FC Kaiserslautern FC Kaiserslautern: Höllenfahrt statt Höhenflug
Frankfurt/Main/dpa. - Höllenfahrt statt Höhenflug: Auch im Jahrzwei nach dem Bundesliga-Abstieg hält der Abwärtstrend beim 1. FCKaiserslautern an. Auf dem Zweitligakonto der mit großen Ambitionengestarteten «Roten Teufel» stehen nach vier Saisonspielen nur zweimagere Pünktchen, das Bankkonto befindet sich in den Roten Zahlen unddie Personalpolitik macht wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft.«Die Situation ist schwierig. Man fängt fast wieder bei Null an»,sagt der im Sommer verpflichtete Trainer Kjetil Rekdal.
Den Neuanfang hatte sich der ehemalige Bundesliga-Profi von HerthaBSC etwas leichter vorgestellt. Doch wegen finanzieller Engpässe hatder Traditionsverein aus der Pfalz erst Leistungsträger wie TamasHajnal (zum Bundesliga-Aufsteiger Karlsruher SC) verkaufen müssen undnun mit dem Transfer von Daniel Halfar zu Arminia Bielefeld auch nochdamit begonnen, sein Tafelsilber in Gestalt der größten Talente zuverscherbeln.
Der Verkauf des 19-jährigen Mittelfeldspielers für 800 000 Euroist Ausdruck der Misere beim viermaligen deutschen Meister. DieHypothek der Fußball-Weltmeisterschaft, bei der die Pfälzer unbedingtGastgeber sein wollten und sich dabei finanziell überhoben, wiegtimmer noch schwer. Das zur WM-Arena ausgebaute Fritz-Walter-Stadion,durch dessen Verkauf an eine Betreibergesellschaft für 56 MillionenEuro die Pfälzer 2004 den drohenden Ruin abwendeten, kostet denVerein per anno 3,2 Millionen Euro Miete und verschlingt noch einmal1,6 Millionen Euro an laufenden Kosten.
Weil die Kasse leer ist, durften auch Torhüter Jürgen Macho (AEKAthen/300 000 Euro) und Stürmer Noureddine Daham (TuS Koblenz) kurzvor dem Ende der Transferperiode wechseln. Nur dadurch wurde derLast-Minute-Einkauf des Dänen Esben Hansen von Odense BK, für den derFCK eine halbe Million Euro hinblätterte, möglich. Der 26-Jährige,der von Nationaltrainer Morten Olsen in dieser Woche erstmals in diedänische Auswahl berufen wurde, gilt als neuer Hoffnungsträger. Ersoll die junge und unerfahrene Mannschaft, deren Durchschnittsalterknapp über 23 Jahre liegt, führen.
«Er ist ein gestandener Profi, der mit seinem Spielverständnisunser Mittelfeld ausbalancieren kann», sagt Rekdal über denNeuzugang, der wegen seiner Länderspiel-Nominierung erst in derkommenden Woche am Betzenberg erwartet wird. Sportdirektor MichaelSchjönberg ergänzt: «Jetzt haben wir mehr Möglichkeiten, sind nichtmehr so anfällig, wenn mal ein Spieler ausfällt.» Ob dies reicht, diesportliche Qualität deutlich anzuheben, bleibt fraglich.
Noch jedenfalls haben die Novizen Rekdal und Schjönberg denerhofften Aufschwung nicht einleiten können. Die jungen Spieler warenin den ersten Saisonspielen teilweise überfordert, gestandene Akteurewie Alexander Bugera und Patrice Bernier schwächten das Team mitFeldverweisen. «Die Spieler müssen schnell und viel lernen. Leiderkonnten wir bis jetzt noch nicht so viele Automatismen trainieren»,erklärt Rekdal. Der Norweger weiß, dass schnellstmöglich Erfolge hermüssen, um erst gar keine Unruhe aufkommen zu lassen. Noch genießt erdie volle Rückendeckung der Vereinsspitze. «Wir müssen ihm Zeitgeben», warnt Vorstandschef Erwin Göbel vor frühzeitiger Panikmache.