Fußball Fußball: Bundesligist hat neue Fans
Wittenberg/MZ. - Kurz vor 12 Uhr war es dann soweit. Robert Burkhardt, Medienverantwortlicher beim Berliner Fußball-Bundesligaverein, übergab Schulleiterin Ines Petermann eine Urkunde, die aus einer Lehreinrichtung eine Partnerschule von Hertha BSC macht. Der Nachschlag war ebenfalls nicht von schlechten Eltern. 422 Freikarten für eine Heimpartie spendierten die Gäste aus der Hauptstadt als Zugabe, 370 Schüler und 52 Lehrer dürfen jetzt anfangen, die Hymne "Immer wieder Hertha" zu üben.
Laut Schulleiterin Ines Petermann und Medienchef Burkhardt werden sich beide Seiten bemühen, diese Partnerschaft aktiv zu gestalten. Interessierte Wittenberger dürfen am Training des BSC-Nachwuchses teilnehmen, hinter die Kulissen des Unternehmens schauen oder ein Praktikum im Olympiastadion absolvierten.
Aus Sicht des 38-jährigen Berliners soll die Aktion "Hertha hautnah" noch einen zweiten Zweck erfüllen. Der Traditionsverein möchte bundesweit Fans für Hertha begeistern, neben 21 Kommunen in Brandenburg hat lediglich Wittenberg den Zuschlag "Partnerstadt" außerhalb der Landesgrenzen erhalten. Burkhardt, der den geschäftlich verhinderten Michael Preetz (Leiter Lizenzspielerabteilung) vertrat: "Der zweite Schritt für uns hieß Schulpartnerschaften. Wenn wir in den Städten schon vertreten sind, ist diese Aktion die logische Folge."
Die beiden Initiatoren standen abseits des Rampenlichts. Wittenbergs Hertha-BSC-Botschafter Uwe Loos und Fanclub-Chef Maik Kurczyk schlugen die Ganztags- und Sekundarschule zur "Beförderung" vor, 18 Sport-Arbeitsgemeinschaften und viele Teilnahmen am Landesfinale "Jugend trainiert für Olympia" überzeugten die Juroren, dass die "Friedrichstädter" ein würdiger Partner sind.
Das Echo bei den Kindern in puncto Hertha war ganz unterschiedlich. Die elfjährige Pamela Hinze bemängelte, dass die Bundesliga-Mannschaft nicht anwesend war. Denn als Fan von Spieler Malik Fathi wollte sie ihrem Idol zumindest einmal im Leben auf Augenhöhe begegnen. Fünftklässler Dennis Jersakowski fand die Veranstaltung insgesamt gut, doch als Bayern-Anhänger besitzt er zu den Berlinern eher eine gespaltene Beziehung. Karl Konopatzki aus der 10 b spielt in seiner Freizeit lieber Tischtennis. Auf die Frage, wer Michael Preetz war, zuckte der 17-jährige nur mit den Schultern. Da war Sportlehrer Berndt Kerber schon aus einem anderen Holz geschnitzt. Er gab zwar offen zu, "kein großes persönliches Interesse am Fußball" zu besitzen, doch mit der Unterzeichnung der Urkunde hätten die Berliner sein Herz im Sturm erobert. "Ab jetzt bin ich Hertha-Fan."
Das ganze Rahmenprogramm hinterließ bei den Gästen aus der Hauptstadt jedenfalls einen positiven Eindruck. Medienchef Burkhardt verteilte Bestnoten und war vom "in Zukunft gegenseitigen Geben und Nehmen" voll überzeugt. Etwas versprach der 38-jährige Berliner noch zum Abschluss: "Jetzt mache ich noch einen Bummel durch Wittenbergs historische Innenstadt." Bisher kannte der Fußball-Experte die Lutherstadt nur vom Hörensagen.