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Eisschnelllauf Eisschnelllauf: Pechstein verpasst Olympia-Qualifikation

Von Frank Thomas 11.12.2009, 21:00

Salt Lake City/Berlin/dpa. - Die gesperrte Olympiasiegerin schaffte nur Platz13 über 3000 Meter und verpasste damit die Qualifikation für dieOlympischen Spiele, die Supersprinterin unterbot in 37,00 Sekundenihre eigene Bestmarke über 500 Meter und erkämpfte den 400. Siegdeutscher Eisschnellläuferinnen seit Schaffung der Weltcupserie imJahr 1985.

Bei ihrem ersten Wettkampf nach 307 Tagen lief die wegenauffälliger Blutwerte gesperrte Pechstein im Olympic Oval gleich imersten Paar in 4:04,59 Minuten eine Zeit, mit der sie nicht zufriedensein konnte. Immer wieder schüttelte sie nach dem Rennen den Kopf undmeinte: «Es ging schwer. Mit diesem Rennen kann ich natürlich nichtzufrieden sein», meinte Pechstein nach ihrem Lauf. «Schon die zweiteRunde war zu ruhig. Aber wenn man in den Beinen fest ist, geht ebennicht mehr. Ich hatte schon auf eine 4:02 gehofft», meinte TeamchefHelge Jasch.

Gewurmt haben dürfte die 37-Jährige, dass gleich drei Deutsche imKlassement vor ihr lagen und ihr den Traum von Olympia verdarben. Obsie bei Erreichen der Norm des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSBim Februar tatsächlich ihre sechsten Spiele hätte erleben dürfen,hätte ohnehin allein das Schweizer Bundesgericht entschieden, daserst im Januar 2010 über den angekündigten Revisions-AntragPechsteins zu ihrer Sperre beraten wird.

Auf der Olympia-Bahn von 2002 hatte sie für ein Novum gesorgt,denn noch nie hatte eine gesperrte Athletin ein Weltcup-Rennenbestreiten dürfen. Fast völlig unter ging daher im Rummel umPechstein der hervorragende zweite Platz von Stephanie Beckert ausErfurt (6:57,78), die sich nur der Tschechin Martina Sablikova beugenmusste, die in 6:56,29 Pechsteins Bahnrekord auslöschte.

Jenny Wolf stutzte erst ein wenig, dann riss sie die Arme in dieLuft und strahlte mit ihren Trainern um die Wette. «Einen Momentgeärgert habe ich mich, dass ich die Schallmauer von 37 Sekundennicht geknackt habe. Aber dann habe ich realisiert, dass es dennochWeltrekord war», schilderte die 30 Jahre alte Berlinerin, nachdem sieihre eigene Bestmarke (37,02) vom 16. November 2007 in Calgary um2/100 Sekunden gedrückt hatte. «Ich wusste, dass ich ganz schnellsein muss, um heute zu siegen. Dass es nun Weltrekord wurde, istnatürlich super», meinte sie. «Mit dem Rekord konnte ich nach dieserVorbereitung nicht rechnen, denn ich hatte in dieser Woche einigeProbleme mit der Anpassung», fügte sie hinzu, nachdem sie bei ihrem46. Weltcupsieg die Chinesin Wang Beixing (37,14) wiederum auf denzweiten Platz verwiesen hatte.

Claudia Pechstein hatte die Starterlaubnis für den erstenWettkampf nach zehn Monaten Zwangspause in einem in der Sportweltbisher einmaligen Vorgang mit einem Eilantrag erzwungen. Das höchsteSchweizer Zivilgericht war am Mittwoch überraschend ihrem Gesuchgefolgt, um ihr die letzte theoretische Olympia-Chance einzuräumen.Ein Fingerzeig auf die Hauptverhandlung ist dies jedoch nicht.Sollten die Schweizer Richter den Pechstein-Antrag auf Aussetzungihrer Zwei-Jahres-Sperre ablehnen, wäre die Karriere der mit fünfOlympiasiegen erfolgreichsten deutschen Winter-Olympionikin zu Ende.Das nur in geringer Zahl anwesende Publikum in Salt Lake City hättein diesem Fall das Abschieds-Rennen der Athletin gesehen.

  «Es war eine Extremsituation, wie ich sie in meiner Karriere nochnie erlebt habe», sagte Pechstein, die behauptet, nie gedopt zuhaben. «Ich hatte nur die eine Chance, die wollte ich unbedingtnutzen. Schade, dass es nicht geklappt hat.»