Fraueninsel Fraueninsel: Nonnen und Likör im Bayerischen Meer
Frauenchiemsee/dpa. - Sie ist kaum größer als ein Malediven-Atoll: Nur 300 Meter breit und 600 Meter lang, lässt sich die im Chiemsee gelegene Fraueninsel bequem in gut 15 Minuten umrunden. Doch auf diesem Flecken Land inmitten des «Bayerischen Meeres» finden sich nicht nur jede Menge Kultur und Geschichte, sondern vor allem auch Idylle in geballter Form: Alte Fischerhäuschen ducken sich unter noch älteren Bäumen, unter makellos blauem Himmel türmen sich majestätisch die Alpen, und statt Motorenlärm durchbricht hier höchstens das Quaken der Enten gelegentlich die beschauliche Stille.
In Sichtweite der Herreninsel mit dem Schloss Herrenchiemsee gelegen, hat sich die Fraueninsel trotz der gerade in der Hauptsaison laufend anlegenden Touristendampfer einen Rest von Ursprünglichkeit bewahrt. Den Mittelpunkt der Insel mit 300 Einwohnern bildet die bereits im 8. Jahrhundert gegründete Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth, deren Glockenturm mit seiner Zwiebelhaube weit über den See hin zu sehen ist.
Auf dem Weg zur Klosteranlage sollten Besucher links und rechts des Weges die Nase in die Beete halten: In ihrem Kräutergarten bauen die Nonnen Heilkräuter zum Hausgebrauch, aber auch für ihren bekannten Likör an, den sie im klostereigenen Laden verkaufen.
Aus der Gründungszeit des Kloster ist nur ein Gebäude erhalten geblieben: Die der Abtei vorgelagerte Torhalle mit ihren byzantinisch anmutenden Fresken, die erst 1960/61 wieder entdeckt wurden. Heute werden in der Torhalle Kunstwerke aus dem frühen Mittelalter ausgestellt. In seiner langen Geschichte diente das Gebäude aber auch schon als Schulzimmer und als Atelier und Ausstellungsraum für die «Chiemseemaler», die frühere Künstlerkolonie auf der Fraueninsel.
Etwa 400 Jahre jünger als die Torhalle ist das Marienmünster, die zum Kloster gehörende Kirche. Ursprünglich als romanische Basilika gebaut, mischten sich im Laufe der Zeit die Stile - neben den romanischen Fresken finden sich gotische Elemente. Direkt an das Münster schließt sich der Inselfriedhof an, dessen Grabsteine viel über die Geschichte der Insel und ihre Bevölkerung erzählen. Neben Fischern und Handwerkern fanden hier den Inschriften zufolge auch zahlreiche zugewanderte Intellektuelle ihre letzte Ruhe - vom Universitätsprofessor über Schriftsteller bis hin zu Kammersängern.
Fischer und Handwerker spielen auf der Fraueninsel bis heute eine wichtige Rolle. Den frisch gefangenen Fisch bekommen Gäste umgehend in einem der Wirtshäuser auf den Teller. Vor der Werkstatt der Inseltöpferei trocknet die gerade gedrehte Keramik in der Sonne. Auf einem schmalen Uferpfad laufen die Touristen vorbei an üppig blühenden Bauerngärten und Bootsschuppen. Die Atmosphäre ist beinahe entrückt, nicht ganz von dieser Welt. Doch das energische Tuten des Dampfers unterbricht die Gedanken: Wer hier nicht übernachten will, darf das letzte Schiff von der Insel zum Festland nicht verpassen.
Information: Chiemsee Tourismus, Felden 10, 83233 Bernau am Chiemsee (Tel.: 08051/96 55 50, Fax: 08051/965 55 30, E-Mail: [email protected]).