EM-Qualifikation EM-Qualifikation: Vier Teams bereits qualifiziert
Hamburg/dpa. - Vier sind bereits durch - aber Holland muss schon wieder zittern. Dem WM-Zuschauer des vergangenen Jahres droht nach der 1:3-Pleite in Tschechien auch bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr in Portugal nur die Touristenrolle. «Oranje schießt sich wieder selbst in den Fuß. Davids missachtet die Gesetze des Fußballs», titelte die angesehene Zeitung «de Volkskrant» und brachte damit Volkes Meinung auf den Punkt.
Die ganze Wut und Enttäuschung der Niederländer konzentrierte sich auf Edgar Davids, der nach einem dämlichen Foul an Karel Poborsky schon nach 13 Minuten einen Elfmeter verschuldete und dabei zum dritten Mal in seiner Länderspiel-Karriere vom Platz flog. «Dumme Rote Karte für Davids bringt Oranje zu Fall», urteilte die größte Zeitung «De Telegraaf» und wähnte die eigene Mannschaft «auf der Folterbank in Prag».
Während Titelverteidiger Frankreich, Schweden, Bulgarien und die furios auftrumpfenden Tschechen als Gruppensieger und damit als erste EM-Qualifikanten feststehen, müssen die Niederländer nach der ersten Niederlage in zwei Jahren ebenso wie Slowenien als Zweiter der Gruppe 1 in die Relegation. Und dort drohen am 15/16. sowie 18./19. November hochkarätige Gegner: Spanien, Russland, Kroatien, Dänemark sowie England oder die Türkei.
Derlei Sorgen hat das Quartett der Qualifizierten nicht mehr. «Traumziel nach Nervenkitzel: Portugal, wir kommen», jubelte die tschechische Zeitung «Lidove noviny». Ebenso wie Frankreich, das beim 2:0 in Slowenien den siebten Sieg im siebten Spiel feierte, nehmen die im 17. Spiel unter Trainer Karel Brückner unbesiegten Tschechen bereits zum fünften Mal an einer EM-Endrunde teil. Schweden sicherte sich mit dem 2:0 in Polen zum dritten Mal die EURO-Fahrkarte, für Bulgarien ist es erst die zweite EM-Qualifikation nach 1996.
Nach ihrem 3:0-Spaziergang in Andorra mussten die Bulgaren in ihrem Trainingsquartier stundenlang zittern, ehe die Belgier mit dem 2:1 gegen Kroatien die nötige Schützenhilfe zum Gruppensieg geleistet hatten. Mit Champagner feierten die Bundesliga-Legionäre Martin Petrow, Marian Hristow und Dimitar Berbatow die EURO-Teilnahme, die sich in klingender Münze auszahlen wird. Nach Informationen der auflagenstärksten Zeitung «Trud» schüttet der bulgarische Verband eine Million Euro an Prämien aus.
Dagegen wäre der dreimalige Weltmeister Italien fast ins Straucheln geraten. Das armselige 1:1 der «Squadra azzurra» in Serbien-Montenegro blieb aber folgenlos, weil Verfolger Wales beim 1:1 gegen Finnland ebenfalls Punkte ließ. «Grazie Finlandia», titelte die «Gazzetta dello Sport». Mit einem Sieg gegen Aserbaidschan dürfte die Mannschaft von Trainer Giovanni Trapattoni das EM-Ticket lösen.
Spanien kann dagegen den Gruppensieg aus eigener Kraft nicht mehr schaffen. Mit dem 2:1-Sieg gegen die Ukraine dank zweier Tore von Real Madrids Stürmerstar Raul sicherte sich der Europameister von 1964 aber immerhin den zweiten Platz in der Gruppe 6. Sollte der von Otto Rehhagel trainierte Spitzenreiter Griechenland am 11. Oktober gegen das bislang noch ohne jeden Torerfolg dastehende Nordirland gewinnen, müssen die Spanier in die Playoffs.
Diese drohen auch England, das mit einem glanzlosen 2:0 gegen Liechtenstein mit 19 Punkten die Führung vor dem spielfreien WM- Dritten Türkei (18) übernahm. Vor dem brisanten Gruppen-Endspiel am 11. Oktober in Istanbul hat die UEFA bereits Alarmstufe eins ausgelöst. Nachdem englisch-türkische Spiele in der Vergangenheit häufig von Ausschreitungen begleitet wurden, empfahl Englands schwedischer Teamchef Sven-Göran Eriksson den Fans, zum Schutz ihres Lebens nicht in die Türkei zu reisen. Daraufhin meinte der türkische Verbandschef Haluk Ulusoy: «Natürlich will er keine englischen Fans in der Türkei haben, weil er sie nicht verlieren sehen will. Nach dem Spiel wird Eriksson höchstens noch die Auswahl von Patagonien betreuen dürfen.»
Die UEFA forderte beide Seiten zur Besonnenheit auf und bestellte die Verbands-Vertreter zu Vorbesprechungen ins Hauptquartier. «Es ist unabdingbar, dass öffentliche Aussagen bedacht und in angemessenem Ton erfolgen», sagte UEFA-Medienchef Mike Lee: «Es steht viel mehr auf dem Spiel als nur eine Fußballpartie.»