Fechten-WM Fechten-WM: Peter Joppich holt erste Medaille

Havanna/dpa. - Florett-Spezialist Peter Joppich hat den Bann gebrochen und bei den Fecht-Weltmeisterschaften in Havanna die erste deutsche Medaille gewonnen. Der Koblenzer besiegte am Mittwoch den Briten Richard Kruse 15:13 und hat damit zumindest Bronze sicher. «Ich habe den Willen gehabt, unbedingt zu gewinnen und ich wusste, dass ich gewinne», sagte der als nervenstark bekannte Joppich. Der 21-Jährige trifft im Halbfinale am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) auf den Franzosen Brice Guyart, der im Achtelfinale Vize-Weltmeister Andre Weßels (Tauberbischofsheim) 15:14 besiegt hatte.
«Uns fällt schon ein Stein von Herzen», bekannte der Präsident des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), Gordon Rapp. Nach vier Einzel- Wettbewerben ohne deutsche Medaille lastete auf den hoch gewetteten Florettfechtern ein starker Druck, den Joppich aber offenbar nicht wahrnahm: «Ich fechte für mich und kann nicht alles wahrnehmen, was drum herum passiert», sagte er, nachdem er telefonisch zunächst seine Eltern in Koblenz informiert hatte. «Peter hat seine tolle Weltcup- Saison gekrönt», freute sich Florett-Bundestrainer Jochen Behr.
Vize-Weltmeister Andre Weßels hingegen hatte Pech mit seiner Auslosung. Bereits im Achtelfinale traf er auf Guyart, den Mannschafts-Weltmeister von 2001. «Das hätte auch ein Gefecht um die Goldmedaille sein können», sagte Bundestrainer Behr. «Das waren heute alles Gegner, die mir nicht lagen, aber wenn man Weltmeister werden will, muss man alle schlagen», betonte Weßels, der nun mit seinem Mannschafts-Kollegen den Team-Weltmeistertitel verteidigen will.
Enttäuscht war der Olympia-Zweite Ralf Bißdorf (Heidenheim). Er unterlag in der Runde der letzten 32 dem Österreicher Roland Schlosser mit 13:15. «Dass er anfing, kurz vor Gefechtsende hektisch zu werden, war ich bisher nicht von ihm gewohnt», staunte Bundestrainer Behr. Und auch Bißdorf war ratlos: «Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt richtig gut gefochten habe. Schlosser ist jemand, den ich einfach schlagen muss.» Trotz einer durchwachsenen Saison will der dreimalige Gesamt-Weltcupsieger die Olympischen Spiele 2004 in Athen noch einmal konzentriert angehen.
Unterdessen will der seit anderthalb Jahren für Thailand startende Säbelfechter Willy Kothny seine Zelte zumindest zeitweise wieder in Deutschland aufschlagen. «Ich würde gerne ab Januar wieder in Deutschland trainieren», sagte Kothny der dpa. Ein Start bei den Olympischen Spielen komme aber nur für sein Geburtsland Thailand in Frage, stellt der 24-Jährige klar. «Fechterisch sehne ich mich schon nach Deutschland, weil das schon optimal war.» In Havanna schied er in der zweiten Runde mit 8:15 gegen den russischen Weltranglisten- Ersten Stanislaw Pozdniakow aus.
Kothny war als Dreijähriger adoptiert worden und hatte für Deutschland bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Bronze geholt. Vor zwei Jahren entschied er sich, in Bangkok zu studieren. Im Streit über die Bezahlung von Flugkosten kam es zum Bruch mit dem DFeB. Dort wird Kothny nicht als «verlorener Sohn» gesehen. Man habe kein Interesse daran, einen potenziellen Konkurrenten stark zu machen, heißt es. «Wo will er denn trainieren?», fragt Bundestrainer Jochen Rieg und es klingt nicht so, dass er bei der Suche nach einem Verein behilflich sein will. «Er hat eine Entscheidung getroffen, und die kann er nicht alle zwei Jahre ändern.»