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Gewichtheben Gewichtheben: Die Auferstehung des Oliver Caruso

Von Günter Schulz 25.11.2002, 14:45
Oliver Caruso ist nach vier Jahren wieder an der Weltspitze zurück (Foto: dpa).)
Oliver Caruso ist nach vier Jahren wieder an der Weltspitze zurück (Foto: dpa).) PAP

Warschau/dpa. - Der «Bär von Obrigheim» ist nach vierjähriger, bitterer Leidenszeit wieder daheim - in der Weltspitze. Oliver Caruso schmückte sich bei den Gewichtheber-Weltmeisterschaften in Warschau mit dem Titel im Reißen, holte Bronze im olympischen Zweikampf und wurde Vierter im Stoßen. 387,5 kg (Reißen 180,0/Stoßen 207,5) standen am Ende zu Buche. Die gleichen Platzierungen hatte der 28-Jährige exakt vor vier Jahren bei seinem letzten großen Wettbewerb, der WM im finnischen Lahti, erreicht.

Die Story des Oliver Caruso klingt wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Nach der WM 1998 verletzt sich der Ausnahme- Athlet aus dem baden-württembergischen Obrigheim an der Hüfte, rennt von Arzt zu Arzt. Drei Operationen helfen nur scheinbar weiter. Für Sydney 2000 beißt er auf die Zähne, qualifiziert sich im Stile des großen Kämpfers, bis die Verletzung doch wieder aufbricht und er auf Olympia verzichten muss. Zudem hat er in seinem engsten privaten Umfeld einen schockierenden Todesfall zu verarbeiten. Caruso ist am Boden, fliegt vier Wochen allein in den Urlaub, selbst ohne die Freundin und heutige Frau.

Dann beginnt die Rettung mit einem neuerlichen Arztbesuch, bei einem Spezialisten in Bremerhaven. Wieder folgt ein Eingriff, die Schmerzen sind mit einem Mal weg. Ab jetzt geht es aufwärts. In Lörrach bei den diesjährigen deutschen Meisterschaften drei Wochen vor der WM demonstriert er erstmals nach vier Jahren wieder seine alte Leistungsstärke. In Warschau dann lässt er die Medaillen tanzen. «Es ist eine echte Genugtuung, nach dem ganzen Mist, den ich in den letzten vier Jahren durchgemacht habe. Ich habe es allen gezeigt, vor allem auch denen, die mich schon abgeschrieben haben», sagte der Sportsoldat, als er freudestrahlend in den Armen seiner Betreuer lag.

Endlich stand Caruso allein im Rampenlicht. «Als ich 1996 Olympia- Bronze geholt habe, passierte in Atlanta das Bombenattentat. Sonst dreht sich bei uns ja immer alles um Ronny Weller, dem ich das von Herzen gönne. Aber heute freue ich mich, dass ich mal allein im Rampenlicht stehe.» Und das wurde gefeiert. Seine vier treuesten Fans waren für zwei Tage extra nach Warschau gekommen. «Ich danke allen, die mir auf dem Weg hierhin geholfen haben», sagte der Schützling von Trainer Rolf Feser.

So schön das WM-Gold im Reißen auch glänzt, Zweikampf-Bronze ist wichtiger. Diese Platzierung sichert Caruso die Eliteförderung der deutschen Sporthilfe. «Nachdem ich teilweise sogar meine Arztrechnungen in der dunklen Zeit aus eigener Tasche gezahlt habe, ist mir das sehr wichtig.»