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French Open French Open: Benimmregeln beim Tennis

Von Ralf Jarkowski 04.06.2002, 14:24

Paris/dpa. - Yannick Simon Camille Noah - so bunt, exotisch und geheimnisvollwie der Name ist auch der Mensch. Der Sohn eines Fußballprofis ausKamerun und einer Französisch-Lehrerin aus Nizza war selbst ein «badguy», ein böser Bube, auf dem Court. Aber vor allem war er einSpaßmacher, der Publikumsliebling, Idol von Millionen Fans, manchmalwandelnd auf der schmalen weißen Linie zwischen Clown und Witzfigur.

Heute ist der «Rasta-Man» mit der Model-Figur zuallererst«Profi-Vater» von vier Kindern («Das ist eine Jahrhundert-Aufgabe»),jettet zwischen New York und Paris hin und her, sorgt sich umtausende Straßenkinder im Hilfswerk «Les Enfants de la Terre» - undstürmte als erfolgreicher Pop-Sänger schon mehrfach die Charts.

1983 hatte Noah als bislang letzter Franzose die French Opengewonnen, war 1991 Kapitän der siegreichen Daviscup-Musketiere, sechsJahre später führte er das Damenteam zum Fedcup-Triumph. Heute istNoah 42, tingelt auf der lukrativen Seniors-Tour, hat mit Tennis abernicht mehr viel am Hut. Es ist zwar noch sein Sport - aber eben nichtmehr das «Tennis zum Anfassen» wie einst.

«Früher gab es 30, 40 Top-Spieler, und jeder Fan kannte sie,wusste alles über sie. Heute ist das Niveau viel höher, der Wettkampfextrem hart. Von den 200 Spitzenspielern kann praktisch jeder jedenschlagen - aber es gibt keine Emotionen mehr», meint der 23-maligeTurniersieger. «Das sind Maschinen, aber keine Persönlichkeiten. Unddas System bietet ihnen die Bedingungen, damit sie zu Maschinenwerden. Da fehlen Feuer und Eis. Die Fans sehen die Spieler, aber siekennen sie nicht.»

Yannick Noah ist das älteste von drei Kindern der Familie, mit 16Jahren entschloss er sich gegen den Willen seines Vaters zu einerProfi-Karriere. Er hatte Talent - und Glück. «Es ist doch keinWunder, dass in vielen Sportarten die meisten Champions aus denunteren Klassen der Gesellschaft kommen», behauptet er. Und warum?«Weil sie motiviert sind. Wenn du von Anfang an in einem wohlhabendenUmfeld aufwächst, ist es ganz natürlich, dass du früher oder späterdie Motivation verlierst», sagt der in Sedan geborene Franzose. «Dubist irgendwann nicht mehr hungrig, sondern satt.»

Unglaublich findet Noah das Gerangel im deutschen Daviscup-Team.«Ich habe gehört, da feilschen die Spieler um Antrittsprämien, wollenSpielgarantien. Ein Desaster», sagt er. «Für einen Franzosen ist einEinsatz im Daviscup die allergrößte Ehre. Keiner würde jemals Geldverlangen, nie, niemals.» Dies sei eine ungesunde Entwicklung, «denndann kommt bald die Nummer 30 und will Geld, und später hält auch dieNummer 40 die Hand auf.»