ich weiß nicht, wie mir das gelang», sagteWeller nach der Heldentat, bei der er sich eine schmerzhafte Zerrungin der rechten Hüfte zuzog.

«Ich war in meinem Leben noch nie so fertig und glücklichzugleich», sagte der Lebensretter mit strahlenden Augen. Vor 12Jahren hatte Ronny schon einmal Glück im Unglück gehabt, als er einenVerkehrsunfall überlebte.

Ernsthaft verletzt hat sich der 11fache Weltrekordhalter diesmalnicht. Sein Einsatz am Samstag im Bundesliga-Duell zwischen TSGHaßloch und KSV Hostenbach scheint fraglich. «Ich stehe noch immerunter Schock, und die Muskeln in meinem Bein sind verhärtet. Es siehtnicht gut aus», meinte Weller vor seinem Heimflug am Mittwoch.