Gemäldegalerie Gemäldegalerie: Patrizier besucht Fürsten
Dessau/MZ. - Am Sonnabend wurde in der Orangerie des Georgiums die Ausstellung "Zeichnungen aus Meisterhand - Die Sammlung Uffenbach" eröffnet. Gezeigt werden 100 Blätter aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen.
Weil die Gemäldegalerie Ausstellungen gern in den Kontext der eigenen Sammlung stellt, wurde im Fremdenhaus gleichzeitig eine kleine, feine Exposition analog thematisierter Zeichnungen eröffnet. Die Dessauer Sammlung speist sich zu einem gehörigen Anteil aus der Stiftung der Henriette Amalie von Anhalt-Dessau. Da die verstoßene Prinzessin in Frankfurt am Main lebte und nur gut dreißig Jahre jünger als Uffenbach war, gibt es Parallelen zwischen der adligen und der bürgerlichen Sammlung. Dass Uffenbach mit Georg Philipp Telemann befreundet war, machten Karoline Schulze (Violine) und Sophie Antal (Cembalo) in der Sonate A-Dur des Komponisten eindrücklich anschaulich.
Johann Friedrich Uffenbach wurde 1687 als Sohn eines Handelsmannes in Frankfurt am Main geboren. Der Jurist begab sich als bürgerlicher Bildungsreisender auf die Grand Tour des Adels und hielt Vorträge zur Geschichte der "Bildkunst auf Papier". Uffenbach betätigte sich auch als Architekt und Ingenieur. Zudem verschrieb er sich der Feuerwerkerei und illuminierte das Mainufer zur Kaiserkrönung Karls VII. 1769 starb er kinderlos.
Warum seine Sammlung an die junge, dem Geist der Aufklärung verpflichtete Georg-August-Universität ging, fragt Dietrich Meyerhöfer im Katalog. Uffenbach sei daran interessiert gewesen, die Sammlung zusammenzuhalten. Zum anderen habe er der vielen ehrenamtlichen Arbeit entgehen wollen, welche ihm 1733 die Wahl des "Bürger-Kollegiums der Einundfünfziger" zum Mitglied beschert hätte. Um dieser Last zu entkommen, bedurfte es eines militärischen Ranges. Durch die Stiftung forciert, wurde er zum "Königlich Großbrittanisch Churfürstlich Braunschweigisch Lüneburgischen Artillerieobristlieutenant".
Gerd Unverfehrt von der Universität Göttingen sprach über die Bedeutung der Stiftung für die Universität. Neben dem Prestigegewinn sei bemerkenswert, dass Johann Dominicus Fiorillo 1813 zum Professor für Kunstgeschichte ernannt wurde. "Damit war das akademische Fach Kunstgeschichte ins Leben gerufen", sagte Unverfehrt. Dass dieses in Göttingen geschah, habe seinen Grund im vorhandenen Anschauungsmaterial.
Noch heute korrespondieren Seminar und Sammlung. Den opulenten Ausstellungskatalog erarbeiteten Studenten des Kunstgeschichtlichen Seminars. Katalog und Ausstellung wandern dann auch instruierend durch die Zeiten: Vom "ersten Jahrhundert der Zeichenkunst" bis hin zu "Uffenbachs Zeitgenossen": Etüden, Entwürfe und eigenständige Werke "Von Botticelli bis Rembrandt".