Gehälter im Fußball Gehälter im Fußball: Millionen-Wahnsinn regelt allein der Markt

Halle/MZ. - "Nein", sagt Werder-Stürmer Marco Bode. DerBremer Nationalspieler gilt als ehrliche Hautund auf dem Platz in 14 Profijahren als einerder fairsten. Es schäme sich gegenüber einerKrankenschwester, denn "die Gehaltszahlenim Fußball sind absurd, verglichen mit einerLeistung, die in einem Krankenhaus gebrachtwird", argumentiert der 32-Jährige und erntetUnverständnis, ja Hohn, von seinen Kollegen.Bayern-Stürmer Giovane Elber nennt die BedenkenBodes "lächerlich, denn der Verein verdientmit uns sehr viel Geld". Für NationaltorwartOliver Kahn ist die "Forderung nach Gehalts-Obergrenzenabsolut unzeitgemäß. Nur wenn wir uns auftiefste kommunistische Zeiten und Einstellungenzurückziehen wollen, sollten wir darüber nachdenken.Ich bin jeden Pfennig wert, den ich verdiene."
Der aus Nordamerika für die dortigen Profiligenbekannte Salary Cap ("Gehaltsbeschränkung",siehe "Grenze nach oben") kommt jetzt wiederals Diskussions-Stoff auch bei uns in Mode.DFB-Chef Gerhard Mayer-Vorfelder ist deswegenbeim europäischen Verband (Uefa) bereits vorstelliggeworden: "Grundlage dafür ist aber ein Lizenzierungssystem,das die Zahlen vergleichbar macht. Das wirdnun bis 2004 in allen Mitgliedsländern derUefa eingeführt." Auch Werner Hackmann, Präsidentder Deutschen Fußball-Liga (DEL), sieht dieGefahr, dass durch immer höhere Gehälter dieVereine an den Rande des Bankrotts geraten:"Die Finanzquellen sind endlich. Und es istkein ehernes Gesetz, dass die TV-Beträge immersteigen werden. Eher wird sich die Entwicklungumkehren."<>PUli Hoeneß denkt, dass den Millionen-Wahnsinnallein der Markt regelt wird: "Wir haben imletzten Jahr 55 Millionen Mark Gewinn gemacht.Davon profitieren auch unsere Spieler. WennVereine wie in Italien oder Spanien mit über100 Millionen Mark minus abschließen, wirdes fragwürdig." Der Bayern-Manager weiß: "Geldquellenzu erschließen, wird immer komplizierter.Die Einnahmen werden zurückgehen. Dann werdendie Gehaltsstrukturen kippen und die irrsinnighohen Ablösesummen". Eine künstliche Obergrenzeverlange Solidarität unter den Vereinen, verweistWilli Lemke. Der heutige Bremer Senator undlangjährige Werder-Manager winkt bei den Gedankenan eine Gehalts-Begrenzung nur ab. "Wir habendas früher schon einmal versucht und es einVierteljahr durchgehalten, dann bröckeltedie Front und alles war, wie es immer war."
Prof. Manfred Schellhaaß, Direktor des Institutsfür Rundfunkökonomie der Universität Köln,sieht in einem Salary Cap die Möglichkeit,dass in guten Zeiten die Gehälter nicht ähnlichschnell steigen wie die Gewinne der Vereine.Außerdem werde die Bundesliga ausgeglichenerund spannender. Im American Football ist esmöglich, dass zwei Teams wie die Giants inNew York und die Ravens aus Bolimore die Play-offsverfehlen und im Jahr darauf die Super Bowlerreichen. Durch geschickte Einkäufe, diedieser Salary Cap als Nebenprodukt zulässt.
Also wird Cottbus bald Meister und die Bayernstehen ganz unten? Kaum denkbar, denn dasSystem der Amerikaner - bei uns seit 1999im Eishockey praktiziert - ist ein geschlossenes.Ohne Auf- und Absteiger. Deshalb ist es nichteins zu eins übertragbar. Ein Flächentarifvertragfür Profis bei uns bleibt vorerst ein Themafür Winterpausen.