Eisschnelllauf Eisschnelllauf: Gunda Niemann-Stirnemann beendet ihre Sportlerkarriere
Berlin/dpa. - «Ich habe starke Rückenschmerzen beim Start-Training. Es fällt mirschwer, diese Entscheidung hier bekannt zu geben», erklärte dieErfurterin, die aber einräumte, dass die Entscheidung zum Rücktrittbereits in der vorigen Woche gefallen sei. Sie widersprach damiteigenen Aussagen, die sie vor großem Publikum am Sonntag bei einemShorttrack-Meeting in Rostock getätigt hatte. Dort hatte sie alleSpekulationen um den Rücktritt als «absoluten Blödsinn» bezeichnet.«Ich wäre gern richtig stark zurückgekommen, aber so ist halt derLeistungssport», bedauerte Gunda Niemann am Donnerstag.
Die Glaubwürdigkeit der großen Athletin hat damit Schadengenommen. «Für mich ist klar, dass sie den rechtzeitigen Zeitpunktfür den Rücktritt schon vorher verpasst hatte. Das ist schade, denndie Gunda ist wirklich eine großartige Sportlerin», meinte KlausKärcher, der Manager von Niemanns-WM-Nachfolgerin Anni Friesinger,zum Zeitpunkt der Rücktritts-Ankündigung. Zuvor hatte die Top-Athletin immer erklärt, sie werde nur zurückkehren, wenn sie wiederin der Weltspitze mitlaufen könne.
Seit Wochen hatte sich bereits angedeutet, dass sie nicht mehr dasLeistungsvermögen erreicht, das sie in mehr als 17 Jahrenauszeichnete. Unbestritten gilt die Thüringerin als erfolgreichsteEisschnellläuferin der Welt. Drei Olympiasiege, 19 WM- sowie acht EM-Titel und 98 Weltcupsiege sind eine Erfolgsbilanz, die keine Zweiteder Szene aufzuweisen hat. 19 Weltrekorde stellte die Erfurterin auf,wurde drei Mal mit dem «Eis-Oscar» als weltbeste Kufenflitzerin undschließlich als «Eisschnellläuferin des Jahrhunderts» geehrt. 1995wurde sie zur deutschen «Sportlerin des Jahres» gekürt. DESG-Präsident Gerd Heinze würdigte die Leistung der vorbildlichenAthletin: «Sie ist ein Geschenk für den deutschen Sport. Sie hatvielen Millionen Menschen die Freude am Sport eröffnet.»
Ihr letztes Rennen hatte Gunda Niemann-Stirnemann am 14. März 2004bei der Einzelstrecken-WM in Seoul bestritten. Mit Platz vier über5000 m verfehlte sie ihr großes Ziel einer Medaille nur knapp. Imvergangenen Jahr hatten sie Verletzungen immer wieder zurückgeworfen.Als sie vor dieser Saison alle drei geplanten Testrennen wegen einesgrippalen Infekts absagte, war das Karriereende absehbar. Dennochlegte vor allem Ehemann Oliver Stirnemann als ihr Manager großen Wertdarauf, den Rücktritt im großen Rahmen zu inszenieren.
Bereits seit langem hat sie den Fernsehvertrag mit dem ZDF in derTasche, der ihr die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen inTurin als Co-Moderatorin sichert. Im April wird sie eineTrainerausbildung in Köln beginnen und möchte sich künftig um denErfurter Eisschnelllauf-Nachwuchs kümmern. «Ich freue mit riesig aufdiese Aufgaben», sagte Gunda Niemann.