Frankreich Frankreich: Wandern an einsamen Küsten
Halle/MZ. - Hinter dem Strand, den weißen Häuschen mit blauen Fensterläden, hingeklebt an einen Felshang, gesprenkelt mit Orangen- und Zitronenbäumen, eher karibisch als französisch anmutend: Das ist der Flecken Pin de Galle. Ein Ortsteil von Le Pradet, einer verstreuten Gemeinde mit 11 000 Bewohnern im Winter, 40 000 im Sommer.
Zwar zählt auch dieser westliche Küstenabschnitt des Départements Var - die Côte Varoise - noch zur Côte d'Azur. Doch das Hinterland ist hier bereits klassische Provence; Marseille oder Aix-en-Provence sind nicht weit. In vielen Prospekten heißt dieses Gebiet denn auch "Provence d'Azur". Hier gibt es offenes Gelände, Gehöfte und Wiesen, Felder bis zur Küste, beschauliche Häfen, verborgene Strände. Und weil Toulon - neben Brest - Frankreichs wichtigster Kriegshafen ist, besitzt die Marine viel Land in der Umgebung. Auf den Hügelkuppen ragen Forts aus den Wäldern, ringsherum sind Wanderwege angelegt, wie die Pfade beim 294 Meter hohen Colle Noire in Nachbarschaft zu Le Pradet. Zwischen Le Pradets beiden Ortsteilen Pin de Galle und Les Oursinières - einem Fischerdorf weiter südöstlich - kann man sogar am Meer entlang wandern: eine abenteuerliche Route durch Wald und Olivenhaine, auf und ab über Treppen, von Fels zu Fels auf Tuchfühlung mit der Brandung oder auf Pfaden hoch überm Meer, barfuß entlang sandiger Buchten, vorbei an gelb blühenden Mimosen. Das ist der wohl spektakulärste Teil des Sentier du Littoral, dem Küstenpfad, etwa vier Kilometer lang, gut markiert, familienfreundlich, mit famosen Weitblicken über die Bucht von Garonne mit ihren Surfern und bis hinüber zu den Ausläufern der Bucht von Toulon.
Und dies alles in der kühlen Jahreszeit - ein Erlebnis. Rauhe See und kühle Brisen dominieren manchen Tag. Grünes Seegras und Treibholz bedecken die Ufer. Strand-Bars sind ebenso geschlossen wie manch Hotel oder Festungsruine. Doch wer kommt, wird reich belohnt: Gerade Touristen-Magnete in der Nähe präsentieren sich jetzt mit einer Art von Beschaulichkeit, die Sommer-Gästen kaum bekannt sein dürfte. Etwa die verschachtelte Altstadt von Hyères. Oder vor Hyères, draußen im Meer, die drei "Goldinseln", die Îles d`Hyères. Oder Port-Cros, ein urtümlicher Nationalpark. Und schließlich Porquerolles, das größte Eiland.