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Fünf Tage Vollmond

18.06.2009, 22:15

Hamburg/dpa. - Müssen Bett- und Nacktszenen wirklich sein? Hierüber gab es lebhafte Diskussionen bei den Dreharbeiten zum Film «Fünf Tage Vollmond», den die ARD an diesem Freitag (20.15 Uhr) sendet.

«Ich habe gegen solche Szenen nichts, finde sie inzwischen ganz lustig», sagt die Hauptdarstellerin Aglaia Szyszkowitz. «Aber hier mussten sie wirklich nicht sein.»

Denn hier hätten alle erotischen Grobheiten nur die mehr melancholisch-poetische Grundstimmung dieser von Maria Bachmann geschriebenen und von Matthias Steurer inszenierten Geschichte zerstört. Also beließ man es bei dezenten Andeutungen - und traut dem erwachsenen Publikum zu, sich den Rest dazu zu denken.

Johanna Thamsen (in der Rahmenhandlung von Nicole Heesters dargestellt), eine schon reifere, offenbar verwitwete Frau, die ihrer Tochter Verena (Heesters-Tochter Saskia Fischer) in deren Hallig-Pension wacker hilft, wird unverhofft von einer Todesanzeige in ihre Vergangenheit zurückgerissen.

Mancherlei Erinnerung, bittersüß, kommt auf. Damals im Juli 1969, als die Amerikaner gerade auf dem Mond landeten, es aber auf Nordfrieslands Halligen noch kein fließendes Wasser gab: Da schon hatte sie, die gebürtige Österreicherin, mit ihrem Mann Ole (Stefan Kampwirth) hier auf dieser Hallig gelebt, ganz glücklich eigentlich, trotz der ewigen Stille und Weite.

Dann kommt ein anderer ins Haus, ein Wasserbau-Ingenieur, der schon mal die längst fälligen Leitungen verlegen will. Es lodert nicht gleich Leidenschaft, man steht sich eher skeptisch-abwartend gegenüber. Aber der eigene Mann ist gerade mal auf dem Festland, dieser andere hier verkörpert die weite Welt, in die sich Johanna denn doch insgeheim zurücksehnt.

So kommt es denn zur Romanze, misstrauisch von den Nachbarn beäugt. «Zerstör nicht dein Glück», mahnt Freundin Ines (Petra Kleinert). Weder für Aglaia Szyszkowitz, selbst Österreicherin, noch für ihren Partner, den Westfalen Klaus J. Behrendt als Wasserbau-Ingenieur Anton Brunner, war die Einkehr in die stille Welt der Halligen ganz problemlos.

«Man hatte abends ein Gefühl, als hätte man den Tag über Steine gekarrt. Das muss von diesem starken Wind kommen», meint die Schauspielerin, würde aber «jederzeit dorthin gern zurückkehren». Behrendt sieht es bedächtiger: «Dort mal Urlaub machen? Okay! Aber immer dort leben könnte ich nicht.»

Für beide waren es eher ungewohnte Rollen, und speziell Aglaia Szyszkowitz genoss die Ferne von allem Chic und Glamour: «Ich habe es gern so schlicht, mit Kittelschürze und Kopftuch. Ich bin keine, die sich gern verkleidet.» Und Behrendt setzt mit diesem Part des ruhelos durch die Welt ziehenden, nirgendwo sein Zuhause findenden Brunner einen sensiblen Kontrapunkt zu seinem Dauer-Kommissar Ballauf im «Tatort»: «Der Brunner ist einer, der vielleicht wie ein Sieger wirkt, eigentlich aber ein Loser ist.»