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Flugsicherheit Flugsicherheit: Wenn die Brille piept

Von HANS-ULRICH KÖHLER 28.01.2010, 16:33

Halle/MZ. - In drei Tagen passierte ich in drei Ländern die Sicherheitsschleusen auf fünf Flugplätzen - Beobachtungen eines Reisenden.

Freitag, Flughafen Leipzig-Halle, 8.15 Uhr, Abflug nach München

Nicht viel los um diese Zeit mitten im bibber kalten Januar. Ich bin der Einzige, der in diesem Moment auf Durchleuchtung wartet. Die Kontrolleure besprechen gerade, wer als nächster in die Pause geht. Eine Dame vergisst dennoch nicht, mich freundlich heranzuwinken und schiebt mir zwei Plastschalen zu. Laptop raus, klar, ich bin ein geübter Flieger.

Flüssigkeiten, Cremes? Nein, heute nicht, alles ist im aufgegebenen Gepäck. Ich warte, ob man mich bittet, Gürtel und Uhr abzulegen. Nein. Nach den Schuhen frage ich erst gar nicht. Mal sehen, ob die Metallschnalle daran es piepen lässt. Es piept nicht, ich darf im ersten Anlauf durch. Dafür ist meine Tasche verdächtig. Zurück! Bitte aufmachen, sagt die Dame. Sie zieht zielstrebig mein Spray raus und klärt mich auf: Mitnahme verboten. Oh Mann, denke ich, wie peinlich, du Vielflieger. Aber ich habe das Ding einfach vergessen.

2,99 Euro wandern in den Müll. Ich nehme freundlich Anlauf zu fragen, ob ich fragen dürfe, ob denn hier schon mal ein Laptop mit dem ominösen Tuch auf Sprengstoffspuren hin abgewischt wurde. Sehr selten, sagt der Kollege der Kollegin, aber dazu dürfe er hier nichts weiter sagen. Noch nie, hake ich nach? Die Antwort geht im Abgang zur Pause unter und ich glaube, etwas von "Chef fragen" zu hören. Hab aber keine Lust dazu, der Flieger nach München wartet.

Freitag, Flughafen München,

12.10 Uhr, Abflug nach Lissabon

Der Ort der Schlagzeilen. Wenig los, die Dienstreisenden des Morgens sind lange durch. Ich bin dran, stehe in der Schleuse - und es piept. Der Mann mit dem Abtastgerät lokalisiert Gürtel und Uhr und zeigt auf die Schuhe. Sie werden vorbeugend abgetastet. Der Laptop ist durch. Aber: Bitte mal das Objektiv von der Kamera abmachen und das Teleobjektiv rausnehmen - und noch mal durch. Vielen Dank, höre ich, als die Fototechnik wieder bei mir ist.

Und was ist mit den vielen Kabeln in meiner Tasche? Drei Ladegeräte und ein Netzteil liegen wild verknäult in den beiden Taschen. Aber das interessiert niemanden, man kennt sich offenbar mit derlei Strippen aus. Und auch mein Mini-Messerchen mit einer zwei Zentimeter langen Klinge geht durch. Die Frage nach dem Sprengstofftuch stelle ich hier in München lieber nicht. Vier Polizisten am Ende der Schleuse haben einen wachen Blick auf alle und alles, ganz wie in Leipzig auch.

Sonnabend, Flughafen Lissabon

13 Uhr, Abflug nach Barcelona

Fotoapparate, Objektive raus? Nein. Gürtel? Nein. Uhr? Nein. Ich erinnere mich kurz, was Flüssigkeiten auf Englisch heißt, aber der Portugiese fragt mich nicht danach. Fünf Meter Kabel, die mir verdächtig erscheinen würden, will wieder niemand sehen. Gut so, denn das Aus- und Einpacken der Strippen hat oft genug genervt.

Die Schuhe werden sich nicht melden. Sie waren bisher immer still. Und dann piept es doch. Die Schuhe? Der Beamte zückt seinen elektronischen Abtaster. Es piept unter meinem Pollunder. Brille! Die wurde bisher nirgendwo moniert. Raus das Ding aus der Hemdtasche und piepfrei durch.

Sonnabend, Flughafen Barcelona, 16.30 Uhr, Abflug nach Mallorca

Die Bordkarte wird vor der Schleuse kontrolliert, das machen alle so. Laptop raus. Niemand will meine Foto-Technik sehen wie in München. Alles in die Plastschalen. Die Schuh-Frage wird hier anders als anderswo beantwortet. Ich muss es machen wie alle: Schuhe aus und hellblaue Füßlinge aus Plaste übergestreift, die sehen aus wie Plasttüten mit Gummizug. Die Schuhe rollen derweil zum "Röntgen". Blau bestrumpft warte ich, bis ich an der Reihe bin. Auf Socken gehen ich in Richtung Schleuse.

Uhr, Gürtel? Ich deute dem spanischen Beamten an, dass ich durchaus willens bin mitzudenken bei der Erhöhung der Flugsicherheit auf dem Airport Barcelona. Er aber schüttelt den Kopf und winkt mich durch. Dann schnappe ich meine beiden Plastschalen. Fünf Schritte weiter setze ich mich und streife die blauen Überzieher ab - nicht ohne schmunzelnd auf die vielen Menschen in ihren blauen Behelfsschuhen zu blicken.

Montag, Flughafen Palma de Mallorca, 19.15 Uhr, Abflug nach Leipzig

Während ich warte, dass mich ein dicker Mann in kanariengelben Jackett an eine der Kontrollstationen dirigiert, ist Zeit zu lesen, was alles verboten ist. Eindeutige Bilder warnen auch den Sprachunkundigen. Keine Frage, hier muss die Uhr ab und der Gürtel raus.

Bis ich dran bin, werden meine Arme immer länger, denn die beiden Plastschalen voll mit Laptop, Uhr, Gürtel, Jacke und Fotoausrüstung haben ihr Gewicht. Vor mir stehen 16 Leute mit ihren Schalen! Damen mit Plateauschuhen ziehen ihr Schuhwerk freiwillig aus, das freut die Durchleuchter. Schlecht: Die Damen müssen auf Socken durch den Fughafenstaub. Palma könnte da von den Barcelona-Füßlingen lernen.