FC Energie Cottbus FC Energie Cottbus: Die unbezwingbare Bastion
Frankfurt/MZ. - Petrik Sander konnte es offenbar selbst nicht richtig fassen und suchte Worte, das kleine Lausitzer Fußball-Wunder zu beschreiben. Dann platzte es aus ihm heraus: "Ich bin noch ein bisschen von den Eindrücken hin- und her gerissen, weil es nicht selbstverständlich ist, was hier zurzeit abläuft. Wir haben das dritte Auswärtsspiel hintereinander gewonnen, zwischendurch noch mal kurz zu Hause gegen Bremen einen Punkt geholt. Das ist schon eine supertolle Leistung. Wenn man die Punkte anschaut, haben uns das die Wenigsten zugetraut. Wir können alle stolz sein. Hut ab!"
Sanders Mannschaft trug für ihre beim 3:1-Erfolg in Frankfurt bestens funktionierende Defensiv-Strategie nur die falsche Symbolfarbe. Orange steht für den Offensiv-Fußball Hollands. Blau hätte für den perfekten Catenaccio alter italienischer Prägung besser zur Verteidigungstaktik gepasst. Kompakt auftreten und gekonnt Kontern heißt das Erfolgsrezept. Und: Die Fehler des Gegners kaltblütig ausnutzen - "das haben wir mit der etwas zwingenderen Art und Weise getan", fand Sander. Nicht zum ersten Mal. Die Folge: Drei Auswärtserfolge in Serie: 3:2 in Dortmund, 1:0 in Berlin, nun 3:1 in Frankfurt.
Kapitän Steffen Baumgart hatte dafür vor allem eine Erklärung: "Wir können jeden Mann, der bei uns ausfällt, hundertprozentig ersetzen." Abwehrchef Kevin McKenna fehlte ebenso wie Igor Mitreski in der Innenverteidigung wegen Gelb-Sperren. Die Lücken seien durch Kukielka und Cvitanovic "vollwertig ausgefüllt worden", so Baumgart. "Der, der reinkommt, egal auf welcher Position, bringt seine Leistung, die eingewechselten Spieler sind hundert Prozent da. Dany (Gunkel) macht gleich das Tor."
Was so nicht stimmt: Denn der Ball ging nach einem folgenschweren Zusammenprall mit Oka Nikolov von der Brust des unglücklichen Christoph Preuß zum 1:2 ins Tor. Der Eintracht-Torwart hatte bei seiner Rettungsaktion mit den Stollen dem eigenen Vordermann den linken Oberschenkel krankenhausreif aufgeschlitzt. Auch wenn er das Eigentor übersah, ändert das nichts an Baumgarts Sicht der Dinge: "Ich glaube, dieses Jahr stimmt bei uns alles." Das System funktioniert: Hinten kompakt verteidigen, nach vorne konsequent kontern.
Der Aufsteiger dürfte mit 35 Punkten auf dem achten Rang vorerst dem Abstieg entrückt sein. Energie Catenaccio als Bastion des Ostens in der Bundesliga. Doch Überheblichkeit ist nicht Lausitzer Art. Sander mahnt: "Weiter Punkte sammeln. Ein Nachlassen dürfen wir uns nicht erlauben." Am Samstag kommt Wolfsburg in die Lausitz.
Die Frankfurter hatten mehr an der Verletzung von Preuß, als an der Pleite zu knabbern. "Christophs Ausfall tut mehr weh als die Niederlage. Wenn man sah, wie das Blut lief, war das schon ein Schock", meinte Christoph Spycher, während sein Teamkollege in einer Frankfurter Unfallklinik notoperiert wurde.