Gerhard Richter in Frankreich
Grenoble/dpa. - Auf dem internationalen Kunstmarkt gehört Gerhard Richter zu den teuersten zeitgenössischen Künstlern. Besondere Wertschätzung erfährt der Deutsche in Frankreich.
Unter dem Titel «Richter in Frankreich» zeigt das Museum in Grenoble bis zum 1. Juni rund 45 Werke des in Dresden geborenen Malers, die Frankreichs öffentliche Kunsteinrichtungen in den vergangenen 25 Jahren erworben haben. «Nach Deutschland und Amerika dürften sich in Frankreichs Museen wohl die meisten Werke von Richter befinden», sagt Guy Tosatto, der Direktor des Kunstmuseums in der Alpenstadt.
Viele der Arbeiten wurden Anfang der 1980er Jahre erworben. Die ersten Exponate stammen aus den 1960er Jahren, die jüngsten aus dem Jahr 2000. Dazwischen liegen 40 Jahre vielfältiges künstlerisches Schaffen, die in Grenoble Einblick in die Werkentwicklung eines besonders komplexen Oeuvres geben.
Das Museum vereint nicht nur alle in den öffentlichen Sammlungen vertretene Richter-Werke, sondern spiegelt durch die Auswahl auch die Rezeption des Künstlers in Frankreich. Darum trägt die Ausstellung auch den Titel «Richter in Frankreich», wie Tosatto erklärte. Wie die Franzosen das Oeuvre des in Köln lebenden Malers wahrnehmen, lässt sich am Ende der Ausstellung folgendermaßen definieren: Minimalistisch, konzeptuell und heterogen.
Richter misstraut allem Festgelegten und jeglicher Bindung an eine Bildsprache. «Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtung, ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen», pflegt der Künstler zu sagen. Und so wird der Besucher gleich im ersten Saal mit Richters überraschenden Stilveränderungen und -brüchen konfrontiert, wenn er neben einer Text-Schautafel ein Werk aus Richters Spiegel-Serie sieht und wenige Gemälde weiter einige seiner abstrakten Kompositionen, die durch ihre expressive Farblichkeit und technische Komplexität bestechen.
Die Bilder des deutschen Malers haben in den vergangenen Jahren auf dem internationalen Kunstmarkt Rekordpreise erzielt. Zuletzt wurden für eines seiner Gemälde bei einer Auktion in New York umgerechnet über zehn Millionen Euro bezahlt. «Die meisten Werke wurden in den 80er Jahren gekauft als sie noch erschwinglich waren», erklärte der Museumsdirektor weiter. Heute müsse man auf Papierarbeiten ausweichen wie die abstrakten Zeichnungen und Aquarelle aus den Jahren 1991, 1994 und 1999.
Die ersten Aquarelle und Zeichnungen des Künstlers gehen auf das Jahr 1964 zurück und sind wie seine Gemälde auf der Grundlage von Fotografien entstanden. Sein filigranes zeichnerisches Werk wurde wegen der ambivalenten Beziehung Richters zu dieser Bildgattung erstmals ab 1985 ausgestellt.
Viele der Leihgaben stammen aus dem Centre Georges Pompidou in Paris, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Nîmes und dem Kunstmuseum in Toulon. Museen, die dem Künstler früh schon große Einzelausstellungen gewidmet haben, wie das Centre Pompidou, das Richter bereits 1977 mit einer Retrospektive würdigte.
Eine große Ausstellung über die Porträt-Malerei Richters läuft derzeit (bis 31.Mai) in London, in München ist ebenfalls ein große Schau, «Gerhard Richter - Abstrakte Bilder», bis zum 17. Mai zu sehen.