Europameisterschaft Europameisterschaft: Völler holt Podolski und Schweinsteiger

Winden im Elztal/dpa. - Rudi Völler hat die letzten zwei EM-Tickets praktisch fix an die Senkrechtstarter Lukas Podolski undBastian Schweinsteiger vergeben, aber auch an den Pfingsttagen standder Feinschliff seiner Wunschelf für Portugal im Vordergrund. «DieSpieler sind heiß, man merkt, der Kampf um die Plätze geht los»,frohlockte der Teamchef angesichts der hitzigen Übungsspiele und derkonzentrierten Arbeit seiner Spieler. Zudem sorgte die 0:1-Niederlagedes ersten EM-Gegners Niederlande im Testspiel gegen Belgien füreinen weiteren Stimmungsaufschwung im DFB-Quartier in Winden imElztal. «Man merkt, dass auch die Holländer nicht jeden Gegner wiedie Schotten 6:0 besiegen», kommentierte Völler.
Lediglich eine Verletzung von Podolski und Schweinsteiger könntedie Berufung der beiden Länderspiel-Neulinge noch durchkreuzen, sagteVöller am Montag in Winden im Elztal. Die beiden Youngster bestreitennoch am Mittwoch mit der U 21 das letzte EM-Vorrundenspiel gegenPortugal, wenige Stunden vor Ablauf der Nominierungsfrist der UEFA um24.00 Uhr. Der 19-jährige Schweinsteiger nimmt im offensivenMittelfeld den frei gewordenen Platz des Bochumers Paul Freier ein,der am Samstag mit einem Innenbandeinriss nach Hause reiste. «Er kannim zentralen Mittelfeld alle Positionen spielen. Er erfüllt dieAnforderungen», begründete Völler die Wahl des Bayern-Profis. Denfünften Stürmerplatz hatte er von Anfang an für den 18-jährigenKölner Podolski reserviert, der seine Unbekümmertheit auch inPortugal als «Joker» einbringen soll.
Mit der nochmals forcierten Verjüngung seines 23-köpfigen Kadersauf ein Durchschnittsalter von 25,6 Jahren nutzt Völler die EM nochentschlossener als Lern- und Reifeprozess auf dem Weg zur WM 2006 imeigenen Land. Von Portugal als reiner Durchgangsstation könne aberdennoch keine Rede sein, betonte Völler: «Dafür ist die EM zuwichtig. Wir müssen eine gute EM spielen, um auch für die nächstenbeiden Jahre einen gewissen Optimismus in der Bevölkerung zu haben.»
Nahziel ist der EM-Auftakt am 15. Juni in Porto gegen dieNiederlande. «Ich denke, unsere Chancen sind gut, gegen die Holländerzu bestehen», sagte Bundestrainer Michael Skibbe, der am Samstag inEindhoven für Völler «spioniert» hatte. «Wir werden uns vernünftigvorbereiten, dass es für die Holländer gegen uns genauso so schwierigwird wie gegen die Belgier», sagte Völler. Die deutsche Elf hatte diebelgische Mannschaft Ende März in Köln mit 3:0 besiegt.
Während Völler sein Team am Montag wieder unter Ausschluss derÖffentlichkeit üben ließ, waren tags zuvor mehr als 3000 Fans insElztal-Stadion von Waldkirch gepilgert, um sich ein Bild von derdeutschen Auswahl zu machen. Sie konnten vor allem im ÜbungsspielFünf gegen Fünf Spielfreude und Biss beobachten. «Die Qualität imTraining gefällt mir sehr gut. Es wird erbittert auch um kleine Siegegefightet», stellte Stürmer Fredi Bobic fest. Für das «Highlight», soder Berliner, sorgte Jens Lehmann, als er seinem Torwart-RivalenOliver Kahn den Ball auf dem 40-Meter-Feld mit der Hand direkt insTor warf, was für schmunzelnde Teamkollegen und amüsierte Zuschauersorgte. «Der zählt nicht», rief dagegen ein ernster Kahn.
Trotz kleiner Späße, im Vordergrund steht harte Trainingsarbeit,in die am Montag neben dem bislang angeschlagenen Thomas Brdaric auchdie beiden Bremer Pokalsieger Frank Baumann und Fabian Ernsteingriffen. Das Trio absolvierte nachträglich zusammen mit SebastianKehl und Nachrücker Christian Ziege den Laktattest. Die inzwischenvorliegenden Werte haben den Trainerstab zufrieden gestellt. «ImSchnelligkeitsbereich waren wir sogar positiv überrascht», verrietSkibbe, der zudem versprach: «Wir werden auf den Punkt topfit sein.»
Zur wichtigen Zwischenstation wird das vorletzte Testspiel andiesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) in Basel gegen den EM-TeilnehmerSchweiz. «Da ist eine echte Standortbestimmung», erklärte Bobic. Dannwerden im Gegensatz zum 7:0-Schützenfest gegen Malta auch KapitänOliver Kahn und der wieder voll belastbare Innenverteidiger ChristianWörns zum Einsatz kommen, damit sich Völlers Wunschelf weitereinspielen und auch als Einheit zusammenwachsen kann.
Bei der EM soll das beim Titelgewinn 1996 entscheidendeErfolgsmotto von Berti Vogts, «der Star ist die Mannschaft», eineNeuauflage erleben. «Der Satz ist gut, er ist ein Sinnbild für diedeutsche Mannschaft. Deutsche Mannschaften hat immer stark gemacht,dass sie eine Einheit auf dem Platz stellten», meinte Bobic, der 1996in England dabei war.
