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Fechten Fechten: Emil Beck schiebt die Verantwortung von sich

Von Marc Zeilhofer 19.10.2004, 14:22

Stuttgart/Tauberbischofsheim/dpa. - Für Emil Beck wird eseng. Doch der ehemalige Fecht-Bundestrainer geht nach erhobenerAnklage wegen Untreue und Urkundenunterdrückung nun in die Offensive.Der 69-Jährige schob am Dienstag den Schwarzen Peter teilweise an dieStadt Tauberbischofsheim weiter und ließ über seinen StuttgarterRechtsanwalt Günter Broichmann erklären, alle Gelder des Bundes unddes Landes seien an die Stadt überwiesen worden. Die Kontrollen derStadtverwaltung hätten nie Beanstandungen ergeben.

Tauberbischofsheims Bürgermeister Wolfgang Vockel bestätigte, dassseit Ende der 70er Jahre die Stadt die «administrative Aufgabe» deröffentlichen Mittelzuteilung an das Fechtzentrum erfüllt habe.«Sachentscheidung haben wir nie getroffen. Insofern ist das überhauptkein Thema für die Stadt», sagte Vockel.

Persönlich wollte Beck sich mit Hinweis auf das schwebendeVerfahren nicht äußern. «Ich will gar nichts sagen», erklärte derfrühere Leiter des Tauberbischofsheimer Fechtzentrums der dpa.Unterdessen bestätigte das Mannheimer Landgericht, dass nachinsgesamt über dreieinhalbjährigen Ermittlungen derStaatsanwaltschaft deren Anklageschrift seit drei Wochen vorliegt.Die zuständige 3. Wirtschaftskammer prüft derzeit, ob einGerichtsverfahren eröffnet wird. Die Hauptverhandlung dürftefrühestens im kommenden Jahr beginnen. Beck drohen bei einerVerurteilung bis zu fünf Jahren Haft.

Gemeinsam mit seinen mitanklagten Söhnen René und Frank soll ereinen Schaden von einer Million Euro verursacht haben. Nach Angabender «Stuttgarter Zeitung» soll Beck nicht genehmigte, teils privateEinkäufe in Höhe von 400 000 Euro über Konten des SportmarketingTauberbischofsheim GmbH (SMT) getätigt haben. Geschäftsführer war zudiesem Zeitpunkt René Beck. Ins Visier der Staatsanwaltschaftgerieten zudem die in ihrer Wirkung zweifelhaften medizinischenGeräte einer Firma von Frank Beck für 360 000 Euro, die Vater Emilfür das Fechtzentrum angeschafft hatte. 125 000 Euro pro Jahr hatteEmil Beck von der SMT für die Vermarktung seines Namens erhalten.

Unter dem strengen, aber erfolgreichen «Übervater» hatten diedeutschen Fechter seit Mitte der 70er Jahre in der tauberfränkischenProvinz zahlreiche Weltmeister-Titel und Olympiasiege gefeiert.Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kultur gaben sich die Klinke indie Hand. Doch nach dem Bekanntwerden erster Vorwürfe 1999 und seinemRücktritt als Bundestrainer und Olympiastützpunktleiter wurde esstill um Beck. Die Prominenz, die sich in seinen Erfolgen gesonnthatte, wollte nun nichts mehr von ihm wissen.

Dass die umfangreichen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen mitmehr als dreineinhalb Jahren ungewöhnlich lange dauerten, hat Beckzwar ein gewisses Mitgefühl, jedoch nicht mehr Verständniseingebracht. «Wir freuen uns, dass es nun abgeschlossen wird, auchfür Emil Beck. Nun können wir uns wieder auf unsere sportlichen Zielekonzentrieren», sagte der jetzige SMT-Geschäftsführer FriederSchönleber.

Wie ein Damoklesschwert hingen die Ermittlungen nicht nur überTauberbischofsheim, sondern über dem Fechtsport insgesamt. «Ich bintatsächlich froh, dass es nun zu einer juristischen Aufarbeitungkommen wird und sich die Beteiligten vor Ort in Tauberbischofsheimwieder der Zukunft widmen können», erklärte der Präsident desDeutschen Fechter-Bundes (DFeB), Gordon Rapp.