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Franziska van Almsick Franziska van Almsick: Bandscheibenvorfall gefährdet Karriere

09.04.2001, 09:00

Hamburg/dpa. - Aber sie will den Erfolg nicht mehr um jeden Preis. «So einen Wettkampf wie die Deutschen Meisterschaften oder die WM will ich nur noch, wenn ich 100-prozentig fit bin. Ich tue mir das nicht mehr an. Da ich finanziell abgesichert bin, kann ich natürlich abwarten und gucken, ob ich fit bin. Andere sind nicht in meiner Situation. Die plagen sich zum Beispiel mit Pfeiffer-Drüsenfieber und müssen trotzdem ran», sagte sie in einem Interview der Zeitung «Die Welt».

Die Weltrekordhalterin über 200 m Freistil gibt sich kämpferisch: «Ich möchte nicht aufhören, obwohl ich jetzt den Bandscheibenvorfall habe. Das wäre das Letzte.» Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller- Wohlfahrt macht ihr Mut. «Er ist da optimistisch und hat mir gesagt: Das kriegen wir wieder hin. Aber das erwarte ich auch von ihm, dass er mir das sagt.» Eine Operation sei nicht notwendig. Franziska van Almsick: «Es geht schon, es ist nicht dramatisch.» Und: «Noch bin ich relativ entspannt.»

Privat fühlt sich die Weltmeisterin und Weltrekordlerin pudelwohl. Ihre Liebe zu Handballer Stefan Kretzschmar habe sie stark gemacht, der Gang in die Selbstständigkeit mit der Gründung eines eigenen Unternehmens und der Trennung von Manager Werner Köster sei eine neue Herausforderung. «Ich bin jetzt Jungunternehmerin. Das hat mir Ruhe gegeben. Ich habe das Leben neben meinem Sport in die richtigen Bahnen gebracht. Ich habe eine neue Liebe gefunden, beruflich weiß ich, was die Zukunft bringt», sagt Franziska van Almsick.

Nicht aus dem Kopf ist das sportliche Debakel von Sydney. Die Aufarbeitung der Olympischen Spiele, die Franziska van Almsick viel Kritik und öffentliche Häme einbrachten, dauert an. «Die Zeit in Sydney wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind. Was ich da erlebt habe, war schon ein echter Hammer. Das tat schweineweh», sagt sie heute. «Das war so, als hätte mir jemand ein Messer in den Bauch gerammt.» Ihre Gefühlslage von Sydney beschreibt «Franzi» so: «Ich hab damals, natürlich nur im Spaß, gesagt: Am liebsten würde ich ins Olympiastadion gehen, aufs Olympische Feuer klettern und mich runterstürzen. So war ich damals drauf.»

Neue Hoffnungen setzt die dreimalige Olympia-Teilnehmerin, die in Barcelona 1992, Atlanta 1996 und Sydney 2000 jeweils Medaillen gewann, aber das erhoffte Gold verfehlte, auf die neue Führung im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) mit Christa Thiel als Präsidentin und Ralf Beckmann als Cheftrainer. «Ich find' es toll, dass eine Frau Präsidentin ist, davon erhoffe ich mir sehr, sehr viel. Ich hoffe, dass sie mal ein bisschen Schwung reinbringt.» Jetzt seien aber auch die Aktiven gefordert. Van Almsick weiter: «An der Verbandsspitze hat sich eine Menge getan, jetzt müssen die Sportler was tun. Mit den Aufräumarbeiten sind wir noch nicht fertig.»