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Leute Der Küchenpapa: Jamie Oliver wird heute 50

Einfach loslegen und rein mit den Händen: Jamie Oliver wurde mit seiner ersten Kochsendung als Küchenrebell bekannt. Heutzutage hat er eine wichtige Botschaft - wobei, eigentlich sind es zwei.

Von Julia Kilian, dpa 27.05.2025, 05:00
Der britische Kochbuchautor wird 50.
Der britische Kochbuchautor wird 50. Julia Kilian/dpa

London - Jamie Oliver steht in seiner Büroküche, mit einem Karohemd und einer Haltung, die sagt: „Egal, was passiert - wird schon werden.“ Der britische Fernsehkoch wird heute 50 Jahre alt. Sein halbes Leben steht er schon in der Öffentlichkeit, dabei scheint es fast wie Ironie, dass er mit Kochbüchern so erfolgreich geworden ist.

Schreiben liegt ihm nämlich eigentlich nicht. Oliver kämpft schon in der Schulzeit mit Dyslexie, also einer Lese- und Schreibschwäche. „Wenn man sich meine Zeugnisse anschaute, stand da: Durchgefallen. Durchgefallen. Dummkopf“, sagt er in einer neuen Serie.

Eine Folge von „Chef's Table: Legends“ erzählt seine Geschichte: vom Jungen, der sich für dumm hält, lieber im Pub der Eltern arbeitet, Aschenbecher und Gläser abräumt, bis er irgendwann selbst in der Küche steht. Einmal habe er alleine ein „Roast Dinner“ zubereitet, einen britischen Sonntagsbraten. Er erinnere sich, wie sein Vater ihm anerkennend auf die Schulter geklopft habe und wie sehr ihm das Gefühl gefallen habe.

„Ich habe alles mit dem Diktiergerät gemacht“

Bald wird er vom Fernsehen entdeckt, wenn auch eher zufällig, und bekommt mit „The Naked Chef“ seine erste Sendung. Die Art, mit der er ans Kochen geht, ist damals doch ungewöhnlich. Drauflos hacken, rein mit den Fingern, Zitrone, Olivenöl, Knoblauch, passt schon.

Furchtlos wirkt das damals wie heute. Seine Rezepte notiert er behelfsmäßig auf der Rückseite von Bestellzetteln und Bierdeckeln. „Weil ich nicht schreiben konnte, nicht tippen konnte, nicht buchstabieren konnte“, sagt Oliver in der Netflix-Serie. Für sein erstes Kochbuch allerdings muss er einen Weg finden. „Ich habe alles mit dem Diktiergerät gemacht.“

Mittlerweile hat Oliver Millionen Bücher verkauft, Pfannen vermarktet, sich ein Restaurant-Imperium aufgebaut und es wieder verloren (einer der schweren Rückschläge in seinem Berufsleben).

Wie Jamie Oliver im Interview wirkt

Trifft man ihn, sieht er mit seinen Koteletten und gestylten Haaren aus wie auf Bildern. Vielleicht wirkt er ernster als erwartet. Beim Interview im November wirbt er für sein Buch „Simply Jamie“ und dafür, dass jedes Kind mindestens zehn Rezepte lernen sollte, auch in Deutschland.

Einerseits steht Jamie Oliver nämlich gut gelaunt vor der Kamera, andererseits engagiert er sich seit Langem für politische Kampagnen. Im Interview schimpft er über die Lebensmittelindustrie und hoch verarbeitete Nahrungsmittel. Er hat sich dafür engagiert, das Schulessen in Großbritannien zu verbessern. Und sich für eine Zuckersteuer eingesetzt.

Manchmal macht er mit provokanten Aktionen auf Themen aufmerksam. Als er vor laufender Kamera mal ein Huhn tötet, um über Schlachtbedingungen zu sprechen, halten sich Zuschauer vor Entsetzen die Hände vor den Mund. Und als er und seine Frau Jools das fünfte Kind bekommen und ihre älteren Töchter bei der Entbindung dabei sein lassen, sorgt das für Debatten.

Welche Botschaften er hat

Eine Sache, die ihm wichtig ist: Dass jeder kochen und sich ohne viel Aufwand vernünftig ernähren kann. Dass er daraus mitunter ein Geschäft macht, etwa mit eigenen Produkten im Supermarkt, stößt manchmal auf Kritik. Mit seinen Sendungen, Kochbüchern und einfachen Rezepten versucht er aber, Leuten die Angst zu nehmen. Jamie Oliver gibt sozusagen den Küchenpapa.

Inzwischen engagiert er sich auch für ein anderes Thema. Er will Menschen mit Legasthenie unterstützen. Und macht Schülern mit schlechten Noten Mut. „Es ist in Ordnung, in etwas schlecht zu sein“, sagte er im Sommer in einem Video bei Instagram. Entscheidend sei, wie man mit Schwächen umgehe, welche Lösungen man finde und wie man fördere, worin man gut sei. Man könne trotzdem seinen Platz in der Welt finden, sein Talent und seine Menschen.

Seine Bücher verkauften sich inzwischen millionenfach. (Archivbild von 2011)
Seine Bücher verkauften sich inzwischen millionenfach. (Archivbild von 2011)
picture alliance / dpa