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Eiskunstlaufen Eiskunstlaufen: Mit «Schindlers Liste» zum WM-Gold

Von Britta Körber 26.03.2009, 06:42

Los Angeles/dpa. - Aljona Savchenko und Robin Szolkowy klammertensich nach einer ergreifenden Kür aneinander und Trainer Ingo Steuerschämte sich seiner Tränen nicht: Der zweite Weltmeistertitel machtdas Chemnitzer Eiskunstlauf-Traumpaar zur großen deutschen Gold-Hoffnung bei den Olympischen Winterspielen in elf Monaten. «Wirwollen Olympiasieger werden, das ist klar. Etwas anderes zähltnicht», sagte Steuer selbstbewusst nach einer Vorstellung mit«Gänsehaut-Feeling» im Staples Center von Los Angeles zur Filmmusikvon «Schindlers Liste». Für die völlig erschöpften Athleten war derkleine Sektumtrunk danach im Hotelzimmer des Physiotherapeuten fasteine Last. Zuletzt war vor 45 Jahren Marika Kilius/Hans-JürgenBäumler das WM-Double für Deutschland gelungen, der Olympiasieg bliebihnen verwehrt.

«Sie laufen in ihrer eigenen Liga, was sehr ungewöhnlich ist, weilbei einer Weltmeisterschaft die Leistungsdichte eng beieinander ist»,schwärmte ARD-Expertin Katarina Witt über die alten und neuenWeltmeister: «Die Hebungen sahen federleicht aus.» Die Leichtigkeitdes «Übers-Eis-Schweben» hat den dreimaligen Europameistern ihrehrgeiziger Coach antrainiert. «Sie waren Rohdiamanten, die ichgeschliffen habe», sagte der stolze Ex-Weltmeister, «es ist eingroßes Glück, dass wir Drei uns gefunden haben.» Seine Schüler seienwie auf einem Teppich gelaufen, fand Steuer, der für die Olympia-Saison «noch schönere Programme» verspricht: «Aber verraten wird nochnichts, auch Aljona und Robin kennen meine Ideen noch nicht.»

Selten jubelte der abseits des Eises oft schwierige Trainer sostark wie nach dem zauberhaften Vortrag vor 12 000 begeistertenZuschauern, den nicht einmal ein Ausrutscher von Szolkowy zwischenden Elementen trüben konnte. «Es ist ein perfektes Gefühl, den Titelzu verteidigen, der Patzer war kein Problem, er war fast lustig»,erzählte der 29-Jährige in fließendem Englisch als gefragtesterLäufer bei der nächtlichen Pressekonferenz.

«Diese Klimaanlagen haben mich fertig gemacht», erzählteSavchenko, die sich auf dem Eis nichts von ihrer starken Erkältunganmerken ließ. «Es war schwer zu atmen.» Dennoch genoss sie dieeigene Leistung: «Schindlers Liste ist ein sehr trauriger Film, wirwollten dieses Gefühl zeigen. Ich glaube, es ist uns gelungen.» IhreAusnahmestellung honorierte das Preisgericht mit der hohenGesamtpunktzahl von 203,48 Zählern. Um den Weltrekord von 206,54Punkten der Chinesen Xue Shen/Hongbo Zhao zu knacken, werden dieSachsen ihren eigenen Stil verfeinern, aber keine akrobatischenSprünge zeigen.

Das eingegangene Risiko der Konkurrenz war denn auch zu hoch. BeimVersuch des vierfachen Wurfsalchows stürzte Yuko Kawaguti schwer, sodass es mit ihrem russischen Partner Alexander Smirnow (186,39) nurzu Rang drei hinter den Chinesen Zhang Dan/Zhang Hao (186,52)reichte. «Unser Paar hat in den Noten für Ausdruck und Choreographieeinen enormen Vorsprung, die beiden brauchen keinen vierfachen Wurf»,sagte Elke Treitz, Vizepräsidentin der Deutschen Eislauf-Union (DEU).Als Belohnung gönnten sich Savchenko/Szolkowy am Donnerstag einenStrandausflug nach Venice Beach mit einem Fotoshooting.

Im Schatten der Ausnahmeläufer beendeten die deutschen Vize-Meister Maylin Hausch/Daniel Wende (Oberstdorf/Essen/125,96) ihre WM-Premiere in Kalifornien auf Platz 15. Damit verfügt Deutschland überzwei Startplätze bei Olympia 2010 in Vancouver.

Mit einer starken Vorstellung hat der Franzose Brian Joubert Kursauf den Titel genommen. Der Sieger von 2007 setzte sich in derKurzkür vor den Amerikaner Evan Lysacek (USA) und den KanadierPatrick Chan. Wie im Vorjahr verpasste der deutsche Meister PeterLiebers das Kürfinale der besten 24 Läufer um Haaresbreite. Der 20Jahre alte Berliner beendete die Titelkämpfe auf Rang 25 undversäumte es, einen Startplatz für die Winterspiele zu sichern. «Ichhatte hier viel Pech, erst kamen die Schlittschuhe nicht an, dann zogich Startnummer eins und heut riss ein Gummiband am Hosensaum, aufdas ich vor dem Axel trat», sagte Liebers, der das Schlüsselelementdann nur doppelt sprang.