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Galerie im Turm Galerie im Turm: Töpfe, Tassen und Bilder für den Alltag

Von Corinna Nitz 23.07.2001, 14:12

Kemberg/MZ. - Auf eine Unterhaltung mit Fremden legt Mareike keinen gesteigerten Wert. An der Hand ihres Vaters dreht sich die Zweijährige auf dem linken Fuß; unterm blauen Strohhut zauseln ein paar Strähnen ihres hellen Haars, die Augen blitzen. Mit ihren Eltern ist Mareike aus Lübeck nach Kemberg gekommen, um im Stadtturm eine neue Ausstellung zu besuchen, denn immerhin stellt dort auch ihre Tante aus. Die heißt Christiane Drapadow und gehört zu den Kemberger Montagsmalern.

Eine Auswahl ihrer Bilder haben Elke Jahns, Hannelore Walde, Sonja Schmidt, Christiane Drapadow, Helmut Carius und Gabriele Bargende in den Turm gehängt, und es war auch gar keine schlechte Idee von den Hobbykünstlern, Petra Schütze dazu zu bitten. Im nahe gelegenen Gräfenhainichen betreibt sie eine eigene Töpferei. Nach Kemberg hat sie Gebrauchskeramik gebracht - braune und grüne. Also die Montagsmaler. Sie heißen so - wer hätte das gedacht -, weil sie sich immer zum Wochenanfang treffen. Doch ist das nicht ganz korrekt, denn wie einer Chronik entnommen werden kann, ist die kleine Gruppe ganz allgemein sehr unternehmungslustig und infolgedessen viel gemeinsam unterwegs.

Der Skizzenblock, so heißt es, sei ihr ständiger Begleiter, und im Stadtturm hängen dafür seit Sonnabend die Beweise - Stillleben und Landschaften insbesondere, sehr gewissenhaft beobachtet und liebevoll in zumeist kräftigen Farben gemalt: die Elbe, die Auen, sanfte Hügel, alte Häuser, Kemberg, das Schloss Reinharz. Abstraktionen gibt es keine, Missverständnisse können ausgeschlossen werden. Schließlich die Keramik. Petra Schütze betont es eigens, dass diese Töpfe, Tassen, Krüge, Becher zum täglichen Gebrauch bestimmt sind. Wissen soll der Betrachter, dass die Stücke, die ausschließlich auf der Töpferscheibe entstehen, alle bei 1 205 Grad im Elektroofen gebrannt werden. Deswegen sind sie "Mikrowellen- und Spülmaschinen geeignet", betont die Meisterin. Keramik zum Leben eben, aber nicht ohne Eleganz.

Die Formen sind schlicht, ohne überflüssigen Zierrat und Schnörkel, was den Gebrauchscharakter von Töpfen, Tassen, Krügen, Bechern und Backformen zusätzlich unterstreicht. Es finden sich aber auch Schalen und Duftlampen darunter, deren durchbrochene Ränder den Gefäßen etwas Fragiles verleihen. Ein Kontrast, der bei den Besuchern der Ausstellungseröffnung gut ankommt. Und auch Mareike ringt sich schließlich noch zu einem Statement durch und antwortet auf die Frage, ob es ihr im Turm gefalle, mit einem freundlichen, gedehnten "Ja."

Malerei und Keramik im Stadtturm Kemberg. Die Ausstellung ist bis zum 19. August Mittwoch bis Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet.