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FIFA FIFA: Ein Maulkorb für Blatter

Von Eric Dobias 14.06.2001, 16:07

Zürich/dpa. - Geklagt hatte mit Suzanne Dassler die Tochter des ehemaligenAdidas-Chefs Horst Dassler. Die frühere Mitinhaberin von ISMM/ISLsetzte vor dem Landgericht gegen Blatter unter Androhung einerGeldstrafe von bis zu 500 000 Mark eine Einstweilige Verfügung durch.Danach darf der FIFA-Chef seine am 29. Mai gegenüber der «BerlinerZeitung» aufgestellte Behauptung nicht wiederholen, die «Nunca»genannte Stiftung sei eine «Stiftung der Familie Dassler».

Doch das ist nicht die Hauptaussage des Berliner Verfahrens.Vielmehr gibt die ehemalige ISMM/ISL-Verwaltungsrätin Suzanne Dasslerin ihrem Antrag an das Gericht Aufklärung über den «einzigen Zweck»der von der Agentur «im Jahr 1997/1998 eingerichteten Institution».Demnach ging es darum, «im Zusammenhang mit dem Erwerb vonLizenzrechten (TV- und sonstige Vermarktungsrechte) fürSportveranstaltungen, wie zum Beispiel Fußball-WM, Schmiergelder anVerbandsfunktionäre zu zahlen». Allerdings: Suzanne Dassler und ihrBruder Adolphe Dassler, früher ebenfalls mit 18 Prozent an der imSchweizer Zug ansässigen ISMM/ISL beteiligt, «haben von derErrichtung der Stiftung Nunca erst während des Zusammenbruchs derISMM/ISL-Gruppe im April 2001 aus der Presse und aus internenVerlautbarungen der ISMM/ISL-Leitung erfahren».

Diese Darstellung der «Berliner Zeitung» hat am Donnerstag dieBerliner Anwaltskanzlei «Hogan & Hartson Raue» bestätigt. Sie warInhalt des Antrags an das Landgericht. Darüber hinaus erklärte AnwaltPeter Raue in einem Gespräch mit «InfoRadio Berlin-Brandenburg»,Suzanne Dassler wolle von Blatter wissen, von wem die Stiftunggegründet worden sei «und an welche Personen Schmiergelder aus derStiftung geflossen seien». Es sei «ganz sicher, dass innerhalb vonzwei Jahren erhebliche Summen geflossen seien».

Blatter hat für sich Bestechungsversuche eingeräumt, hingegen eineBestechung vehement bestritten. Als Generalsekretär der FIFA war der65 Jahre alte Schweizer jedoch maßgeblich beteiligt an dem Deal mitISMM/ISL, das dem Unternehmen für 2,2 Milliarden Schweizer FrankenMarketing- und TV-Rechte für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006eingeräumt hatte. Sie sollen nun vollkommen an die FIFA zurückgehen.Dagegen könnte jedoch am 4. Juli bei der Gläubiger-Versammlung vonISMM/ISL in Zug juristischer Einspruch angemeldet werden.

Blatter musste in Zürich zwar einen durch den ISMM/ISL-Konkursentstandenen Verlust im Marketingbereich von 51 Millionen SchweizerFranken öffentlich machen. Doch nutzte der gewiefte Taktiker dassatte Minus bei der Vermarktung der WM 2002 als Thema im bereitsentbrannten Wahlkampf. «Ich habe mir das Ziel gesetzt, die Summe biszum FIFA-Kongress im Sommer 2002 in Seoul auf Null zu reduzieren odersogar schwarze Zahlen zu schreiben», kündigte er an. Und überhaupt:Seine Position als Präsident sei nicht gefährdet, «es gab überhauptkein Misstrauensvotum».

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