Eisschnelllauf Eisschnelllauf: Strapazen-Test in Japan
Obihiro/Berlin/dpa. - Über 22 000 Flug-Kilometer, 50 StundenReisestress und Jetlag nach den Zeitumstellungen: Für ihre Olympia-Generalprobe hat Jenny Wolf viele Strapazen auf sich genommen. Beiden Sprint-Weltmeisterschaften der Eisschnellläufer im nagelneuenMeiji Hokkaido Tokachi Oval von Obihiro will die schnellste Frau derWelt vor allem auf ihrer Schokoladen-Strecke über 500 Meter glänzenund Top-Form mit Blick auf Vancouver nachweisen.
«Das wird eine Trainingseinheit unter erschwerten Bedingungen»,kündigte die 30 Jahre alte Berlinerin an. «Drei Flüge, dann noch zweiStunden Busfahrt nach Obihiro, der Rückflug fast ohne Schlaf - damuss sich der Körper schon einigen Strapazen unterwerfen», meinteJenny Wolf, nachdem bereits der Auftakt in Berlin unter keinem gutenStern stand, das Flugzeug beim Flug nach Frankfurt ausfiel. Dennochwurde der Anschlussflug nach Tokio gerade noch erreicht.
Dem möglichen zweiten Titel im Sprint-Mehrkampf nach 2008 inHeerenveen schenkt die Berlinerin zunächst wenig Gewicht. «Ich willüber die 500 Meter zweimal richtig schnell sein. Da soll bei OlympiaGold her - und nur das zählt», sagte die Hauptstädterin, die imDezember beim Weltcup in Salt Lake City ihren eigenen Weltrekord auf37,00 Sekunden drückte und dabei an der «Schallmauer» kratzte.
Doch man spürt, dass der flinken Berlinerin WM-Gold so ganzunwichtig nicht ist. «Wer schon mal den Titel gewonnen hat und imVorjahr Zweiter war, muss auch das Bestreben haben, wieder ganz vornzu landen», gab sie zu. Die große Rivalin Wang Beixing aus China, dieihr im Vorjahr in Moskau den Titel entriss, wählt eine andereVorbereitung. Sie konzentriert sich ganz auf Olympia und das Trainingin ihrer Wahlheimat Calgary. So scheint der Weg zum Titel eigentlichfrei für Jenny Wolf.
Doch die Unwägbarkeiten liegen vor allem auf der 1000-Meter-Distanz, die Jenny Wolf in diesem Winter erst einmal gelaufen ist,weil die längere Sprint-Distanz in ihren Olympia-Planungen keineRolle spielt. In Salt Lake City lief sie in der B-Gruppe nur mäßige1:16,52 Minuten. «Dort ging es nur darum, dass ich bei der WM nichtin eine ganz schlechte Startgruppe komme. Die zweite Runde ging daganz schwer, das muss jetzt in Japan besser werden», meinte derSchützling von Trainer Thomas Schubert. «Wenn die 500 Meter gutlaufen, dann werden auch die 1000 Meter hoffentlich ganz vernünftigflutschen», sagte die größte deutsche Olympia-Hoffnung.