Fleisch Fleisch: Emu-Steak und Keule vom Krokodil
Die Angst vor BSE hat zahlreiche Verbraucher auf den Geschmack exotischer Fleischsorten gebracht. In Restaurant-Küchen ersetzt der Krokodilschwanz schon einmal den Ochsenschwanz. Selbst Klapperschlange, Gnu und Springbock landen auf den Tellern.
Beim Offenbacher Fleisch-Großhändler Möhring haben sich die Bestellungen für Emu, Krokodil und Känguru in den vergangenen Wochen erweitert. Seine Firma komme derzeit mit den Lieferungen nicht mehr nach, erklärt Geschäftsführer Jochen Heftrich. Er wartet händeringend auf die nächste Fuhre des Importeurs aus Rotterdam, der die Offenbacher Firma zwei Mal in der Woche mit Exoten aus Australien, Bison aus Kanada und Krokodil aus Simbabwe versorgt. Am begehrtesten sind bei Möhring Strauß und Emu. Sie machen über die Hälfte der Bestellungen aus. Danach folgen Känguru und Krokodil. Die übrigen Sorten werden seltener verlangt und machen nur rund fünf Prozent der gesamten Menge aus.
Die Preise der exotischen Genüsse sind sehr unterschiedlich. So ist Känguru schon für sieben Mark pro Kilo zu haben. Emu-Steak kostet rund 16 Mark, Keule vom Krokodil etwa 18 Mark. Die Klapperschlange ist dagegen mit einem Kilopreis von rund 100 Mark weit weniger erschwinglich. Eine Schlange wiegt rund 800 Gramm. Möhring liefert sie zu einer Schnecke aufgerollt, ohne Kopf und ohne Haut. "Das sieht aus wie ne riesen Bratwurst", beschreibt Heftrich das helle Schlangenfleisch, das Testern zufolge "hühnchenartig" schmeckt. Das Unternehmen beliefert vor allem Restaurants. Die Bestellungen beginnen meist bei 200 bis 300 Kilo. Einer der Kunden ist "Kangaroo´s" in Frankfurt. Hier steht neben Hamburgern und Steaks auch die "Aussie-Platte" auf der Speisekarte. Für 69 Mark bekommen die Gäste Krokodil, Emu und Känguru für zwei Personen serviert. Das Emu-Steak in Mangosoße ist für 27,50 Mark zu haben. In der letzten Zeit kommen vermehrt neue Kunden, sagt Küchenchef Michael Brand. Das Restaurant sei lange ausgebucht. "Darf es noch ein bisschen von der Känguru-Keule sein?" Diese Frage wird in immer mehr Restaurants gestellt. Zahlreiche Hotels und Gaststätten haben bei "Kangaroo´s" schon angefragt, woher sie das leicht nach Wild schmeckende Fleisch beziehen. Auch Privatleute rufen an, um für eine Party oder für den Sonntagsbraten an Emu und Känguru zu kommen. Die Weiterempfehlung von Lieferanten sei aber so ein Problem. "Nachher kommen die an Fleisch, und für mich ist nichts mehr übrig", erklärt Brand. Es sei derzeit sehr schwierig, an eine ausreichende Menge zu kommen. Dieses Problem kennt auch die Abteilungsleiterin des Frankfurter "Metro"-Großmarktes am Riederbruch. Seit einem Jahr wird in der Filiale Straußen- und Kängurufleisch angeboten. Die Verkaufszahlen seien in den vergangenen Wochen um rund 25 Prozent gestiegen. Selbst zusätzliche Bestellungen können die Nachfrage nicht decken. "Wir würden mindestens das Doppelte bestellen, bekommen aber nicht mehr", hieß es bei "Metro". Der Düsseldorfer Lieferant könne nicht mehr beschaffen.
Neben den ganz exotischen Produkten sei in den vergangenen Wochen auch Pferdefleisch beliebter geworden. Frisches Straußenfleisch wird in der Regel über den Luftweg transportiert. Die übrigen Fleischsorten sind dagegen meist tiefgefroren und können verschifft werden. Das sei bei weitem billiger, erklärt der Großhändler.
Komme das Produkt mit dem Flugzeug, werde es um fünf Mark pro Kilo teurer. Aber diesen Aufpreis nähmen die Kunden in Kauf. Einen Teil seiner Ware bezieht Möhring in Spitzenzeiten wie diesen auch per Luftfracht.
Die Einfuhr mancher Fleischsorten ist wegen des Washingtoner Artenschutzabkommens extrem schwierig. Für Krokodil muss beispielsweise sowohl eine Ausfuhr- als auch eine Einfuhrgenehmigung eingeholt werden. Darin muss bestätigt sein, dass die Tiere aus einem Zuchtbetrieb stammen, heißt es beim Frankfurter Zoll.