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Eishockey Eishockey: Spitzentrainer Xaver Unsinn wird 80

Von Gerd Münster 26.11.2009, 15:55
Der ehemalige deutsche Eishockey-Trainer Xaver Unsinn (Archivfoto vom 20.03.1983). Unsinn, der im Allgäu lebt, wird am Sonntag (29.11.2009) 80 Jahre alt. (FOTO: DPA)
Der ehemalige deutsche Eishockey-Trainer Xaver Unsinn (Archivfoto vom 20.03.1983). Unsinn, der im Allgäu lebt, wird am Sonntag (29.11.2009) 80 Jahre alt. (FOTO: DPA) dpa

Füssen/München/dpa. - Xaver Unsinn wird ein Achtziger, aber einegroße Party wie vor fünf Jahren wird es nicht geben. «Wir feiern imengsten Kreis», sagt Ehefrau Ilona. Der erfolgreichste deutscheEishockeytrainer wird seinen 80. Geburtstag an diesem Sonntag (29.November) nicht bei bester Gesundheit feiern können. «Er ist etwasangeschlagen, aber so geht es ihm ganz gut», teilt seine Frau mit.Unsinn selbst gibt keine Interviews mehr. «Früher hat er ja vielgeredet, aber heute sagt er nach zehn Minuten: Jetzt ist Schluss»,berichtet Alois Schloder. Der Ex-Nationalspieler hat regelmäßigenKontakt zu Unsinn und wird seinem Trainer am Sonntag «natürlich»persönlich gratulieren.

Bronzeschmied und Rekordmann - auch dank seines unverwechselbarenAllgäuer Akzent hat «Mister Eishockei» ein halbes Jahrhundertdeutsche Eishockey-Geschichte geprägt. Bei sechs Olympischen Spielenund zwölf Weltmeisterschaften sammelte der Allgäuer als Spieler undTrainer Erfahrungen wie kein anderer, und mit dem Gewinn derolympischen Bronzemedaille bei den Winterspielen 1976 in Innsbruckfeierte er seinen größten Erfolg als Trainer.

«Xaver Unsinn ist die Figur im deutschen Eishockey schlechthin undmit seinen Erfolgen das Aushängeschild», sagt Generalsekretär FranzReindl vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Der Verband hat ihn unddas Bronzeteam von Innsbruck zum WM-Eröffnungsspiel am 7. Mai in derVeltins-Arena auf Schalke eingeladen.

Auf das geliebte Golfspiel (Handicap 20) muss Unsinn seit längeremverzichten, doch bei den Spaziergängen vor seiner Haustür in Hopfenam See in Füssen liegt ihm das Paradies zu Füßen - im Hintergrund dieAllgäuer Berge, davor die Königsschlösser und der Hopfensee. «Er istlangsam, aber mit zwei Skistöcken geht das ganz gut», sagt FrauIlona.

Unsinn, der sich immer gerne ins Rampenlicht drängte und seinenSport so gut wie kein anderer verkaufen konnte, mochte in denvergangenen Jahren keinen großen Rummel mehr. Der Mann mit demPepitahut als unverwechselbares Markenzeichen pflegte aber nach wievor engen Kontakt zu den Altstars. So waren die «Jungs von Innsbruck»wie Erich Kühnhackl und Schloder beim 75. Geburtstag natürlich inUnsinns Haus zu Gast und erzählten über alte Zeiten. Auch am Sonntagwerde «der eine oder andere Spieler» kommen, berichtet Ilona Unsinn.

Unsinn, der als Einzelkind die Gemeinschaft suchte und deshalb dasEishockey seinen anderen Lieblingssportarten Skilaufen und Tennisvorzog, zählte die acht deutschen Meisterschaften als Spieler mit demEV Füssen, die Bronzemedaille von Innsbruck und den glänzendenAuftritt der Nationalmannschaft bei Olympia 1988 in Calgary zu denEreignissen, die ihn am nachhaltigsten beeindruckt und geprägt haben.Auch die WM 1989 in Schweden, wo man um Haaresbreite dem Abstiegentging, gehört dazu.

Mit 112 Spielen an der Bande war Unsinn hinter dem früherenrussischen Nationalcoach Viktor Tichonow der Trainer mit den meistenSpielen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. 1990beendete eine rätselhafte Krankheit die erfolgreiche Karriere vonUnsinn. Während der Weltmeisterschaft in der Schweiz war ergesundheitlich schwer angeschlagen und wurde vom DEB beurlaubt.

Xaver Unsinn bestritt als Aktiver 72 Länderspiele und schoss 24Tore. 1964 betreute er erstmals die A-Nationalmannschaft,anschließend wieder von 1975 bis 1977 und von 1981 bis 1990. AlsClubtrainer kam er mit der Düsseldorfer EG (1972) und dem Berliner SC(1974/1976) zu drei Meisterehren, 1979 wurde er mit dem SC BernSchweizer Meister. Eine große Auszeichnung wurde ihm 1998 zuteil, alser mit dem 1985 gestorbenen Berliner Eishockey-Idol Gustav Jaeneckein die «Hall of Fame» des Weltverbandes (IIHF) in Toronto aufgenommenwurde. 1996 erhielt Unsinn das Bundesverdienstkreuz.