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FC Bayern München FC Bayern München: Geburtstag in der Wüste

Von Klaus Bergmann und Dieter Hausmann 12.01.2004, 17:08
Bayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld unterhält sich in Dubai mit einem Offiziellen. (Foto: dpa)
Bayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld unterhält sich in Dubai mit einem Offiziellen. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Dubai/dpa. - Sogar Franz Beckenbauer ist als Oberaufseher beim Trainingslager des FC Bayern München dabei, doch das kann einen so erfahrenen Trainer wie Ottmar Hitzfeld nicht nervös machen. «Franz geht ja Golf spielen», bemerkte Hitzfeld scherzhaft zur Anwesenheit des Vereinsvorsitzenden im Urlauber-Paradies Dubai. Ernsthaft fügte Hitzfeld, der am Montag im Scheichtum seinen 55. Geburtstag feierte, hinzu: «Jeder ist beim Training willkommen. Als erfahrener Trainer weiß man ganz genau, was man machen muss.» Hitzfeld, der seit 1998 beim FC Bayern ist, bekam bei der nächtlichen Geburtstagsfeier in Anwesenheit des Vorstands eine Torte überreicht.

Mit besonders hohen Erwartungen ist die komplette Vereinsführung mit Beckenbauer, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß mit in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist, nachdem der Rekordmeister in der ersten Saisonhälfte zu viele sportliche Wünsche offen gelassen hatte. Auch Hitzfeld musste sich einige kritische Worte gefallen lassen. «Auch ein Trainer muss sich hinterfragen, ob er etwas ändern muss. Das fängt bei der täglichen Arbeit an und hört bei der Zielsetzung auf», sagte Rummenigge in einem Interview.

Hitzfeld nimmt solche Aussagen abgeklärt zur Kenntnis. «Man ist permanent gefordert als Trainer», entgegnete er. Die Zweifel an der Fitness seiner Mannschaft hatten ihn jedoch verärgert, und das von der Clubführung ausgerufene «härteste Trainingslager aller Zeiten» relativierte er schon im Vorfeld. «Man wird als Trainer nicht dafür bezahlt, dass man zu hart trainiert und hinterher viele verletzte Spieler hat», erklärte er. In Dubai werde neben der Kondition «der Ball im Mittelpunkt stehen. Die Vorbereitung ist eine Spezialität von mir. Ich trainiere immer so, dass wir erfolgreich sind.»

Vier Meisterschaften, zwei Pokalsiege, ein Champions-League-Titel und der Gewinn des Weltpokals in den vergangenen fünf Jahren mit den Münchnern sind Belege für Erfolge am Fließband. Im sechsten Jahr schwingt Hitzfeld inzwischen beim Rekordmeister das Zepter, so lange war nicht einmal Udo Lattek beim FC Bayern ununterbrochen im Amt. Wenn es schlechter läuft, wie während der Hinrunde, kommen automatisch Spekulationen auf, die durch Aussagen der Vereinsführung bisweilen geschürt werden. Vor Abnutzungserscheinungen ist auch Hitzfeld nicht gefeit. «Es wird für einen Trainer, der so lange mit einer Mannschaft arbeitet, nicht leichter, sondern immer schwerer», stellte Rummenigge fest.

Doch der mit 16 Titeln erfolgreichste deutsche Trainer ist nach wie vor ein «Glücksfall» (Beckenbauer) für den Tabellenzweiten der Bundesliga. An Hitzfeld habe es «am allerwenigsten» gelegen, dass der Rekordmeister in der Hinrunde hinter den Erwartungen zurückblieb, versicherte Beckenbauer. Und in Dubai sprach Rummenigge dem Trainer demonstrativ das Vertrauen aus: «Hitzfeld hat noch einen Vertrag bis 2005, und das ist die Minimum-Zeit, wie lange er noch bei uns ist.»

Die Vereinsführung weiß, wie schwer die Nachfolgefrage zu lösen ist, wenn sie sich eines Tages konkret stellen wird. Und Hitzfeld weiß, dass er nach den vielen Titeln mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern auf dem Trainer-Markt begehrt ist. Eine Anfrage des englischen Fußball-Verbandes hatte er jüngst bestätigt, sie aber zum jetzigen Zeitpunkt als nicht relevant bezeichnet. «Mir macht die Arbeit bei Bayern München Spaß. Ich will meinen Vertrag erfüllen.»

Entscheidend ist für Hitzfeld längst das Abschneiden in der Champions League geworden, die sportlich und finanziell für den FC Bayern das Maß aller Dinge ist. Einen Vorrunden-K.o. wie vor einem Jahr hätte man auch ihm kaum ein zweites Mal verziehen. Schon jetzt überstrahlt das kommende Achtelfinal-Duell mit Real Madrid alles andere. Doch gegen Zidane, Beckham, Ronaldo und Co. hat auch Hitzfeld ausnahmsweise nichts zu verlieren, wie er selbst weiß: «Gegen die weltbeste Mannschaft kann der FC Bayern nur gewinnen.»