FIFA FIFA: Spitzenclubs wollen Millionen für verletzte Nationalspieler
Charleroi/dpa. - Die Spitzenclubs des europäischen Fußballsfordern vom Fußball-Weltverband (FIFA) Entschädigungen inMillionenhöhe für Nationalspieler, die in Länderspielen verletztwerden. Auf rund 860 Millionen Euro belaufe sich der Schaden, der denClubs in den vergangenen zehn Jahren entstanden sei, sagte ein Anwaltder «G-14»-Vereinigung der führenden Vereine vor dem Handelsgerichtin Charleroi. Vor dem Gericht klagt der belgische Club RSC Charleroigegen die FIFA wegen der Verletzung seines marokkanischen ProfisAbdelmajid Oulmers (27) in einem Länderspiel im November 2004 gegenBurkina Faso auf eine Entschädigung von 616 000 Euro.
Vier Rechtsanwälte der FIFA bestritten bei einer mündlichenVerhandlung am Montagabend die Zuständigkeit des belgischen Gerichts.Zudem handele es sich bei der FIFA keineswegs um eine kommerzielleOrganisation, sondern um «eine gemeinnützige Vereinigung».
Anwälte des RSC Charleroi und der G-14 warfen der FIFA die«Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung» vor. Nach den Regelndes Weltverbandes seien die Clubs verpflichtet, ihre Spieler fürLänderspiele freizustellen. Sie bekämen dafür keinen Cent, sondernmüssten die Kosten für Versicherungen und für die Behandlung vonverletzten Spielern selbst tragen. G-14-Anwalt Jean-Louis Dupontsagte, die Weltmeisterschaft in Deutschland werde der FIFA Einnahmenin Höhe von 2,5 Milliarden Euro bescheren. «Davon bekommen dieVereine keinen Euro, obwohl sie den unverzichtbaren Teil diesesglobalen Spektakels liefern, nämlich die Spieler der Vereine.» Erhielte es für angemessen, wenn die FIFA zehn Prozent der Einnahmen andie Clubs weiterreichen müsste.
Der RSC Charleroi bezifferte den Schaden, der durch OulmersVerletzung entstanden sei, auf 2,0 Millionen Euro beziffern. Es seifair, wenn die FIFA sich mit 616 000 Euro an den Kosten beteilige,zumal Oulmers seither seine Klasse nicht wieder erreicht habe. Ein G-14-Anwalt machte klar, dass die Top-Clubs auch den EuropäischenGerichtshof (EuGH) in Luxemburg, das höchste Gericht in EU-Fragen,einschalten könnten. Der Zwang zur kostenlosen Bereitstellung vonSpielern für Auswahl-Teams sei eindeutig der nach EU-Recht verboteneMissbrauch einer marktbeherrschenden Stellung. «Hier entsteht einSchaden. Wer das bestreitet, ist entweder blind oder böswillig.»
In der G-14 sind inzwischen 18 europäische Top-Clubs organisiert,darunter Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. DasGericht will in etwa sechs Wochen ein Urteil sprechen.