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Friedlichste 1. Mai-Demonstrationen in Hamburg seit Jahren

02.05.2018, 13:24
Demonstrationszug der „Revolutionären 1. Mai-Demo” in Hamburg. Foto: Christian Charisius
Demonstrationszug der „Revolutionären 1. Mai-Demo” in Hamburg. Foto: Christian Charisius dpa

Hamburg - Die Hamburger Polizei spricht vom „friedlichsten Einsatzverlauf seit Jahren” - die Gewerkschaft der Polizei hofft auf eine Trendwende: Seit langem blieb es bei der „Revolutionären 1. Mai-Demonstration” in der Hansestadt nicht mehr so ruhig. Ein paar Böllerwürfe, Graffiti, zerkratzte Autos, eine eingeschlagene Autoscheibe und ein einzelner tätlicher Angriff auf einen Beamten, der aber ohne schwere Folgen blieb: Weniger Gewalt war selten, wenn Linksextreme in der Hansestadt den Tag der Arbeit für ihre Forderung nach einem Systemwechsel nutzen und ihren Protest gegen den verhassten „Bullenstaat” mit tausenden Anhängern und Sympathiesanten auf die Straße bringen.

Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill sieht darin eine „verstetigte Entwicklung”. „Wenn man sich die 1. Mai-Demonstrationen der letzten Jahre in Hamburg anguckt, dann stellt man fest, es ist Stück für Stück ruhiger geworden.” In dieser „Tradition” sei nun auch dieser 1. Mai zu sehen - die schweren Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel im vergangenen Juli müssten dagegen als „Sondereffekt-Veranstaltung” verbucht werden.

Schon die Demoroute, die die 2200 Teilnehmer in diesem Jahr vom Hauptbahnhof in das für linke Krawalle unverdächtige Wandsbek führte, wurde bei der Polizei „als Signal der linken Szenerie” verstanden. Vorweg lief ein feministischer Block, der weniger martialisch daherkam als der Schwarze Block im Mittelfeld des Zuges. Das alles begleitet von rund 1400 Polizisten aus Hamburg, Schleswig-Holstein und von der Bundespolizei, und: Weit weg von der Roten Flora im Schanzenviertel, wo der Abend im Anschluss an die Kundgebung selbst für einen Feiertag ungewöhnlich ruhig verlief.

In der Innenbehörde sieht man in der Szene eine Tendenz hin zu weniger Gewalt. „Und vielleicht setzt man ja bei den Demonstrationen jetzt tatsächlich mehr auf Inhalte”, sagte ein Sprecher.

Die Inhalte, die am Dienstag präsentiert wurden, waren vielfältig. Neben der Forderung nach Kommunismus und Systemwechsel ging es unter anderem gegen das Kapital, die Waffenindustrie, die Polizei, Sexismus, hohe Mieten... „Marx statt Merkel” prangte auf einem Plakat, daneben Fahnen mit dem Porträt des Chefs der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei, Abdullah Öcalan.

„Am 1. Mai sollten Themen wie gerechte Löhne, Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Folgen der Digitalisierung die Berichterstattung in den Medien dominieren und nicht Bilder von Krawall und Zerstörung”, forderte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, am Tag danach. Der friedliche Verlauf der Demonstrationen und Feste sei dem hohen Polizeieinsatz zu verdanken. Auch in Berlin war der „revolutionäre 1. Mai” weitgehend friedlich geblieben. (dpa/lno)