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Formel 1 Formel 1: Rote Karte für Ralf Schumacher

Von Claas Hennig 14.06.2004, 14:18
Der deutsche Formel 1-Pilot Michael Schumacher (r, Ferrari) jubelt am Sonntag (13.06.2004) auf der Formel 1-Rennstrecke "Gilles Villeneuve" im kanadischen Montreal neben seinem Bruder Ralf (l, BMW-Williams) über seinen Sieg beim Großen Preis von Kanada. Schumacher siegte vor seinem Bruder Ralf und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello. (Foto: dpa)
Der deutsche Formel 1-Pilot Michael Schumacher (r, Ferrari) jubelt am Sonntag (13.06.2004) auf der Formel 1-Rennstrecke "Gilles Villeneuve" im kanadischen Montreal neben seinem Bruder Ralf (l, BMW-Williams) über seinen Sieg beim Großen Preis von Kanada. Schumacher siegte vor seinem Bruder Ralf und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello. (Foto: dpa) dpa

Montréal/dpa. - Michael Schumacher war nach seinem Rekordsieg inMontreal im «siebten Himmel», Bruder Ralf ertränkte nach dem Sturzvom Podest seinen Kummer im Champagner. Vier Stunden nach derJubelfeier bekamen die überraschend starken Williams-BMW- und Toyota-Piloten mit Ralf Schumacher an der Spitze wegen einer peinlichenPanne bei der Kühlung der Bremsen die Rote Karte gezeigt. Der dritteDoppelerfolg der Schumacher-Brüder in Kanada war damit nur nochMakulatur. «Hab ich irgendwas verbrochen, dass es für mich soknüppeldick kommt?», klagte der enttäuschte «Schumi II».

Durch die Vierfach-Disqualifikation in Montreal feierte DebütantTimo Glock einen Formel-1-Einstand nach Maß. «Ich kann es noch garnicht glauben. Zwei-WM-Punkte beim ersten Rennen! Sensationell!»,jubelte der 22-Jährige. Im Jordan schaffte der Unterflockenbacher denSprung vom elften auf den siebten Platz. Sein MönchengladbacherTeamkollege Nick Heidfeld rutschte auf Rang acht vor und durfte sichüber einen Zähler freuen.

Für Ralf Schumacher und seinen Teamkollegen Juan Pablo Montoya(ursprünglich Fünfter) blieb dagegen nur der Frust. «Es ist sehr,sehr schade, weil damit der positive Gesamteindruck dieses Rennenszunichte gemacht wird», sagte der 28-Jährige. Im Festzelt von Formel-1-Prominenten-Wirt Karl-Heinz Zimmermann feierte Ralf Schumacher nachschwachem Saisonverlauf sein Comeback, als plötzlich das Handyklingelte. Es war kurz vor Mitternacht in Deutschland, als Williams-Technikchef Sam Michael die Hiobsbotschaft überbrachte.

Die Rennleitung hatte die Bremsanlage der beiden Williams-BMWbeanstandet. Auch Toyota, dem möglichen neuen Arbeitgeber von RalfSchumacher, unterlief ein ähnliches Missgeschick. Während Williamsauf die Berufung verzichtete, verpasste Toyota die Frist für denEinspruch. Geschummelt wurde aber ganz offensichtlich nicht, sonderndie Teams leisteten sich auf dem für die Bremsen sehr extremen Kursvon Montreal eine peinliche Panne.

«Unsere Bremsbelüftung stimmt nicht mit den FIA-Regeln überein.Es war unser Fehler», sagte Sam Michael. Der neue Williams-Technikchef wollte von Betrug nichts wissen: «Wir hatten dadurchkeinen Vorteil bei der Bremsleistung und auch nicht bei derBremskühlung.» Auf keiner anderen Formel-1-Rennstrecke werden dieBremsen so stark belastet wie in Montreal.

Durch die Disqualifikationen erscheint die Dominanz der Ferrarisvor dem Halbzeitrennen am Sonntag in Indianapolis noch mächtiger: DerBrasilianer Rubens Barrichello rückte durch Ralf Schumachers Pech vomdritten auf den zweiten Rang vor und machte den fünften Doppelerfolgder Scuderia in dieser Saison perfekt.

Die Siegesserie seines Teamkollegen Michael Schumacher nimmt indesbeinahe unheimliche Züge an. Siebter Saison-Sieg im achten Rennen,der 77. Karriere-Sieg insgesamt, die fast optimale Ausbeute von 70WM-Punkten - Schumacher steuert unangefochten seinen siebten WM-Titelan. Teamkollege Barrichello (54) liegt schon weit zurück. BAR-Honda-Pilot Jenson Button, in Kanada auf Platz drei gestiegen, istmit 44 Zählern Dritter. «Schumacher rast wie auf einer Autobahn zumWeltmeistertitel», kommentierte der «Corriere della Sera» ausItalien.

«Das sieht gut aus und hört sich gut an. Als Person bin ich aberzu pessimistisch. Ich weiß, was noch alles passieren kann», sagteSchumacher und kündigte an: «Ich lasse nicht nach, denn die Saisonist noch lang.» Mit seiner Frau Corinna und Freunden meldete er sichnach dem Triumph in den Natur-Urlaub in Nordamerika ab, wollte aberunbedingt das Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaftbei der EM in Portugal sehen: «Mal schauen, ob ich es schaffe, dasSpiel irgendwo anzuschauen.»

Obwohl aus Reihe drei gestartet, feierte Schumacher dankmeisterlicher Zwei-Stopp-Strategie seinen siebten Montreal-Sieg. «Schumi im siebten Himmel», feierte Italiens «Tuttosport» denRekord-Weltmeister. Während die Konkurrenz zum dritten Mal an die Boxkam, setzte sich der 35-Jährige an die Spitze des Feldes und gewannals erster Pilot der Formel-1-Geschichte sieben Mal auf derselbenStrecke. «Schumachers Triumph war im Voraus ausgetüftelt worden durchMeisterstratege Ross Brawn, der die Startposition für Ruhm am Endedes Tages opferte», brachte Englands «Daily Telegraph» dasRenngeschehen auf den Punkt. Ferrari hat mit 124 Punkten mehr alsdoppelt so viele Zähler in der Konstrukteurswertung auf dem Konto alsdas zweitplatzierte Renault-Team.

Großer Preis von Kanada. (Grafik: dpa)
Großer Preis von Kanada. (Grafik: dpa)
dpa