Europa League Europa League: Schalke-Wunder oder Abschied des Raul
Bilbao/sid. - Vor dem Anstoß legt Raul vor der Büste des ersten Torschützen im ältesten Stadion Spaniens Blumen nieder, dann sagt er mit Schalke 04 wohl „Adios Europa!“. Im San Mames von Athletic Bilbao, der Fußball-Kathedrale von 1913, endet am Donnerstag (21.05 Uhr/Kabel eins und Sky) die Europa-League-Tour der Königsblauen - wenn nicht noch ein Wunder geschieht. „Um doch noch ins Halbfinale zu kommen, brauchen wir mindestens einen so großen Abend wie vor einem Jahr in Mailand“, sagte Schalke-Boss Clemens Tönnies vor dem Viertelfinal-Rückspiel im Baskenland.
In der Tat haben die Gelsenkirchener Erfahrung mit sportlichen Wundern: Vor genau zwölf Monaten, ebenfalls am 5. April, hatten sie in einer historischen Nacht in San Siro mit 5:2 gegen Titelverteidiger Inter Mailand in der Champions League triumphiert. Mit diesem Ergebnis wären sie nach dem bitteren 2:4 vor einer Woche auch gegen Bilbao weiter. Vor einem Jahr gab Raul zu, ein solches Spiel noch nicht erlebt zu haben. Am Donnerstag wird der spanische Weltstar, nachdem er als Kapitän der Gastmannschaft der Tradition folgend den legendären Athletic-Torjäger Rafael Moreno Aranzadi, genannt Pichichi, geehrt hat, möglicherweise seine letzte Partie auf der europäischen Bühne erleben. Für die Schalker wäre es nur ein vorübergehender Abschied von Europa, denn sie kehren aller Voraussicht nach im September in die Champions League zurück.
Der Rekordtorschütze indes hat sich noch immer nicht zu einer Vertragsverlängerung bei den Königsblauen zu deutlich niedrigeren Bezügen durchgerungen. „Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Schalke hat ein gutes Angebot gemacht, aber meine Entscheidung hängt von persönlichen und familiären Aspekten ab“, sagte er in Bilbao. Immerhin wäre „La Catedral“ ein passender Rahmen für sein „Adios Europa“. Der Applaus der spanischen Fans ist ihm gewiss, und Pichichi hat für ihn besondere Bedeutung: Die Torjägertrophäe der spanischen Primera Division, die er als Stürmer von Real Madrid zweimal gewann, ist nach dem baskischen Goalgetter benannt. „Ich freue mich darauf. Denn das ist meine letzte Chance, das noch einmal zu machen, denn bald gibt es ja ein neues Stadion“, sagte Raul bezüglich dieser Zeremonie. Ob er selbst auch sein letztes Europacupspiel bestreitet, ließ er aber offen: „Das weiß ich nicht, das kann sein. Ich will 90 Minuten so gut wie möglich spielen, vielleicht sogar 120.“
Der Empfang in Bilbao war schon beeindruckend: Über 100 spanische Fans, viele in Schalke-Trikots, und ein Dutzend Kamerateams drängten sich in der Ankunftshalle des Flughafens. Die baskische Polizei Ertzaintza musste dem Real-Idol einen Weg durch die Menge bahnen. Die Chance auf ein erneutes Wunder haben die Schalker wohl nur, wenn Raul ähnlich auftrumpft wie im Hinspiel. Mit seinen Europacuptoren Nummer 75 und 76 hatte der 34-Jährige die Königsblauen eigentlich schon auf die Siegerstraße geschossen, ehe drei Gegentore in den letzten 20 Minuten sie aus allen Träumen rissen. Drei oder mehr Treffer, die in Bilbao nötig sind, erzielte der Bundesliga-Dritte in dieser Saison aber immerhin schon 19-mal, sechsmal davon auswärts. Für Trainer Huub Stevens ist die Sache dennoch praktisch erledigt. „Wunder gibt es nicht“, sagte der Niederländer, „man muss realistisch sein.“
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen: Bilbao: Iraizoz - Iraola, Ekiza, Amorebieta, Aurtenetxe - Martinez, de Marcos, Herrera - Susaeta, Muniain - Llorente. - Trainer: Bielsa
Schalke: Unnerstall - Uchida, Papadopoulos, Matip, Escudero - Jones (Moritz) - Farfan, Raul, Jurado, Obasi - Huntelaar. - Trainer: Stevens
Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien)