Fußball Fußball: Verloren - und doch viel Lob für Nebraer
Nebra. - Das passiert den Kickern der 1. Männermannschaft des 1. FC 1924 Nebra wohl nicht oft. 2:5 verloren und trotzdem Lob von allen Seiten. René Müller, Trainer des Halleschen FC, sprach von einer einheimischen Mannschaft, "die mit viel Herz gespielt hat", und auch Nebras Trainer Maik Tomczak war mit seiner Mannschaft mehr als zufrieden: "Ich denke, wir haben vor allem in der ersten Halbzeit, als die Kräfte noch da waren, gut dagegen gehalten und hinten sicher gestanden. Trotzdem hat man aber den Zwei-Klassen-Unterschied gesehen". 350 Zuschauer auf der Dieter-Höhne-Sportstätte sahen im Freundschaftsspiel um den Pokal der Nebraer Himmelsscheibe ein gutes Fußballspiel und aufopferungsvoll kämpfende Gastgeber. Schnell allerdings nahm der Favorit aus der Saalestadt das Heft in die Hand und erspielte sich durch die beiden Stürmer Koslov und Gleis gute Chancen. In der 11. Minute war es dann zum ersten Mal soweit: Christian Fährmann, der Ex-Bundesligaspieler von Hertha BSC, konnte sich im Strafraum durchsetzen, passte klug auf den freistehenden Denis Koslov, der den Ball nur noch in die Maschen schieben musste. Wer nun jedoch einen Nebraer Einbruch befürchtete, wurde schon drei Minuten später eines Besseren belehrt. Der in der ersten Halbzeit beste Nebraer Spieler Andreas Schwarze setzte sich auf der rechten Außenbahn durch und flankte auf Stefan Schulze. Der übersprang die hoch gewachsene HFC-Abwehr, scheiterte zuerst mit seinem Kopfball am Halleschen Keeper Küfner, versenkte den Ball aber im Nachschuss. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, zumal sich dieser Verlauf gut 20 Minuten später wiederholte. Wieder brachte Koslov die Gäste in Führung - wieder schlugen die Schützlinge von Maik Tomczak zurück. Christian Janke hebelte die HFC-Abseitsfalle mit einem Pass in die Gasse auf Schwarze aus, der allein vor Küfner einschoss.
Dass es mit diesem überraschenden Spielstand in die Pause ging, lag vor allem an der gut stehenden Abwehr um Sven Puplick, die früh störte und somit die Angriffsfreude der Hallenser ein ums andere Mal stoppte. Dies konnte auch René Müller nicht gefallen. "Wir spielen wie eine Altherren-Mannschaft", war noch das Freundlichste, was er aufs Spielfeld brüllte.
Nach der Pause nahm das Spiel allerdings den erwarteten Verlauf. Jan Walle und erneut Koslov nutzten binnen drei Minuten zwei Unachtsamkeiten in der Nebraer Hintermannschaft aus. Den Schlusspunkt zum 5:2 erzielte Alexander Gleis (61.). Beide Mannschaften wechselten nun mehrfach, und die Favoriten aus Halle kamen nur noch zu drei Aluminium-Treffern. "Schade, denn nach diesem Halbzeitstand hatten sich unsere Spieler mehr erhofft. Aber eine Profimannschaft hat natürlich viel mehr Kondition als wir", meinte Tomczak nach dem Spiel. So überreichte Landrat Harri Reiche den Pokal an HFC-Kapitän Lars Georg und scherzte: "Aber nicht dass jemand denkt, die Scheibe wäre echt. Die Richtige hat schon über 250 000 Leute ins Museum gelockt. Wäre schön, wenn ihr auch so viele Zuschauer bei euren Spielen habt." Da musste sogar der zuvor laut schimpfende René Müller lachen.