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Finanzkrise Finanzkrise: Dortmund schöpft neue Hoffnung

Von Heinz Büse 18.02.2005, 16:20
Auf der Internetseite des Bundesligisten Borussia Dortmund wird am Donnerstag (17.02.2005) der Kurseinbruch der BVB-Aktie angezeigt. Der Kurs der Aktie sackt direkt zu Handelsbeginn um bis zu 24 Prozent auf zeitweise 1,98 Euro ab. Seit Ausgabe Ende 2000 haben die Aktien damit rund 80 Prozent ihres Wertes verloren. Nach einer Pflichtmitteilung haben sich die finanziellen Schwierigkeiten des Ruhrgebietsclubs zu einer "existenzbedrohenden Ertrags- und Finanzsituation" ausgewachsen. (Grafik: dpa)
Auf der Internetseite des Bundesligisten Borussia Dortmund wird am Donnerstag (17.02.2005) der Kurseinbruch der BVB-Aktie angezeigt. Der Kurs der Aktie sackt direkt zu Handelsbeginn um bis zu 24 Prozent auf zeitweise 1,98 Euro ab. Seit Ausgabe Ende 2000 haben die Aktien damit rund 80 Prozent ihres Wertes verloren. Nach einer Pflichtmitteilung haben sich die finanziellen Schwierigkeiten des Ruhrgebietsclubs zu einer "existenzbedrohenden Ertrags- und Finanzsituation" ausgewachsen. (Grafik: dpa) Bvb/Internet

Dortmund/dpa. - Im Kampf ums nackte Überleben schöpft BorussiaDortmund neue Hoffnung. Nur einen Tag, nachdem der börsennotierteFußball-Bundesligist die wahren Ausmaße seiner existenzbedrohendenKrise eingeräumt hatte, vermeldete er erste Erfolge. Nach einemBericht der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Samstag-Ausgabe)tragen die 67 Gläubiger das Sanierungskonzept mit. «Ich kann nur soviel sagen, dass ich mit dem Verlauf der Gespräche sehr zufriedenbin», sagte Jochen Rölfs, Chef der vom BVB mandatiertenWirtschaftsprüfungsgesellschaft, den «Ruhr Nachrichten».

Bei den Verhandlungen am Freitagnachmittag in Dortmund ging es imWesentlichen um Stundungen ausstehender Zins- und Tilgungszahlungen.Auch jene drei Gläubiger, die bisher ihre Zustimmung noch nichtgegeben hätten (Sparkasse Köln-Bonn, HSH Nordbank und derMünsterländer Unternehmer Paul Sahle), seien in einer Krisensitzungam Abend mit ins Boot geholt worden.

Damit wäre dem Revierclub ein erster wichtiger Schritt zurAbwendung der drohenden Insolvenz gelungen. Nur im Falle einerZustimmung aller 67 Gläubiger ist der Verein in der Lage, dieSpielergehälter zu zahlen und den anderen Verpflichtungennachzukommen. Unmissverständlich hatte Rölfs noch vor der Verhandlungmit den Gläubigern zum Ausdruck gebracht, wie dramatisch die Lagewirklich ist. «Wir müssen jeden Zweifel ausräumen, dass dies dieletzte Chance ist. Zur Zeit haben wir noch Geld. Aber in den nächstendrei Wochen muss alles über die Bühne gegangen sein», sagte derWirtschaftsprüfer, der den Verein beim Entwurf der Sanierungsplänemaßgeblich unterstützte.

Die Abkehr von der Geheimniskrämerei vergangener Tage zeigtoffenbar die vom Verein erwünschte Wirkung. Bereits am Donnerstaghatte ein weiterer Gläubiger den Sanierungsplänen zugestimmt. Grundzur Entwarnung gibt es allerdings noch lange nicht: Von zentralerBedeutung sind die Verhandlungen mit dem Commerzbank-Fonds Molsiris.Die Borussia hatte das Westfalenstadion vor rund zwei Jahren an denFonds verkauft und dann für 15 Millionen Euro jährlich zurückgeleast.Nur wenn 75 Prozent der insgesamt 5800 Fonds-Zeichner zustimmen, kannder BVB wie geplant Teile des Stadions im Tausch gegen einverpfändetes Bardepot in Höhe von knapp über 50 Millionen Eurozurückkaufen. Bei dieser Transaktion würden zusätzlich neun MillionenEuro frei für das Tagesgeschäft.

«Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen», sagte dieSprecherin der CommerzbankLeasing Immobilien AG, Karolina Müller. DieAnteilseigner seien schriftlich darüber informiert worden, dasskurzfristig eine außerordentliche Gesellschafterversammlungeinberufen werden soll. In dem Brief an die Fonds-Zeichner wies dasUnternehmen darauf hin, dass der BVB die für 2005 fälligeStadionmiete bisher noch nicht gezahlt hat.

Weiteres Ungemach droht von anderer Seite. Schließlich ist derRevierclub ins Visier der Bundesanstalt fürFinanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn geraten. Wie eineBaFin-Sprecherin der dpa am Freitag bestätigte, wird geprüft, ob derVerein als börsennotierte AG seine gesetzliche Verpflichtung zurunverzüglichen Mitteilung wichtiger Geschäftsdaten verletzt habe.Falls dies zuträfe, wäre dies eine Ordnungswidrigkeit. Obmöglicherweise Betrug vorliegt, müsste die Staatsanwaltschaft klären.

Die Hiobsbotschaften aus Dortmund schockten selbst die schärfstenRivalen. «Für die Bundesliga wäre es eine Katastrophe, wenn Dortmundden Spielbetrieb nicht aufrechterhalten könnte», sagte Karl-HeinzRummenigge der «Berliner Morgenpost» (Freitag-Ausgabe). DerVorstandsvorsitzender des Branchenführers Bayern München hofft, dassdie Insolvenz noch abgewendet werden kann. «Der Verein ist nachBayern München in den letzten 10 Jahren die wertvollste Markegewesen. Wenn Borussia Dortmund aus der Bundesliga verschwindenwürde, hätte das negative Folgen - und zwar für alle.»

Ähnlich nervös reagierte die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf dieZahlen aus Dortmund. Sollte der Club schon in den kommenden Wochenzahlungsunfähig werden, könnte ein Solidaritätsfonds helfen. LautDFL-Sprecher Tom Bender «wäre eine Inanspruchnahme allerdings mitPunktabzügen verknüpft».