Formel 1 Formel 1: Massa rast mit 200 km/h in die Reifenstapel

Budapest/dpa. - Überschattet vom schweren Unfall Felipe Massas hat sich das Red-Bull-Duo Sebastian Vettel und Mark Webber in der Qualifikation zum Großen Preis von Ungarn eine glänzendeAusgangsposition im Titelrennen gegen WM-Spitzenreiter Jenson Button verschafft. Massa wurde im zweiten Durchgang von einem aufwirbelnden Teil am Kopf getroffen und schoss danach mit seinem Ferrari beinahe ungebremst in einen Reifenstapel. Er war beim Einschlag über 200 Stundenkilometer schnell. «Sein Zustand ist stabil», teilte eine Formel-1-Sprecherin am Samstag auf dem Hungaroring bei Budapest wenige Minuten nach dem spektakulären Crash mit.
«Felipe wurde in ein Hospital geflogen», sagte Ferrari-SprecherLuca Colajanni. «Er ist auf jeden Fall bei Bewusstsein. Das ist das Wichtigste.» Massa zog sich nach ersten Informationen einen blutenden Schnitt über dem linken Auge zu.
Angesichts der Dramatik gingen Fernando Alonsos erste Pole-Position in dieser Saison und das Chaos bei der Zeitnahme völligunter. Wegen eines technischen Defektes herrschte minutenlangkomplette Ratlosigkeit, wer welchen Platz belegt hatte. «DasAllerwichtigste ist, dass es Felipe gut geht», sagte derZweitplatzierte Vettel etwas erleichtert, dass der Unfall nachaktuellem Stand keine schlimmen Folgen für den Vize-Weltmeisterhatte. «Es ist erfreulich, dass es Felipe den Umständen entsprechend gut geht», sagte Renault-Pilot Alonso.
Erste Entwarnung gab Rubens Barrichello. «Felipe redet, ist abersehr aufgewühlt», sagte der brasilianische BrawnGP-Pilot, der seinen Landsmann ins Streckenhospital begleitet hatte. Wahrscheinlich war eine von seinem Brawn-Mercedes abgebrochene Radfeder an der Hinterradaufhängung Auslöser des Unfalls. Colajanni erklärte in einerersten Stellungnahme: «Ich habe gehört, es soll eine Feder gewesensein, die Rubens verloren und die Felipe am Kopf getroffen hat.Daraufhin hat er die Kontrolle übers Auto verloren.»
Der schreckliche Crash weckte Erinnerungen an den tödlichen Unfallvon Henry Surtees am vergangenen Sonntag in England bei einem Formel-2-Rennen. Der Sohn des ehemaligen Motorrad- und Formel-1-WeltmeistersJohn Surtees war von einem herumfliegenden Rad des Autos einesKonkurrenten am Kopf getroffen worden.
«Man muss sich Gedanken machen», betonte nach dem schlimmen Massa-Crash Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Williams-Pilot Nico Rosberg(Wiesbaden), der sich im Qualifying am Ende Platz fünf sicherte,meinte: «Das ist schockierend.» Man müsse sich «echt was überlegen».Das bereite einem große Sorgen, sagte WM-Spitzenreiter Jenson Button,der sich mit Startplatz acht zufriedengeben musste. «Unsere Gedanken sind bei Felipe Massa und wir hoffen, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht», erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. BMW-Motorsportchef Mario Theissen sagte, alle hofften, dass Massa sich «nicht ernsthaft verletzt» habe.
Der Rettungswagen fuhr nach dem heftigen Unfall sofort an dieUnglücksstelle. Mit Planen wurden das Auto und der Pilot vorneugierigen Blicken geschützt. Offenbar verlor Massa schon vor dem Unfall das Bewusstsein. Auf der Trage bewegte er sich aber. Zuvor hatte der Brasilianer keinerlei Reaktionen gezeigt, nachdem er von der Feder am Helm getroffen worden war. Massa nahm vor dem Einschlag nicht die Hände vom Steuer, um sich weiter zu schützen. Er wurde vomMedical Center an der Strecke mit dem Helikopter in ein Krankenhausgebracht.
Zum Sportlichen sagte Vettel: «Ich bin zuversichtlich fürs Rennen.Es hat nicht viel zur Pole gefehlt.» Die größte Gefahr drohe von denhinter ihm und Webber lauernden Autos mit dem Energierückgewinnungs-System KERS. Weltmeister Lewis Hamilton kam im McLaren-Mercedes aufden vierten Rang; sein Teamkollege und Vorjahressieger HeikkiKovalainen wurde hinter Rosberg Sechster.
Enttäuschung herrschte bei den restlichen drei Deutschen: TimoGlock (Wersau) haderte mit seinem 14. Platz im Toyota. Nick Heidfeld(Mönchengladbach) wurde im BMW-Sauber nur 16. Force-India-PilotAdrian Sutil (Gräfelfing) ließ als 18. immerhin Robert Kubica imzweiten BMW-Sauber hinter sich.
Vor dem zehnten Saisonlauf an diesem Sonntag (Start: 14.00 Uhr/RTLund Sky) führt Button die WM-Wertung mit 68 Punkten souverän an.Vettel (47) hat als Gesamtzweiter bereits 21 Zähler Rückstand. Webber(45,5) belegt den dritten Platz vor Barrichello (44).
