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Fußball-WM Fußball-WM: Deutsche Verlierer feiern wie die Weltmeister

Von Marc Zeilhofer und Klaus Bergmann 01.07.2002, 06:38
Auch die Spielerfrauen feierten mit: Daniela
Auch die Spielerfrauen feierten mit: Daniela dpa

Yokohama/Japan/dpa. - «Aufdiese Nationalmannschaft ist Deutschland stolz», sagte GerhardSchröder und erntete für seine Worte minutenlange Ovationen.

Als gegen halb vier in der Früh selbst die Pop-Gruppe Pur mit denKräften am Ende war und den rund 250 Leuten im Saal «Nichirin» nichtlänger einheizen konnte, übernahm «Party-König» Michael Ballack dasKommando am Mikrofon. «Wenn ihr jetzt Schluss macht, braucht ihr garnicht mehr nach Deutschland einzureisen. Vor sechs geht hier keinernach Hause», grölte der Leverkusener unter tosendem Beifall derMitspieler und Spielerfrauen.

Vom «aufgetauten» Völler wurde der 25-Jährige sogar zumTrikotwechsel mit Pur-Sänger Hartmut Engler aufgefordert. Danachraffte sich die deutsche Band doch noch zu einigen Zugaben auf,sangeskräftig unterstützt von Christian Ziege und dem textsicherenJungstar Sebastian Kehl. «Es gibt nur einen Rudi Völler», stimmteEngler am Mikrofon an - und die Nationalspieler stimmten in den Chorein.

Kanzler Schröder hatte kurz zuvor - aber erst zwei Stunden nachseinem Herausforderer Edmund Stoiber - die WM-Party verlassen, undgroßen Eindruck angesichts seines Stehvermögens hinterlassen: «DerKanzler ist voll abgegangen, und die Jungs auch», kommentierte BayerLeverkusens Manager Reiner Calmund, auf den diese Aussage ebenfallszutraf.

Von Teamchef Völler fiel in den Stunden nach der ersten großenEnttäuschung die Last der sechs WM-Wochen ab, eng umschlungen tanzteer mit Ehefrau Sabrina und nahm immer wieder auch viele seinerSpieler in den Arm. «Was wir bei dieser Weltmeisterschaft geleistethaben, war richtig gut», sagte Völler stolz. Nicht als Verlierer,sondern als Sieger flog das Nationalteam am Montagmittag (Ortszeit)von Tokio zurück nach Frankfurt/Main, wo anschließend auf dem «Römer»der große Empfang durch die deutschen Fans stattfinden sollte.

Am Kanzler-Tisch steckte auch Franz Beckenbauer mit seinemfrüheren Nationalspieler Völler die Köpfe zusammen. «Sensationell,wie es Rudi geschafft hat, das Schiff so zu steuern. Mehr konnte manwirklich nicht verlangen», sagte der «Kaiser» über «Rudi nationale»,der in Asien einen großen Schub für die kommenden Ziele EM 2004 undganz besonders die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland auslöste.«Man hat ja noch Ballack, Deisler und andere junge Spieler, da sindschon tolle Perspektiven da», blickte der Organisations-Chef für dasWM-Heimspiel in vier Jahren hoffnungsfroh nach vorne.

«Ich muss lange zurück denken, dass eine deutsche Nationalelf sogut Fußball gespielt hat», sagte Beckenbauer trotz der Niederlagedurch Ronaldos «Doppelpack». Kahns spielentscheidender Fehler beim0:1 hatte bei dem ehemaligen Teamchef Erinnerungen an die WM inMexiko geweckt, als dem damaligen Schlussmann Toni Schumacher beim2:3 gegen Argentinien ein ähnlich grober Schnitzer beim erstenGegentor unterlief. «Ich habe auf der Tribüne sofort an 1986 gedacht,aber wir sind alles nur Menschen», nahm er Kahn in Schutz.

Als die Spieler am Montag in Tokio, teilweise schwer gezeichnetvon den Strapazen des Turniers und der durchfeierten Final-Nacht denJumbo-Jet LH 717 bestiegen und es sich in der Business-Class bequemmachten, wollte keiner mehr an Fußball denken. «Wir freuen uns alle,wieder nach Hause zu kommen. Jetzt geht es erstmal weit weg»,erklärte Oliver Bierhoff, für den wie für Marco Bode der Montagdefinitiv der letzte Tag im Kreise der Nationalmannschaft war.

WM-Bilanz der deutschen Nationalelf seit 1930
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dpa
Die besten Teilnehmer, Torschützen und das
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dpa