Eisschnelllaufen Eisschnelllaufen: Frauen stürmen Männer-Bastionen
Halle/Berlin/MZ. - Uwe-Jens Mey sieht den Dingen gefasst ins Auge. Die Fabelzeiten des einstigen Eisschnelllauf-Stars rücken immer mehr in Reichweite der besten Frauen. "Das ist der Lauf der Dinge", sagt der 37-jährige Olympiasieger von 1988 in Calgary und 1992 in Albertville über 500 Meter. Selbst Jahrhundert-Eisschnellläufer Eric Heiden (USA) hat das schon durch. Dabei liegt dessen Glanzzeit auch erst zwei Jahrzehnte zurück.
Der fünffache Olympiasieger auf allen Strecken zwischen 500 und 10000 Metern bei den Spielen 1980 in Lake Placid besaß damals auch über 1500 Meter den Weltrekord mit 1:54,79 Minuten. Vor zwei Tagen stellte die Deutsche Anni Friesinger in Calgary mit 1:54,38 Minuten auf dieser Strecke einen Weltrekord auf - erstmals war damit eine Frau schneller als Heiden in seinen besten Zeiten.
"Mir wird das genauso blühen und ich sehe das auch als normal an", meint der Berliner Mey. Seine Bestzeit von 36,43 Sekunden dürfte allerdings den Angriffen der Eisladies noch etwas standhalten. Der Weltrekord der Kanadierin Catriona LeMay-Doan steht bei 37,40 Sekunden. In Calgary steigerten sich am Wochenende Monique Garbrecht-Enfeldt und Sabine Völker auf die deutsche Rekordzeit von 37,68 Sekunden.
Vor allem in dem vor sieben Jahren eingeführten Klappschlittschuh sieht Mey - seit Jahren bei einer Leasingfirma für Bürokommunikation und EDV im Außendienst in Berlin und den neuen Bundesländern tätig - die Ursache für die anhaltende Leistungsexplosion. "Die längere Gleitphase macht Welten aus im Vergleich zu dem in meiner Zeit gebräuchlichen Schuh." Neben dem verbesserten Training führt Mey die zunehmende Eisqualität als Grund an. Das für die eisige Unterlage verwendete und speziell aufbereitete Wasser "mit nahezu absoluter Reinheit bietet den Läufern heutzutage in den Hallen optimale Laborbedingungen".
Das Verrückte an der stürmischen Entwicklung: Nicht wenige Athleten, die mit Mey bereits Ende der achtziger Jahre auf dem schnellen Belag standen, treiben gegenwärtig das Eisschnelllaufen voran. Mit den Deutschen Gunda Niemann-Stirnemann, Claudia Pechstein und Monique Garbrecht-Enfeldt bestimmen über 30-jährige Frauen die Szenerie. "Sie sind mit ihrem Latein noch lange nicht am Ende und werden das vielleicht schon am kommenden Wochenende bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft in der Olympiastadt Salt Lake City zeigen", glaubt Mey. "Die Erfahrung spielt in unserer Sportart eine unschätzbare Rolle." Wer sollte das besser wissen als der zweifache Olympionike. Schließlich gehörte Uwe-Jens Mey auch fast ein Jahrzehnt zu den schnellsten Eis-Sprintern der Welt.