Formel 1 Formel 1: Vettels größter Rivale kommt aus den eigenen Reihen

Nürburg/dpa. - Für Sebastian Vettel gab es bei seiner Rückkehrzum Red-Bull-Motorhome nur freundlichen Applaus. Ausgelassen war derJubel erst, als Teamkollege Mark Webber nach seinem Sieg beim GroßenPreis von Deutschland und dem anschließenden Interview-Marathon inder Fahrerlager-Residenz des Brauseherstellers auftauchte. Mit La-Ola-Wellen und Champagnerdusche wurde der Australier nach seinemPremieren-Erfolg in der Formel 1 gefeiert. Und spätestens da war auchdem Nürburgring-Zweiten Vettel klar: Sein größter Titelrivale nebenWM-Spitzenreiter Jenson Button sitzt im eigenen Rennstall. «Es istein guter Kampf zwischen uns», stellte der junge Deutsche betontsachlich fest.
Vettel oder Webber - Teamchef Christian Horner wollte sich nachdem zweiten Doppelerfolg der «Roten Bullen» hintereinander nichtfestlegen, wer in der zweiten Saisonhälfte erster Jäger von Brawn-Pilot Button ist. «Sie liegen ja beide ganz nahe beieinander, was diePunkte angeht», meinte der Brite am Nürburgring und erklärte:«Teamorders sind nicht erlaubt, sie fahren gegeneinander.»
Bei Red Bull macht es derzeit der Mix. Die Zutaten: das stärksteAuto, das größte Formel-1-Talent und ein Routinier im zweitenFrühling. Der 22-jährige Vettel eroberte mit seiner Unbekümmertheitdie Formel 1 im Sturm. Er ist der stärkste Teamkollege, den der zehnJahre ältere Webber je hatte, und dessen beste Motivation.
Mit seinem ersten Sieg im 130. Grand Prix wurde für den 32-Jährigen ein Märchen wahr. Noch im November drohte ihm nach einemschweren Rad-Unfall auf Tasmanien das Karriereende. Eine komplizierteBeinfraktur und ein Schulterbruch machten Webber zu schaffen. Doch erkämpfte sich heran, machte sich fit, während Vettel in den Testsihren Dienstwagen in Form brachte. «Es war ein schwieriger Winter»,erinnerte sich Webber, der noch immer gehandicapt ist und nichtrichtig laufen kann. «Sebastian hat in den Wintertests gezeigt, wozudas Auto in der Lage ist. Das hat mir viel Motivation gegeben.»
Noch ist in der WM-Wertung der Brite Button vorn, doch seinÜberraschungs-Team schwächelt plötzlich. In der Eifel erreichteerstmals weder der Brite noch sein Teamkollege Rubens Barrichelloeinen Platz auf dem Podium. Button liegt derzeit mit 68 Zählern 21Punkte vor Vettel (47), Webber hat nur 1,5 Punkte weniger als seinTeamkollege. Barrichello (44) rutschte auf Rang vier ab.
Das Luxusproblem, zwei Titelkandidaten zu haben, könnte für RedBull noch zum Nachteil werden. Button kann hoffen, dass sich diebeiden Rivalen gegenseitig die Punkte wegnehmen. Er darf hingegen beiBrawn GP auf den Nummer-1-Status bauen. Barrichello muss sich wieschon in den Ferrari-Jahren an der Seite von RekordweltmeisterMichael Schumacher mit der Rolle des Helfers begnügen - sehr zuseinem Ärger.
Nach dem Grand Prix auf dem Nürburgring schimpfte der 37-Jährigeüber seine Benachteiligung. «Ich bin unheimlich verärgert. Wenn es soweitergeht, verlieren wir die Weltmeisterschaft noch», wetterte derBrasilianer. Erst eine Tankpanne, wegen der er einmal mehr alsgeplant an die Box musste, dann musste er auch noch seinen fünftenPlatz an Button abgeben - das war zuviel: «Ich wünschte, ich könntein ein Flugzeug steigen und nach Hause fliegen. Ich will eigentlichmit niemandem in meinem Team reden, weil es doch nur Blabla wäre.»
Webber hat indes in der Red-Bull-Schmiede in Milton Keynes ganzandere Sorgen ausgemacht: «Das große Problem in unserer Firma ist imMoment, eine Vitrine für unsere Trophäen zu bauen.»