Das sporliche Geschwisterpaar aus dem Unterharz Förderer und Vorbilder zugleich
Ramon und Pascal Ibold sind wahrscheinlich Dankerodes erfolgreichste Sportler. Warum sie es auch ohne Sportschule weit gebracht haben.

Dankerode - Das elterliche Anwesen, mit einem Beachvolleyballfeld und einem Basketballkorb ausgestattet, ist nur einen Steinwurf von der Sporthalle entfernt. Dazu Eltern und Großeltern als Sportlehrer – das prägt. So wie bei Pascal und Ramon Ibold. Mit Leichtathletik und Crossläufen ging es los, bevor beide beim Floorball landeten. Wobei es den 32-Jährigen Pascal später zum Fußball zog. „Das sportliche Pensum war nachher so groß, dass es kaum noch zu bewältigen war. Mein Herz schlägt mehr für den Fußball. Deshalb bin ich vom Floorball weg“, sagt Pascal Ibold, Co-Trainer der U-19 des 1. FC Magdeburg, zu seiner Entscheidung, die Sportart zu wechseln.
„Man zehrt von seinen Erfahrungen als Spieler auf dem Feld“
Als Spieler trug der studierte Sportwissenschaftler die Trikots des VfB Sangerhausen (wo er, wenn es die Zeit zulässt auch heute noch mitspielt), Markranstädt, Lok Leipzig und Carl Zeiss Jena. Das sei nun als Trainer von Vorteil. „Man zehrt von seinen Erfahrungen als Spieler auf dem Feld. Der wissenschaftliche Hintergrund durch das Studium tut sein übriges. Ich habe die A-Lizenz. Wir wurden von unseren Eltern sozial erzogen, und auch das bringt man als Trainer mit ein“, so der ältere Bruder über seine aktuelle berufliche Tätigkeit und fügt mit einem weinenden Auge hinzu: „Mir fehlt das Sporttreiben. Ich komme selten dazu, auch wenn ich jeden Tag auf dem Sportplatz stehe. Über den Schritt vom Spieler zum Trainer konnte man nicht groß nachdenken. Es war ein dynamischer Übergang.“
Nun gilt es als Mann am Seitenrand die Mannschaft es 1. FC Magdeburg in der U-19-Bundesliga zu halten und möglichst viele Topspieler in den Profibereich zu führen. 26 Jahre aktives Sportlerleben hat Ibold schon erlebt und als Fußballer nahezu jede Position gespielt – außer Torwart. „Wenn mir einer mit 18 Jahren gesagt hätte, dass ich bei Lok Leipzig spielen werde, den hätte ich für verrückt erklärt.“ Dabei hat er mit den Sachsen einen seiner größten sportlichen Momente als Kicker erlebt. „Das Spiel im Sachsenpokal 2017 mit Lok gegen BSG Chemie war ein Highlight. Wir gewinnen in der Verlängerung 1:0 und ich bereite das Tor vor. Die Freude bei den Fans zu sehen, war toll“, sagt der 32-Jährige rückblickend dazu.
Der Bruder ist beim Floorball geblieben
Sein 29-jähriger Bruder Ramon ist beim Floorball geblieben und hat es bis zum Nationalspieler geschafft. Vier Weltmeisterschaften hat er schon gespielt. „Das ist aufregend, als deutscher Underdog gegen Topnationen zu spielen.“ Es habe zwar auch herbe Klatschen gegeben, wie im Halbfinale gegen Weltmeister Schweden, wo Deutschland 2012 mit 0:13 verlor.
„Aber uns hatte niemand im Halbfinale erwartet“, so der Angreifer, der aktuell bei den TSG Füchsen Quedlinburg spielt. Und er fügt er an: „Man ist stolz, es in die Auswahl geschafft zu haben, auch wenn Floorball in Deutschland noch stiefmütterlich behandelt wird. Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft gibt einem eine besondere Note im Gegensatz zu einem Bundesligaspiel.“
Ein Jahr in Finnland gespielt
Ramon Ibold trug schon das Trikot der Red Devils aus Wernigerode und feierte Meister- und Pokalsiege. Ein Jahr in Finnland spielen habe ihn mit Anfang 20 sehr geprägt - menschlich wie sportlich. Finnland gehört übrigens zu den Topnationen im Floorball. „Es ist eine schnelle und technisch anspruchsvolle Sportart, die bei mir große Begeisterung auslöst“, sagt der Vater einer bald vierjährigen Tochter und ergänzt: „Ich habe noch ein paar gute Jahre im Floorball vor mir.“ Denn die Quedlinburger wollen sich in der 2. Bundesliga etablieren. Aber: Das Familienleben mit Frau und Kind rücke mehr und mehr in den Mittelpunkt.
Die Prioritäten hätten sich verschoben. Und: „Wir sind aus der Phase raus, uns sportlich etwas beweisen zu müssen. Wir sind mit genug Talent auf den sportlichen Weg gegangen. Den Umständen entsprechend hätten wir es nicht besser machen können“, so die Brüder unisono. Ihr sportlicher Weg begann auf dem Dorf, ohne Sportinternat aber mit Sportlehrern in der Verwandtschaft (Vater Jörg Ibold und Großvater Manfred Kroll) im Hintergrund. In der Freizeit habe man davon profitiert und so soll es auch bei ihren Kindern und Enkeln sein. Die Sportgeräte stehen schon parat und sportliche Vorbilder sind Eltern und Großeltern für Ibolds Nachwuchs garantiert. (mz)