Enkelkinder Enkelkinder: Häufig treffen ist nicht alles

Nürnberg/dpa. - Beim Gedanken an die Großeltern wird vielenMenschen warm ums Herz. Bilder von der Oma, mit der man zusammeneinen Kuchen backt, oder vom Opa, der stundenlang die elektrischeEisenbahn aufbaut, tauchen in der Erinnerung auf. Die Großelternschienen endlos Zeit zu haben für ihre Enkel. Und heute? Verwundertstellen viele Jung-Eltern fest: Die eigenen Eltern sind ganz schönaktiv. Teilweise arbeiten sie noch, haben Termine, Hobbys, sind aufReisen oder abends im Theater. Nicht immer kann Oma als Babysittereinspringen oder unter der Woche die Kita ersetzen.
Die Beziehung zu den Enkeln muss darunter aber nicht leiden. DennPädagogen sagen: Hier geht es um Qualität und nicht um Quantität.Das Geschichten-Erzählen, das gemeinsameMensch-Ärger-Dich-Nicht-Spielen oder die Bastelstunden zu Ostern undWeihnachten - diese gemeinsamen Erlebnisse schweißen zusammen, auchwenn sie nicht im wöchentlichen Rhythmus stattfinden, sagtErziehungswissenschaftlerin Roswitha Sommer-Himmel von derEvangelischen Hochschule Nürnberg.
«Etwas miteinander zu tun, was man nicht mit Mama oder Papamacht, das verbindet.» Das könne das gemeinsame Kekse backen sein,wofür nur die Oma Zeit hat. «Man darf die Beziehung der Enkel zuihren Großeltern nicht auf die Quantität reduzieren», sagtSommer-Himmel. So können auch Großeltern, die viele Autostundenentfernt von ihren Enkeln leben, eine innige Beziehung zur jüngstenGeneration aufbauen.
Schaut man in die Statistiken, zeichnet sich aber ohnehin einrecht positives Bild der heutigen Großeltern-Enkel-Beziehungen ab.Zwar sind einige Großeltern noch im Job aktiv, andere leben weitentfernt und wieder andere sind ständig auf Achse. Aber mit einerähnlichen Agilität kümmern sich die sogenannten «Best Ager» auch umden Nachwuchs.
«Aus der Sicht einiger Eltern scheint es wahrscheinlich so, alsseien die Großeltern heute weniger da für ihre Enkel», sagt derAlterswissenschaftler Harald Künemund von der Universität Vechta.«Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive sieht das aber andersaus.» Großeltern lebten heute länger und hätten deshalb mehr Zeitmit ihren Enkeln, sagt Künemund. Außerdem steige die Anzahl anPatchwork-Familien mit mehr als zwei Großeltern-Paaren. Gleichzeitignehme die Anzahl der Enkel ab.
Dass die heutigen Enkel sogar mehr von ihren Großeltern haben alsfrühere Generationen, zeigt beispielsweise dasGenerationen-Barometer des Instituts für Demoskopie Allensbach imAuftrag des Forums «Familie Stark Machen». Knapp zwei Drittel (65Prozent) der 16- bis 29-Jährigen gaben an, die Großeltern hätten siegeprägt oder sie hätten etwas von ihnen gelernt. Bei denÜber-60-Jährigen sagten das noch nicht einmal die Hälfte (46Prozent). 21 Prozent von ihnen hatten ihre Großeltern auch gar nichtmehr kennengelernt, während das nur bei fünf Prozent der 16- bis29-Jährigen zutrifft.
Ein weiteres Indiz für die generell gute Beziehung von Großelternzu ihren Enkeln bringt der Familiensurvey vom Jahr 2000 desDeutschen Jugendinstituts in München (DJI). Die Studie zeigte: Fastzwei Drittel der befragten Großeltern gaben an, im selben Haus, inder unmittelbaren Nähe oder im selben Ort wie die Familien ihrerKinder zu wohnen. Nur 17 Prozent der Befragten mussten mehr als eineStunde fahren, um ihre Enkel zu sehen.
Der Pädagoge und Sozialwissenschaftler Walter Bien vom DJI istüberzeugt: «Das Verhältnis zwischen Großeltern und Enkeln ist heuteinniger als jemals zuvor, auch weil die Beziehungen zwischen Alt undJung weniger durch äußere Zwänge belastet sind.» Dazu trage bei,dass nicht alle unter einem Dach leben: «Die Formel für die neueFamilienharmonie lautet 'Intimität auf Distanz'», sagt Bien. Wichtigsei, jemanden zu haben, auf den man sich in potenziellen Notfällenverlassen kann. Gibt es dagegen Konflikte, könne sich jeder in seineigenes Zuhause zurückziehen.
INFO-KASTEN: Die vier Großeltern-Typen
Laut dem Generationen-Barometer gibt es unterschiedliche Typenvon Großeltern. 26 Prozent der Großeltern gehören demnach zu den«freundlich Distanzierten». Sie haben eine positive Einstellung zurFamilie, aber auch keine großen Gemeinsamkeiten im Alltag. 36Prozent erleben ihre Familie als «reine Freude». Auch sie haben einepositive Einstellung zur Familie, darüber hinaus aber auch einGefühl großer Nähe. Weitere 25 Prozent der Großeltern empfindenFamilie zwar als Freude, aber auch als Pflicht. 13 Prozent derGroßeltern erleben Familie letztlich nur noch als Zwang. Sieverspüren keine Nähe und verbinden Familie mit allein negativenVorstellungen.