Energie Cottbus Energie Cottbus: Club verzichtet auf Protest gegen Spielverwertung
Mainz/Cottbus/dpa. - Das «Skandalspiel» vom Bruchweg wird allenfalls ein kleines Nachspiel haben. Energie Cottbus zeigt Sportsgeist und verzichtet nach dem 1:4 (1:2) im Zweitliga-Hit beim FSV Mainz 05 auf einen Protest gegen die Spielwertung. Nach den zweifelhaften Platzverweisen für Moussa Latoundji (Gelb-Rot/23.) und Christian Beeck (Rot/28.) durch Referee Uwe Kemmling (Burgwedel) will der Verein zumindest um die beiden Profis kämpfen und prüft deswegen «alle rechtlichen Möglichkeiten», wie es am Dienstag offiziell hieß.
Energie Cottbus rief seine Fans auf, die Mannschaft nun umso stärker beim nächsten schweren Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld zu unterstützen. Dafür orderte der Club zusätzlich 1000 Stehplatzkarten, die am Freitag auf der «Alm» nur an Cottbuser Fans verkauft werden. «Die Mannschaft braucht jetzt jede Hilfe von außen und das Gefühl, moralisch nicht im Stich gelassen zu werden. Unser gesamtes Umfeld muss mit dem Team eine gewaltige Trotzreaktion zeigen», forderte Trainer Eduard Geyer.
«Ein Protest bringt nichts. Das waren alles Tatsachen- Entscheidungen. Schiedsrichter-Lehrwart Strigel wird die ganze Sache schön reden», grantelte Energie-Präsident Dieter Krein am Montagabend und wollte von einem während des Spiels geäußerten Einspruch gegen die Spielwertung nichts mehr wissen. Der von allen Seiten gescholtene Kemmling blieb nach Abpfiff stumm und entschwand mit seinen Assistenten schnellen Schrittes in die Kabine.
Geyer, als Mann markiger Worte bekannt und dafür mehrmals von den DFB-Sportrichtern abgestraft, konnte sich nicht erinnern, in seiner Karriere jemals so benachteiligt worden zu sein. «Ein schönes Spiel wurde durch einen Mann zerstört, den dieses Spiel nicht verdient hatte», schimpfte der 59-Jährige. Mehr wollte Geyer nach den «seltsamen Dingen, die hier gelaufen sind», nicht sagen. «Ich habe schon genug bezahlt», meinte Geyer. Kollege Jürgen Klopp - sonst der Strahlemann - freute sich nicht überschwänglich über die Rückkehr auf einen Aufstiegsplatz. «Im Moment überwiegt das schlechte Gewissen, obwohl wir nichts für die Entscheidungen können.»
Die hatte Kemmling zu verantworten. Der 42-Jährige entschied die Partie fast im Alleingang. Ein fragwürdiger Elfmeter, als Benjamin Schöckel den Mainzer Christoph Teinert («Er hat mich am Ärmel gezupft, da bin ich mal hingefallen») zu Fall gebracht haben soll, löste turbulente zehn Minuten aus. Die Elfmeter-Wiederholung, weil Energie-Stürmer Robert Vagner zu früh in den Strafraum gelaufen war, setzte noch mehr Adrenalin frei. Latoundji meckerte, klatschte in Richtung Mitspieler und sah Gelb-Rot. «Der kommt aus Benin, ist ein anständiger Kerl. Der sagt nichts», meinte Geyer.
Kopfschütteln löste auch der zweite Feldverweis aus. Im Zurücklaufen brachte Christian Beeck den Mainzer Marco Walker zu Fall. «Das passiert in jedem Spiel vier oder fünf Mal, dass sich Gegenspieler in die Hacken laufen. Wenn ich ihm vor die Fresse gehauen hätte, würde ich das zugeben», sagte der Sünder, der auf «Durchblick» beim DFB hofft. Eine vom Schiedsrichter-Assistenten notierte «Kopfnuss» ist dem Energie-Abwehrmann nicht anzulasten.
Nach der Dezimierung der Lausitzer war es vor 18 700 Zuschauern im ausverkauften Bruchweg-Stadion nur eine Frage der Zeit, wann die 05er ihre Überlegenheit in Treffer ummünzen würden. Teinert (43.), Michael Thurk (53.) und Benjamin Auer (66.) schossen nach dem Zwischenstand von 1:1 durch Treffer von Laurentiu Reghecampf (18.) und dem Foulelfmeter von Antonio da Silva (22.) den deutlichen Sieg heraus, auch wenn Geyer kritisierte: «Wir haben zu schnell das 3:1 gekriegt. Man kann auch mit neun Mann in der zweiten Halbzeit besser spielen.»