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Eishockey-NHL Eishockey-NHL: Wayne Gretzky zu Tränen gerührt

Von Gunnar Meinhardt 10.10.2002, 16:23

Los Angeles/dpa. - Die Tränen konnte er nicht mehr zurückhalten. Mit einem verlegenen Lächeln wischte sich Wayne Gretzky seine Augen trocken, ehe er nach dem Mikrofon griff. «Ich werde euch niemals vergessen. Ich danke allen, dass ich ein Teil des besten Spiels der Welt sein konnte», sagte der große Eishockeyspieler an alter Wirkungsstätte gerührt. Minutenlang skandierte das Publikum im ausverkauften Staples Center seinen Namen. Den akustischen Höhepunkt erreichte der Jubel Augenblicke später, als vor der 19 000 Zuschauer fassenden Arena im Herzen von Los Angeles eine lebensgroße Bronze- Statue enthüllt wurde und sein silber-schwarzes Trikot mit der Rückennummer 99 für immer unter der Hallendecke verewigt wurde.

Emotionaler hätte die 87. Saison der National Hockey League (NHL) am Mittwoch nicht beginnen können. Die halbstündige Würdigung des ehemaligen Superstars vor dem Auftaktspiel zwischen den Los Angeles Kings und dem Gretzky-Team Phoenix Coyotes besaß den Glanz und Glamour einer Hollywood-Inszenierung. «Ich habe schon viele Momente erlebt, die unter die Haut gingen, doch das war einer der bewegendsten», sagte Gretzky, der in Begleitung seiner Ehefrau Janet und den vier Kindern sowie seiner Eltern die Ehrung entgegennahm.

Für ihn sei die «Stadt der Engel» sein zu Hause gewesen. «Ich gab mein ganzes Herzblut und meine Seele, bei allem was ich tat», betonte «The Great One». Im August 1988 war er von den Edmonton Oilers, mit denen er vier Mal den Stanley Cup gewonnen hatte, an die Pazifikküste gezogen und hatte das Puckspiel im «immer warmen und niemals regnenden Südkalifornien» aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Gretzkys Ausstrahlung war sogar so gewaltig, dass auch Teams aus San Jose, Anaheim, Phoenix oder Tampa Bay in der NHL aufgenommen wurden.

Bis zum Februar 1996 wirbelte der erfolgreichste NHL-Torjäger (894), der zeitweise im alleinigen Besitz von 61 NHL-Rekorden war, bei den Kings übers Eis. Der fünfte Meisterschafts-Triumph blieb ihm verwehrt. Dennoch und trotz der vier Oilers-Titel bezeichnete er das verlorene Stanley-Cup-Finale 1993 gegen die Montreal Canadiens als sein schönstes NHL-Endspiel: «Es war einfach ungeheuerlich».

Bereits 1999 hatte die NHL wie zuvor schon die Edmonton Oilers die «99» für immer eingefroren, nachdem der heute 41-jährige Kanadier am 16. April des gleichen Jahres im Trikot der New York Rangers sein letztes von 1 487 Meisterschaftsspielen bestritten hatte. Dabei soll es bleiben. Obwohl: Vor Beginn der Saison hatte ein guter Freund glaubhaft verbreitet, dass Gretzky, der Kanada bei den Winterspiele in Salt Lake City als Team-Direktor zum ersten Olympiasieg nach 50 Jahren geführt hatte, ein ernsthaftes Comeback plane.

«Ich vermisse das Spiel mehr, als ich es beschreiben kann. Doch ein Zurück gibt es nicht», versicherte er vor der Ehrung ehemaligen Profi-Kollegen aus Edmonton und Los Angeles, wie Jari Kurri, Paul Coffey oder Luc Robitaille. Daran ändere auch die anschließende 1:4- Niederlage seiner Phoenix Coyotes gegen die Kings nichts. Vom strahlenden Lächeln war im Gesicht des inzwischen erfolgreichen Geschäftsmannes nach der Schlappe allerdings nichts mehr zu sehen.