Formel 1 Formel 1: Schumacher-Comeback wird immer wahrscheinlicher
Kerpen/Berlin/dpa. - Michael Schumacher steht anscheinend ganzdicht vor einem Sensations-Comeback im Silberpfeil. Der Formel-1-Rekordweltmeister habe sich mündlich mit dem neuen Mercedes-Werksteamauf einen Einjahresvertrag geeinigt und soll danach Marken-Botschafter des schwäbischen Autobauers werden, berichteten mehrereMedien am Wochenende. Schumacher blockte bei Kartfahrten in seinerHeimat Kerpen alle Nachfragen ab, der Rennstall bezeichnete dieMeldungen als «Spekulationen». Ein klares Dementi gab es von beidenSeiten aber nicht. Vor Abschluss des Mega-Deals müsste der 40-Jährigenoch einen Medizin-Check bestehen, nachdem sein erster Comeback-Versuch im Sommer an einer Nackenverletzung gescheitert war.
Die Details des spektakulären Coups kläre Schumacher derzeitallein mit dem künftigen Mercedes-Teamchef Ross Brawn, schrieb die«Bild am Sonntag». Unter der Führung des Briten hatte er alle seinesieben WM-Titel bei Benetton und Ferrari gewonnen, nun lockt ihn das«Superhirn» angeblich zu den Silbernen. Bis zu sieben Millionen EuroGage biete das Team Schumacher, hieß es. Seinen gut dotiertenBerater- Vertrag mit Ferrari müsste er allerdings auflösen. Doch umGeld dürfte es dem Multi-Millionär ohnehin nicht mehr gehen. Er wollesich nicht zu geschäftlichen Dingen äußern, sagte das Formel-1-Idolder Deutschen Presse-Agentur dpa in Kerpen.
Sein Wettkämpfer-Herz treibt Schumacher drei Jahre nach seinemRücktritt offenbar wieder zurück in die Königsklasse. Mit demeisernen Training hat er nie aufgehört, fuhr Motorrad-Rennen undimmer wieder Kart. Der letztlich geplatzte Einsatz als Nothelfer fürden verletzten Ferrari-Piloten Felipe Massa im August entfachte dasFormel-1-Feuer bei Schumacher endgültig aufs Neue. «Ich bin zwarzurückgetreten, aber als Rennfahrer hatte ich mich für einen Momentwie zurück im Leben gefühlt», sagte er, als er Ferrari tieffrustriert absagen musste.
Doch offen bleibt, ob seine schweren Frakturen vom Motorrad-Crashim Februar inzwischen vollständig ausgeheilt sind. «Es kann in dreiWochen, drei Monaten oder drei Jahren wieder gehen», erklärte seinArzt Johannes Peil im Sommer. «Er könnte fahren, wenn er wollte»,versicherte sein Manager Willi Weber dem «Express», bezeichnete dieMercedes-Gerüchte aber als «Wunschdenken». Auch Bruder Ralf sieht den91-maligen Grand-Prix-Sieger bereit: «Dass er das schaffen kann,daran habe ich keinen Zweifel.»
Die Nachrichten über ein «Team Germany» mit Schumacher und demWiesbadener Nico Rosberg bei Mercedes lösten prompt Vorfreude in derPS-Szene aus. «Das sind tolle Neuigkeiten für den Sport», meinteWeltmeister Jenson Button. Sein Wechsel zu McLaren machte erst dasCockpit für den Rekordchampion frei. «Das wäre das Meisterstück vonMercedes schlechthin und das Meisterstück für die gesamte Formel 1»,sagte der dreimalige Titelträger Niki Lauda. «Er ist außerordentlichfit. Er hat nie etwas anderes in seinem Leben gemacht und ist immernoch süchtig nach der Geschwindigkeit», urteilte Ex-Weltmeister DamonHill.
Für Schumacher würde sich mit dem Wechsel zu Mercedes ein Kreisschließen. Der Autokonzern hatte den damals 21-Jährigen 1990 alsWerksfahrer für die Sportwagen-WM verpflichtet. Ein Jahr späterfinanzierten die Schwaben ihm einen Formel-1-Test in Silverstone undverschafften ihm schließlich mit einer Bürgschaft ein Cockpit beimJordan-Team, für das er am 25. August 1991 im belgischen Spa-Francorchamps sein Grand-Prix-Debüt gab. Die Verbindung zum Autobauerist nie ganz abgerissen. Ein Treffen mit Daimler-Chef Dieter Zetscheund Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug beim Formel-1-Saisonfinalein Abu Dhabi im November brachte womöglich den Comeback-Plan in dieSpur.
Bei Ferrari, seit 1996 Schumachers Arbeitgeber und für ihn «wieeine Familie», dürfte sich indes die Begeisterung über dieangeblichen Pläne des Superstars in Grenzen halten. Auf dertraditionellen Weihnachtsfeier am Samstag in Fiorano erwähnteFerrari-Chef Luca di Montezemolo den Kerpener in seiner Rede schonnicht mehr. Sollte der Wechsel zustandekommen, handele es sich umeinen «Verrat», meinte die römische Zeitung «Messaggero». DochSchumachers Vertraute Brawn und Jean Todt, inzwischenWeltverbandschef, haben Ferrari verlassen. Dafür soll nun seineinstiger Erzrivale Fernando Alonso der neue starke Mann bei denItalienern werden. Für den Deutschen bliebe da nur eine Nebenrolle.Bei Mercedes dagegen würden wieder alle nur auf ihn schauen.