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FC Schalke 04 FC Schalke 04: Jens Keller ersetzt Huub Stevens

Von ANDREAS MORBACH 16.12.2012, 08:41
Auf Schalke wird in Zukunft ohne Huub Stevens gespeilt. (FOTO: DPA)
Auf Schalke wird in Zukunft ohne Huub Stevens gespeilt. (FOTO: DPA) dpa

GELSENKIRCHEN/MZ. - Mit den richtigen Laufwegen in der Schalker Arena hatte Jens Keller Sonntagnachmittag noch seine Probleme. "Wo geht's jetzt lang?", erkundigte sich der gebürtige Stuttgarter, nachdem er seine Vorstellung als neuer Cheftrainer des Revierklubs hinter sich gebracht hatte. Dann verschwand der 42-Jährige mit Pressesprecher Thomas Spiegel in einen unbeleuchteten Seitengang - mit dem klaren Auftrag, möglichst zügig Licht ins tiefe S04-Dunkel zu bekommen.

Erkennbar miese Stimmung herrschte bei den königsblauen Kickern und ihrem nun beurlaubten Übungsleiter Huub Stevens schon seit einigen Wochen. Das 1:3 am Sonnabend gegen Freiburg löste bei den Verantwortlichen dann aber echte Panik aus. Da genügten allein die nackten Zahlen, die Manager Horst Heldt über Nacht noch mal rasch überschlagen hatte. "Aus den letzten acht Spielen haben wir von 24 möglichen Punkten leider Gottes nur fünf geholt, sind in der Liga komplett hinter unseren Erwartungen zurück. Wir mussten eine Veränderung vornehmen", erläuterte Heldt also. Und so reifte der Entschluss, den Jahrhunderttrainer des Vereins mit warmen Worten in die niederländische Heimat zu verabschieden. Schließlich steht am Dienstag noch eine wichtige Pokal-Partie an, zu der Heldt meinte: "Wir haben nicht mehr daran geglaubt, dass wir das Spiel gegen Mainz in dieser Konstellation noch bewerkstelligt bekommen."

Nach der Pleite gegen Freiburg hatte sich Heldt, der am Sonntag einen ungewohnt fahrigen Eindruck machte, mit seinen Vorstandskollegen Peter Peters und Alexander Jobst sowie Aufsichtsratschef Clemens Tönnies besprochen. Am späten Abend rief er dann bei Jens Keller an. "Ich habe spontan zugesagt. In erster Linie geht es darum, dass ich dem Verein helfe", sagte der frisch beförderte Coach der Schalker U 17 ordnungsgemäß und bewies mit Blick auf das Cup-Duell gegen Mainz gleich viel Realitätssinn. "Bei den Trainingsinhalten kann man in der kurzen Zeit nichts verändern, das Psychologische wird eine ganz besondere Rolle spielen", erklärte Keller. Fürs Erste soll er bis zum Saisonende den Cheftrainer bei S04 geben.

Unter psychologischem Aspekt hoch interessant war, wie das Schalker Stevens-Jahrhundert am Wochenende auslief. Nach dem Freiburg-Spiel behauptete der 59-jährige Holländer noch steif und fest, zwischen ihm und seinen Spielern gebe es keinerlei Entfremdungs-Tendenzen. Manager Heldt dagegen berichtete tags darauf, nachdem er dem Coach seinen Rauswurf unterbreitet hatte: "Auch Huub Stevens hat sich über Nacht Gedanken gemacht, was er tun soll. Wir sind im Guten auseinander gegangen - mit der Entscheidung, dass jetzt der richtige Moment für diesen Entschluss ist."

Zu dem gehörte auch die Beurlaubung von Stevens-Assistent Markus Gisdol - einem ambitionierten Mann, dessen offenkundiger Ehrgeiz, es auf Schalke auch mal zum Bank-Chef zu bringen, mit dem bekannten Ehrgeiz des Jens Keller nicht unter einen Hut zu bringen war. Schon in den zwei kurzen Monaten als Cheftrainer des VfB Stuttgart war der frühere, von sich selbst mitunter recht eingenommen wirkende Verteidiger mit seiner Art häufiger angeeckt. So dass Horst Heldt nun diese eindeutige Überlegung der Schalker Klubspitze darlegte: "Wir wollten mit der Benennung von Jens Keller eine klare Hierarchie haben. Und das wäre mit Markus Gisdol nicht möglich gewesen."

Weniger auskunftsfreudig war der Manager in einer anderen Frage. S04-Boss Tönnies deutete am Sonntag in einem Interview an, dass es beim 0:2 am 17. November in Leverkusen, als Stevens die Spieler Jefferson Farfán und Lewis Holtby nach ihren Auswechslungen wutentbrannt von der Ersatzbank in die Kabine geschickt hatte, zum Bruch zwischen Trainer und Mannschaft gekommen sei. "Dazu möchte ich nichts sagen", erklärte Heldt und erläuterte anschließend mit wackligen Worten sein Schweigen: "Ich möchte nach Außen den Anschein geben, was für positive Arbeit Huub Stevens hier geleistet hat."