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Flugplatz Udersleben Flugplatz Udersleben: Hexen kamen auf fliegenden Kisten geritten

Von Holger Mannheim 10.06.2001, 17:22

Udersleben/MZ. - Hexen sollen ja bekanntlich auf einem Besen durch die Lüfte reiten. Am Wochenende tauschten die selbst ernannten Hexen den Reisigbesen sogar gegen fliegende Kisten ein. Beim vierten Thüringer Hexentreffen auf dem Uderslebener Flugplatz zeigten Dutzende Frauen aus ganz Thüringen, dass sie in der Fliegerei ebenso zu Hause sind wie die Männer.

Ziel der aller zwei Jahre stattfindenden Treffen war nach Auskunft von Ursel Wötzel, der Frauenbeauftragten des Verbandes und begeisterten Pilotin, mehr Frauen für die Fliegerei zu begeistern. "Fliegen ist noch eine klassische Männerdomäne, der Anteil der Frauen liegt heute nur bei etwa zehn Prozent." Um das zu erreichen, habe man sich die Sache mit den Hexen einfallen lassen.

"Hexen fliegen doch auch rasant durch die Lüfte, da kam uns die Idee, die ganze Angelegenheit als Hexentreffen zu deklarieren", erklärte Wötzel. Das Konzept geht offenbar auf. Nach Frauencamps in Gotha, Rudolstadt und Suhl gibt es bereits 89 offiziell getaufte Hexen im Land. Bei der Hexentaufe in Udersleben kamen noch einmal 25 hinzu. Ursel Wötzel ist zufrieden. "Mit solchen Veranstaltungen helfen wir, dass die Frauen im Flugsport Fuß fassen können."

Gleichzeitig seien die Hexencamps eine gute Gelegenheit, miteinander, aber auch mit flugbegeisterten Männern zu fachsimpeln. In Udersleben gaben sich so am Wochenende Dutzende Frauen und Männer die Klinke - oder besser den Steuerknüppel - in die Hand und entschwebten per Segelflieger oder mit Motorflugzeugen in die Lüfte. Eine von ihnen war Frankenhausens erste Beigeordnete Brigitte Barthel.

Sie hatte am Sonnabend das Treffen eröffnet. Nach ihrem ersten Flug in einem Segelflieger zeigte sie sich begeistert: "Ich hatte vorher ein bisschen Angst, weil es so steil nach oben geht, aber die war unbegründet. Es ist einfach toll." Sie habe ihrem Mann schon gesagt, dass sie diesen Sommer noch ein paar Flüge wagen will. Und gerade darauf setzt Ursel Wötzel: "Wenn die Frauen erst geflogen sind, finden sie Gefallen am Flugsport." Die eine oder andere werde dann sicher Mitglied in einem Flugsportverein wie dem Uderslebener Aeroclub "Hans Grade".

Wer Interesse hatte, dem erklärten die Flugsportler auch theoretische Details, etwa wie man im deutschen Luftraum navigiert oder in welcher Höhe man mit Kleinflugzeugen fliegen darf. Für Frauen, die bereits in Vereinen Thüringens organisiert sind, waren die Flüge über der Kyffhäuserregion übrigens echte Schnäppchen. Sie wurden vom Luftsportverband und Sportbund des Landes subventioniert. Hierfür standen vier Segelflieger, zwei Motorsegler, drei Ultraleichtflieger und zwei Motorflugzeuge zur Verfügung, die ständig in der Luft waren.

Die Frequenz von Starts und Landungen konnte es am Sonnabend durchaus mit einem größeren Verkehrsflughafen aufnehmen. Marion Haas, Sprecherin des Aeroclubs und seit Sonnabend standesgemäß getaufte "Hexe", zeigte sich begeistert. "Das Hexentreffen ist eine echte Bereicherung, wir richten es gerne aus." Zahlreiche Gäste aus dem Kyffhäuserkreis wohnten dem Spektakel bei und starteten auch zu Schnupperflügen durch. Auch wenn gestern das Wetter mies war, das Treffen wird als großer Erfolg gewertet.