Fußball Fußball: Wirbel um Holleben-Urteil nach Tätlichkeit
HOLLEBEN/MZ. - Das Grün des Rasens ist unter eine riesigen Schneedecke verschwunden. Einzig an den Ersatzbänken blinzeln ein paar Rasenhalme hervor. Der Fußballplatz in Holleben ist dieser Tage eine herrliche Winterlandschaft, nur einige Fußspuren in Richtung Vereinsheim sind auf dem Feld auszumachen. Hier wurde lange kein Fußball gespielt. Und, da sind sich die Fußballer des TSV Holleben einig, das wird auch noch eine Weile so bleiben.
Eigentlich sollte der TSV am 11. Februar gegen den SV Großgräfendorf antreten. Das hatte der Kreisfachverband (KFV) Fußball in einem Urteil verfügt. Doch die Hollebener haben ihre Entscheidung getroffen: "Wir lassen uns doch nicht verarschen", sagt Silvio Wagner, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins kümmert.Der Unmut hat eine Vorgeschichte. Am 29. Oktober war die Kreisliga-Hinrundenpartie gegen Großgräfendorf abgebrochen worden. In der Begegnung hatte Gästespieler Tino Rendke in der 65. Minute mit einem brutalen Kopfstoß den Hollebener Tino Stürze niedergestreckt. Stark im Gesicht blutend lag Stürze auf dem Platz. Tumulte um ihn herum. Die Stimmung aufgeheizt. Der Schiedsrichter zückte die Rote Karte für Rendke und brach - im Einverständnis mit beiden Trainern - die Partie ab. Holleben hatte 3:0 geführt.
Es folgte am 1. Dezember das Urteil des Kreissportgerichtes: Sieben Spiele Sperre für Rendke und Wiederholung der Partie. "Doch auf Wiederholung zu entscheiden ist absurd", sagt Wagner, "denn die Ursache des Abbruchs war die vorsätzliche Körperverletzung."
Das Sportgericht sah den Grund woanders - nämlich in den Tumulten auf dem Platz und der Tatsache, dass beide Trainer bei Anfrage des Schiedsrichters der Nicht-Fortsetzung zustimmten. Somit sei es keine durch Großgräfendorf allein schuldhafte Verursachung des Spielabbruchs, erklärte Stephan Kemper vom Sportgericht.
Die Hollebener schütteln nur den Kopf. "Seit wann dürfen Trainer oder Mannschaften denn über einen Abbruch entscheiden?", fragt Wagner. "Dafür ist allein der Schiedsrichter verantwortlich." Zudem sei es völlig normal, dass es Betreuer und Ersatzspieler nach so einer brutalen Tätlichkeit nicht mehr am Spielfeldrand hält.
Um eine Neuverhandlung zu erwirken, ging Holleben gegen das Urteil in Berufung, schickte wenige Tage nach Verkündung ein entsprechendes Schreiben an den Fußball-Landesverband. Vergangene Woche erhielt der Verein Antwort. Ein Informationsschreiben. "Wir sollen darüber nachdenken die Berufung zurückzunehmen, denn die würde erfolglos sein", fasst Wagner den Inhalt zusammen. Die Beurteilung des Falles durch den Kreisfachverband stimme demnach mit der des Berufungsgerichts überein. Zudem teilte der Landesverband mit, dass das Verfahren dann schriftlich erfolgen würde.
"Alles Zwischenmenschliche wird einfach unter den Tisch gekehrt", klagt Wagner. "Das war Körperverletzung und die sehen nur ihre Paragrafen." Noch aufgebrachter ist er aber ob der Frist, die der TSV bekommen hat. Nur drei Tage hatte Holleben Zeit sich zu entscheiden. "Die brauchen mehr als sechs Wochen und wir sollen diese wichtige Entscheidung schnell treffen. Das ist eine Frechheit."
Besonders der Kreisfachverband solle seine Haltung einmal überdenken, meint Wagner. "Auf der Internetseite wird mit Bannern gegen Gewalt und für Fair-Play geworben - und in unserem Fall schaut man einfach weg", sagt er. So hätte der KFV mal ein Zeichen setzen können, dass er nicht nur den Einzelnen, sondern die ganze Mannschaft, den gesamten Verein, in die Verantwortung nimmt. Und man dürfe auch nicht unbedacht lassen, dass man mit der Wiederholung weitere Gewalt vielleicht sogar noch provoziert.
Der KFV will die Unabhängigkeit seines Gerichts aber nicht antasten. "Ich werde mich keinesfalls in die Arbeit des Sportgerichtes einmischen", sagte KFV-Präsident Jens Prinzing am Dienstag. Doch zumindest ein Entgegenkommen, so der TSV, habe man sich gewünscht. "Es gab keinen Anruf, keine Reaktionen auf unsere Schreiben", erzählt Wagner. Angebote wie die Ansetzung eines Schiedsrichterkollektivs, die Übernahme der Kosten oder die Beobachtung durch Offizielle - nichts dergleichen.
Prinzing will nun noch einmal das Gespräch mit dem Verein suchen. Ansonsten blieben dem TSV Holleben die Kosten für das Nichtantreten und der Ruf der Wettbewerbsverzerrung, denn man schenkt einem Abstiegskandidaten drei Punkte.